Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu
begann zu bellen und
wollte sich auf den Ganoven stürzen. Aber Gaby hielt die Leine kurz.
Tim trat zum Tisch und schnürte
den Beutel auf.
„Karl, überprüf mal, ob wir
Wergl ins Bad sperren können. Es macht mich nervös, daß man dauernd auf ihn
achten muß.“
Karl war nach Sekunden zurück.
„Das ideale Gefängnis. Kein
Fenster — nur eine Ventilationsklappe oben an der Wand.“
Der Ganove mußte sich fügen. Er
wurde im Bad eingeschlossen.
Tim grinste, als er wieder am
Tisch bei der Beute stand. „Von Nervosität kann keine Rede sein. Aber er soll
nicht sehen, was wir machen. Ich vermute, der afrikanische Bronzekopf ist bei
der Beute. Den stauben wir ab.“
„Das wäre Unterschlagung“,
sagte Gaby.
„Wir leihen ihn ja nur aus. Die
gesamte andere Beute kriegt Koehl. Und den Wergl dazu. Kannst schon mal im
Präsidium anrufen, Karl. Aber sprich leise, damit Wergl nicht ausrastet. Der
Bronzekopf — falls wir ihn finden — gibt uns die Möglichkeit, Goldammer aufs
Fell zu rücken. Und zwar so, daß wir ihn beweiskräftig überführen.“
„Das geht doch jetzt auch“,
meinte Klößchen.
„Nicht unbedingt. Goldammer
könnte bestreiten, daß Wergl bei ihm den Bronzekopf entwendet hat.
Selbst wenn Wergl die Wahrheit sagt, würde man ihm — dem Kriminellen — weniger
glauben. Notfalls könnte Goldammer behaupten, die Skulptur wäre ihm angeboten
worden zum Kauf von einem Unbekannten — in Afrika oder während der Seereise.
Beweis mal das Gegenteil! Nein, wir machen das anders.“
Während Karl telefonierte,
untersuchten Tim und Klößchen die Beute. Gaby sah zu, ohne etwas anzurühren.
Aber auch sie staunte über das,
was hier zum Vorschein kam.
Karl hatte das Telefon im
Schlafzimmer entdeckt und Kommissar Koehl angerufen, der wieder im Präsidium
war.
„Ihn hat’s fast vom Stuhl
gehauen. Hoffentlich habe ich die richtige Adresse gesagt: Richtgeber Platz
neun — Hinterhof, dritter Stock, bei F. Wergl.“
„Stimmt.“
„Da ist noch was drin.“
Karl griff in den Leinenbeutel,
der sich — seines Inhalts fast gänzlich beraubt — in eine schlappe Hülle
verwandelt hatte. Aber das Beste — wie so oft — kam zum Schluß.
Beidhändig holte Karl eine
Skulptur hervor.
Sie war’s.
Alle staunten den Bronzekopf
an.
Er war schwer, kinderkopf-groß,
schön und häßlich zugleich.
Karl stellte ihn auf den Tisch.
Ein Königskopf. So also hatte
vor Jahrhunderten ein afrikanischer Herrscher ausgesehen.
Dunkle Bronze, abgegriffen. Ein
wildes Gesicht. Alle Züge kunstvoll gearbeitet.
„Daß es was Besonderes ist“,
sagte Tim, „erkennt auch der Laie. Ich weiß nicht, ob ich ihn mir hinstellen
würde. Als Kunstobjekt oder Paperweight (Briefbeschwerer). Dieser
dämonische Blick — irgendwann hätte ich ihn über.“
Gaby und Klößchen stimmten zu.
Karl meinte, er gefiel ihm.
„Er braucht einen Namen“, sagte
Gaby.
„Agadscha“, schlug Karl vor.
„Häh?“ meinte Klößchen. „Klingt
russisch.“
„Agadscha war der berühmteste
König in diesem afrikanischen Staat, und zwar kurz nach 1700.“
„Wenn wir unseren Computer-Karl
nicht hätten“, lachte Gaby. „Also, Agadscha, wo verstecken wir dich?“
In der schmuddeligen Küche fand
Tim eine Plastiktüte. Agadscha wurde in die Tüte gewickelt. Mit ihr unterm Arm
verließ Karl die Wohnung.
Sobald hier alles gelaufen war,
wollten sich die Kids bei den Tretmühlen treffen, also in der Lohrinde-Gasse
vor dem Café.
Es wurde höchste Zeit für Karls
Abflug, denn Koehl und seine Leute nahten mit Sirenengeheul.
Erst jetzt konnten sich Gaby,
Tim und Klößchen umsehen in Wergls Behausung.
Gab es Hinweise auf andere
Verbrechen?
„Seht euch das an!“ rief Gaby
und deutete zur Wand, wo ein gerahmtes Foto hing. Das Foto einer Frau.
„Die Lohmann!“ sagte Tim. „Wie
sie lächelt! Und was hat sie aufs Foto geschrieben? Meinem... geliebten...
Fabian! Versteht ihr? Die beiden haben’s miteinander.“
„Das hieße ja“, sagte Klößchen,
„sie stecken unter einer Decke.“
„Anzunehmen. Dann hat Wergl den
Tip von ihr. Seltsam!“ Tim rieb sich die Nase. „Ich hatte den Eindruck, die
Lohmann wäre Goldammers Vertraute.“
„Kann sie doch trotzdem sein“,
meinte Gaby. „Was glaubst du, wie falsch manche Weiber sind!“
„Schon möglich“, lachte er.
„Mir will so was immer nicht in den Kopf. Weil ich zuviel Achtung habe vor den
weiblichen Teil der Menschheit.“
„Es genügt völlig, wenn du vor
mir Achtung
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