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Die Schatzhöhle

Die Schatzhöhle

Titel: Die Schatzhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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auf dem Kilimandscharo bewachten.
    Sie unterschieden sich von den Negern der Ostküste durch einen herrlichen Wuchs, hellere Haut und weniger krauses Haar. Erst Dr. Meyer, ein deutscher Afrikaforscher, entdeckte die Wohnstätten der Wadschagga über hundert Jahre später erneut und schloß Schutzverträge mit dem großen König von Moschi ab, mit Mandara, einem Nachkömmling des Fürsten, der zur Zeit im Dschaggaland regierte, da unsere Geschichte spielt.
    Maradsche eilte zu einer klaren Quelle, die aus einem in der Nähe gelegenen Felsen entsprang, streckte sich ein paarmal wie eine Katze und sprang weiter. Mit Leichtigkeit erklomm er tausend Meter des anderen Bergrückens. Dann allerdings wurde das Hinaufkommen schwieriger. Aber Maradsche kannte hier jeden Fußbreit Boden. Wie eine Bergziege stieg er weiter, ohne auch nur ein einzigesmal fehlzutreten.
    Maradsche war das letzte Glied einer Stafette, die von der Grenze des Reiches bis zu dieser Königsstadt führte. Alle Neuigkeiten, die die ständig auf Patrouille befindlichen Kundschafter entdeckten, wurden so auf schnellstem Wege in die Königsstadt gebracht. Dabei leisteten die Stafettenläufer Erstaunliches an Geschick und Ausdauer.
    Maradsche hatte nun auch diesen Bergrücken erklommen. Sein Standort erlaubte ihm einen herrlichen Ausblick über das ganze Gebiet von Moschi. Jenseits dieses Berges lag zwischen diesem und dem nächsten Höhenrücken ein wunderschönes, mattenreiches Tal, das aber nicht so tief war wie jenes, das der Läufer soeben durcheilt hatte.
    Das Tal, das jetzt vor seinem Blick lag, war das Königstal mit der Königsstadt. Es wölbte sich, schon zweihundert Fuß unter dem Kamm beginnend, etwa vierhundert Meter tief und stieg auf der anderen Seite wieder an, wo seine saftigen Felder fast bis zum nächsten Rücken hinaufreichten.
    Das Königstal war auch von der Niederung her zugänglich, aber Aradman, der Herrscher, hatte die offene Seite mit großen und ausgedehnten Hecken zupflanzen lassen und den Weg durch diese Hecken verboten.
    Jeder Besucher der Königsstadt mußte über die Berge.Und auch die Nachrichtenträger waren von dieser Anordnung nicht ausgenommen.
    Im Dschaggaland gab es für die Männer nur eine Beschäftigung. Das war der Kriegsdienst. Schon die Jungen wurden zu Lanzenwerfern, Bogenschützen oder Schleuderern erzogen und brauchten nie eine andere Arbeit zu verrichten. Alles, was in einem geordneten Haushalt und auf den Feldern an Arbeit anfiel, war Sache der Frauen.
    Und diese Frauen, die ebenfalls nackt gingen, waren Schönheiten. Einer der letzten Könige vor Aradman hatte Gesetze erlassen, wonach alle alternden Männer und Frauen, deren Körper keinen schönen Anblick mehr boten, ein Tuch, eine Bastmatte oder ein Fell als Bekleidung zu tragen hatten, wenn sie ihre Heimstätten verließen. Dieses Gesetz wurde auch von Aradman mit eiserner Strenge durchgeführt. Für die Frauen war eine bestimmte Altersgrenze festgesetzt, etwa fünfunddreißig Jahre. Wer von den Männern einen unansehnlichen Eindruck machte, bestimmte der König. Ein Mann nämlich, der Kleidung tragen mußte, schied aus dem Stand des Kriegers aus. Nun konnte man es sich aber auch im Dschaggaland nicht leisten, jeden zu bekleiden, dessen Bauch vielleicht eine Speckfalte auf wies; denn dieser Mann konnte durchaus noch ein brauchbarer Krieger im Dienst des Königs sein. Und es ist wohl überall in der Welt so, daß sich die Könige nicht gern durch Gesetz ihrer eigenen Soldaten berauben.
    Die Königsstadt selbst war ein Unikum. Sie hatte die Ausmaße einer europäischen Kleinstadt und war rings von einer aus gelbem Bast und Stroh geflochtenen Mauer umgeben.
    Aus dem gleichen Material waren die niedrigen, meist einstöckigen Häuser. Die Straßen waren mit herausgebrochenem Felsgestein belegt, das von Zeit zu Zeit von marschierenden Truppen wieder festgetreten wurde, wenn es der Regen gelockert hatte.
    Am Nordhang des Gebirges, über der Stadt, befand sich, wie ein Kloster in Tibet, das Schloß des Königs. Allerdings diente hier das Strohgemäuer nur als Fassade; denn die eigentlichen Gemächer waren in den Fels gehauen.
    Auf den umliegenden Feldern bauten die Frauen Bohnen, Hirse, Mais an. Die Felder waren durchbrochen von herrlichen Bananenhainen. Auf den Weideflächen grasten riesige Rinder-, Schaf- und Ziegenherden.
    Im Dschaggaland herrschte Wohlstand. Krach und Zank gab es nicht; denn alles gehörte dem König, der je nach Verdienst das Nutzungsrecht an

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