Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu
hast.“
„Habe ich ja, Pfote. Und wie.
Jedenfalls wird Koehl sich freuen, daß wir den Fall für ihn gelöst haben. Und
Goldammer sich wundern, wenn man ihm nachher die sichergestellte Beute zeigt.“
„Wahrscheinlich atmet er auf“,
sagte Gaby. „Der Bronzekopf ist zu auffällig. Den merkt sich auch jemand, der
keine Ahnung hat von Skulpturen. Und vielleicht erscheint von Agadscha
demnächst ein Foto in der Zeitung. Oder in einer Illustrierten. Natürlich in
Verbindung mit dem Verbrechen. Und das wäre alles sehr peinlich für Goldammer.“
Tim trat ans Fenster.
Unten auf dem Hof standen Koehl
und seine Leute, blickten umher und wußten nicht, wo es reinging.
19. Andenken an Erika?
In dieser Nacht sanken die
Temperaturen zum letztenmal bis nahe an den Gefrierpunkt. In vielen Gärten und
auf Baikonen erfroren Blumen. Leider auch etliche Bienen, die sich zu früh
herausgewagt hatten aus dem Bienenstock.
Der nächste Morgen war sonnig,
und nun sollte sich endlich ein richtiger Frühling einstellen — hieß es in den
Zeitungen — ein Frühling mit milder Luft und steigenden Temperaturen.
Jochen Ratzke, Goldammers
Schatzsucher, bewohnte eine Bude, deren Wände er dekoriert hatte mit Posters.
Sie zeigten Motorräder aller Art — solche von 1920 und ganz moderne, heiße,
schwere Feuerstühle.
Jetzt saß Jochen beim
Frühstück. Er hatte Hunger trotz seines Schnupfens. Rührei dampfte auf dem
Teller. Dazu gab es Weißbrot und Speck.
Jochen las Zeitung, den
STADT-KURIER.
Zuerst mal die Witze. Dann den
Sportteil. Anzeigen interessierten den 23jährigen nur selten. Es sei denn, er
brauchte besondere Ersatzteile für seine Maschine.
Heute war es geradezu
schicksalhaft, daß sein Blick über die Anzeigen huschte.
Achtung! Der weiße Jeep, der
gestern aus dem Parkhaus Bleihfreyer-Straße entwendet wurde...
„Ich glaube, ich spinne...“,
murmelte Jochen und las das Inserat zum zweiten Mal.
Dann dachte er nach.
Rührei und Speck wurden kalt.
Jochen erwog alle
Möglichkeiten.
Steckten die Bullen dahinter?
War eine Fangschaltung
eingerichtet bei der angegebenen Telefonnummer?
Er zog sich an und verließ seine
Bude.
Zwei Straßen weiter, die
Telefonzelle war richtig. Mochten sie die ermitteln per Fangschaltung. Ihn
juckte das nicht.
Er wählte: 3 65 13 22
„Ja?“ Eine Männerstimme.
„Ich rufe an wegen des
Inserats.“
„Der weiße Jeep?“
„Richtig.“
„Haben Sie ihn?“
Jochen grinste und näselte dann
in den Hörer: „Klar, Mann! Ich hab’ ihn. Er wird gerade umgespritzt. Dann rollt
er ab nach Italien. Mit ganz frischen Papieren.“
„Sie sind also... Autodieb.“
„Dieb? Aber nein. Ich klaue
doch nicht. Die Wagen laufen mir nach. Bevor sie weinen, nehme ich sie mit.
Alle sagen, sie möchten eine andere Farbe und in ein anderes Land. Weil ich ein
weiches Herz habe, erfülle ich ihnen die Wünsche.“
„Schon gut. Sie haben also mein
Inserat gelesen?“
„Was soll denn da drin gewesen
sein im Jeep?“
„Nichts, was für Sie wertvoll
ist. Aber mir liegt daran. Es geht um das, was im Handschuhfach war.“
„Das ist leer. Habe alles in
die Mülltonne geworfen.“
„Um Himmels willen!“
„Beruhige dich, Mann! Die
Mülltonne ist noch da. Aber das Zeug... Also, da waren ein Notizblock, eine
Taschenlampe, ein Freizeit-Atlas und ‘ne Plüschkatze.“
„Um diese Dinge geht es mir.
Sie sind Andenken meiner verstorbenen Frau. Ich biete Ihnen 500 Mark.“
Jochen lachte. „Mann, ich bin
doch kein billiger Jakob! 1000! Oder denkst du, ich gehöre zu denen, die
Mülltonnen ausleeren?“
„Das ist... also gut. Erika hat
mir soviel bedeutet, daß ich... also gut.“
„Du bist kein Bulle?“
„Nein. Bestimmt nicht.“
„Hast du einen Namen?“
„Ist das wichtig?“
„Sag irgendeinen.“
„Mürr.“
„Paß auf, Mürr! Wir machen das
so! Du legst das Geld in eine Reisetasche. Die gibst du ab bei der
Gepäck-Aufbewahrung am Hauptbahnhof. Den Gepäckschein wirfst du in den
Papierkorb links neben dem Ost-Eingang. Dann will ich dich nicht mehr sehen
dort auf dem Gelände. Klar?“
„Völlig klar.“
„Ich hole mir die Knete, fülle
den Kram in die Tasche und gebe sie wieder beim Gepäckschalter ab. Den
Gepäckschein schicke ich dir zu mit der Post.“
„Mit der Post?“
„Warum nicht. Sag deine
Adresse.“ Jochen feixte. „Mal sehen, wie du wirklich heißt. Ob du nicht doch
ein Bulle bist.“
„Nein, nein. Also... ich heiße
Edgar Mürr. Meine Adresse
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