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Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu

Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu

Titel: Die Schatzsucher-Mafia schlägt zu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ist…“
    Jochen notierte sie.
    Vielleicht würde Mürr ihm
auflauern. Aber da war keine Chance.
    Jochen Ratzke war Bahnarbeiter
und jobbte zur Zeit hinter den Kulissen der Gepäck-Aufbewahrung, halbtags.
    Der Austausch Geld gegen den
Kram würde sich vollziehen wie von Geisterhand.
    „Wann soll ich starten?“ fragte
Mürr.
    „Was für einen Tag haben wir
heute?“
    „Samstag.“
    „Tatsächlich? Schon wieder. Und
jetzt ist es halb zehn. Sagen wir: früher Nachmittag. Nach 14 Uhr.“
    „Gut, dann kann ich mir das
Geld noch besorgen. 1000 DM habe ich nicht mehr in der Brieftasche.“
    „Darunter mache ich’s nicht.“
    „Sie kriegen Ihr Geld. Ganz
bestimmt.“
    „Will ich hoffen“, sagte Jochen
und legte auf.
    Er ging zu seiner Adresse
zurück. Die Mülltonnen standen auf dem Hof, wo auch Jochens Maschine parkte.
    Müllabfuhr war erst
Montagmorgen.
    Der Ganove wußte noch, in
welche Tonne er die Sachen geworfen hatte. Unter Speiseresten und benutzten
Kaffeefiltern holte er alles hervor.
    Freizeit-Atlas und Plüschkatze
waren feucht und rochen nach Matjeshering.
    Jochen wischte Soßenreste weg
und trug die Sachen in seine Bude hinauf.
    Wenn das Goldammer wüßte.
Ausdrücklich verboten hatte der ihm, irgendwie auffällig zu werden. Schatzsuche
mit dem Metalldetektor — das müsse genügen. Vonwegen! Jochen klaute Autos seit
seinem 17. Lebensjahr. Davon ließ er nicht ab. Und Jeeps, gut erhalten, waren
zur Zeit sehr gefragt bei der Autoschieber-Bande, für die er anlieferte — drei
Schlitten pro Monat, mindestens. Daran verdiente er mehr, als Goldammer ihm
zahlte. Vielseitigkeit! Das war’s. So kam man voran.
    Er betrachtete die Sachen.
    Der Notizblock war leer.
    Andenken an Erika? Dieser
Plunder?
    Andererseits: Manche Typen waren
so sentimental, daß sie abgelutschte Kirschkerne aufbewahrten, Eintrittskarten,
nichtssagende Briefe oder Kaugummi-Papier.
    Jochen knetete an der
Stoffkatze herum. Da war nichts drin.
    Er blätterte den Atlas durch.
Freizeit auf Karten. Für Wanderungen, Ausflüge, Picknick, Camping,
Geländespiele...
    Der Atlas behandelte die
Umgebung der Großstadt. Karten im großen Maßstab. Da war alles, aber auch
wirklich alles eingezeichnet.
    Jochen blätterte weiter.
    Seite 34...35...36...37...38...
    Halt!
    Er blätterte zurück.
    Gebannt starrte er auf Seite
37.
    Diese Karte zeigte ein Gebiet
westlich der Stadt: zwischen der nord-südlich verlaufenden Bahnlinie und den
Klimmröder Bergen, einer Hügelkette.
    Höchstens fünf Kilometer war er
breit, dieser Geländestreifen, aber reich an beliebten Ausflugszielen: einem
Bagger-See, der Schloßkirche Fichtmannsreuth, dem Stockhammer Moor — einem
Naturschutzgebiet mit seltenen Pflanzen, Lurchen und Vögeln — sowie der
sogenannten Urnenfeld-Platte.
    Letzteres war ein historisches
Ausgrabungsgebiet, wo staatsbeamtete Archäologen in den dreißiger Jahren den
Boden umgepflügt hatten und zu Tage gefördert, was er hergab — nämlich tolle
Schmuck- und Ausrüstungs-Gegenstände aus der Zeit um 1000 vor Christi, der
ausgehenden Bronze-Zeit also, die so heißt, weil die damaligen Zeitgenossen
Bronze verarbeiteten für alles, was sie benötigten.
    Inzwischen galt diese
Ausgrabungsstätte als ausgebeutet und interessierte niemanden mehr.
    Mit einer Ausnahme: Jochens
Chef Goldammer glaubte fest daran, daß sich dort ein legendäres Grab befinde.
Das eines hünenhaften Kriegers der Bronzezeit.
    Wie irre hatte man in den
dreißiger Jahren danach gesucht; gefunden aber nur den Gürtel jenes Typs, der
hier vor 3000 Jahren gewandelt war.
    Bronze-Verzierungen am Gürtel
ließen Rückschlüsse zu: auf die Bedeutung des Kriegers, der mindestens ein
Fürst gewesen war.
    Da der Gürtel in geschlossenem
Zustand gefunden wurde, konnte man außerdem — streng wissenschaftlich —
Rückschlüsse ziehen auf den Körperbau jenes Mannes, der als Krieger mutmaßlich
nicht unter Fettleibigkeit gelitten hatte. Für seine Zeit mußte er ein Riese
gewesen sein, 181cm hoch, was ja heutzutage jeder Schlapp-Fuzzi mit Krummrücken
an die Meßlatte stellt.
    Aber damals, als die Menschen
noch klein waren, hatte der Krieger seinesgleichen um Haupteslängen überragt.
Nur gefunden hatte man ihn nie — trotz der entschlüsselten Hinweise auf seinem
Gürtel.
    O Mann! dachte Jochen.
Goldammer spinnt. Und ich habe mich dort dumm und dämlich gesucht mit dem
Metalldetektor. Jeden Fußbreit Boden habe ich sondiert über Wochen und Monate.
Aber überzeugt, daß es dort nichts

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