Die Scheune (German Edition)
war wirklich schön. Sie unterhielten sich wieder einmal über die Dinge, die sie von dem eigentlichen Problem ablenkten. Sarah fühlte sich erleichtert und aufgemuntert, bis sie die erste Welle warf: „Du wolltest doch wissen, wo ich gestern war. Ich war bei Dr. Hendell.“
Diese Äußerung ließ Dane erstarren. Er wollte diese Worte nicht von ihr gehört haben, und seine Kaumuskeln fingen nervös zu zucken an. „Und?“
„Ich habe mich nur mit ihm unterhalten.“
„Über mich?“
„Ja, über dich, das heißt, über deine Vergangenheit und deine Ängste zu der Krankheit deines Vaters. Dane ...“
„Über was??“
„Dass du neurotische Störungen in deiner Kindheit erlitten hast.“
Er konnte es nicht glauben! „Und weiter?“
Sarah glaubte tatsächlich, dass es ihn zu interessieren schien. Sie ahnte nicht, dass es kein Interesse war, sondern er nur einen Grund suchte, um erneut seinen Hass zu spüren. Der Hass war ihm in der letzten Zeit so dringend wie nichts anderes geworden – genauso wie die Wut. Und er hatte im Grunde den ganzen Morgen nur darauf gewartet, das alles wieder aufleben zu lassen. So ahnte Sarah nicht, was sie mit ihren Worten anrichtete und fuhr fort: „Na, dass die Möglichkeit besteht, dass du nur schlichtweg einer Zwangsneurose erlegen bist. Das ist nichts Ungewöhnliches. Du hast einfach nur Zwänge, die du nicht ablegen kannst. Man kann lernen, damit umzugehen. Wenn allerdings die Lust dazukommt ...“, sie dachte widerwillig an die Perversion, die unmittelbar mit der Lust verbunden ist, „dann musst du etwas unternehmen. Das ist eine ganz große Gefahr. Oh, Dane, würdest du versuchen, mit Dr. Hendell einmal zu reden?“
Er verstand das Kauderwelsch ihrer Worte nicht, aber er spürte das Brodeln in sich. Ja, darauf hatte er gewartet! Jetzt hatte sie wieder alles kaputtgemacht: das schöne Frühstück, seinen guten Willen, seine Beherrschung. Jetzt war es genug. Ihm war nicht mehr nach Ruhe zumute. Sein Kopf zog sich zu einem Vakuum zusammen. Es war gut, dass sie ihn soweit gebracht hatte, nicht er selbst. Das machte vieles leichter, besonders sein Schuldgefühl.
Während ihn das Loch willkommen hieß, schaute sie auf das Sideboard und sah, dass das Radio verschwunden war.
„Wo ist das Radio?“, fragte sie.
„Kaputt.“
„Was? Kaputt? Aber gestern lief es doch noch.“
„Ich habe es gestern Morgen zu Boden geschmissen, nachdem du weg warst. Ich war so wütend!“
„Auf mich?“
„Auch. Auf alles. Sarah, können wir uns heute einen schönen Tag machen und alles vergessen?“, versuchte er ein letztes Mal einzulenken, aber Sarah fragte: „Hast du denn gar nicht zugehört?“
Dane schaute sie mit flehendem Blick an.
„Dane, es ist mir bald ganz egal, was mit dir passiert, aber glaub' mir, wenn du mir auch nur ein Haar krümmst, siehst du mich nie wieder!“
Das saß! Dann passierte es!
Ja! Ja!, schrie das Loch. Mach sie fertig! Sie hat es nicht anders verdient!
Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Sarah hatte es genau gesehen und genau das erreicht, was sie nicht wollte. Er sprang von seinem Stuhl auf und schmiss ihr den gesamten Frühstückstisch entgegen. Sie reagierte schnell und sprang nach hinten weg. Scheppernd landeten das Glas, das Porzellan und die Kerzen auf dem Boden vor ihren Füßen. Die Reste von ihrem Marmeladentoast schmierten sich an die linke Seite ihres Morgenmantels. Ihr Herz raste. Es war also alles wieder nur Schau gewesen. Sie guckte ihn angstvoll an. Der Hass war ihm ins Gesicht geschrieben. Es verzerrte sich so komisch, und sie konnte nicht anders, als ihn anzuschreien: „Daaane!!“
Sie sah noch, wie seine Hände nach ihrem Hals griffen und wich ihm erschüttert aus. Er konnte sie nicht erreichen, der Tisch lag zwischen ihnen. Noch nie war sein Blick so unheimlich gewesen. Sarahs Herz klopfte bis zum Hals. Sie holte aus und schlug ihm so kräftig mit der Faust gegen die Wange, dass er zur Seite taumelte. Daraufhin rannte sie die Treppe hinauf zum Schlafzimmer und schloss sich wimmernd ein. Verzweifelt brach sie auf dem Bett zusammen. Für sie war es das Ende auf dieser Farm!
Sie horchte auf die Geräusche, die aus der Küche nach oben drangen. Dane schien die Küche aufzuräumen – dann ein Türknall. Er unternahm wieder einmal einen Fluchtversuch.
Ungewaschen schlüpfte sie in eine Jeans und einen Pullover und holte einen Koffer vom Kleiderschrank herunter. Dann hörte sie den Chrysler aufheulen und rannte
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