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Die Scheune (German Edition)

Die Scheune (German Edition)

Titel: Die Scheune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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Hoffnung gab. Sie lächelte heute zum ersten Mal und ging. Dane muss nur lernen, sich mitzuteilen, dachte sie. Das ist alles.
     
    Dr. Hendell sackte erschöpft auf seinem Stuhl zusammen und war sich nicht mehr sicher. Er hatte ihr vielleicht zu viel Mut zugesprochen. Er hatte Hoffnungen ausgesprochen, die ihm plötzlich zuwider waren. Das Bild wurde immer klarer, und es passte zu Sarahs Aussagen. Er sah einen Fall voller Komplikationen und suchte noch an diesem Abend die Adresse der städtischen Psychiatrie in Kansas City heraus. Auf einem Zettel schrieb er die Telefonnummer und legte sie zu seinen Aufzeichnungen, die er noch bis in den späten Abend vervollständigte. Er sah das Problem nicht in Danes Verschlossenheit; er sah es in einer sich anbahnenden Gewalt den Menschen gegenüber, von denen er sich bedroht fühlte. Und dazu gehörte auch Sarah. Und jetzt sogar er selbst.
     
    *
     
    Die Gelton-Farm zeigte sich wie immer in eine große Ruhe getaucht. Das Farmhaus war verschlossen, die Scheune zugesperrt und der Hof in peinlicher Ordnung geführt.
    Als Sarah das Auto in der Scheune abgestellt hatte und die Eingangstür aufschloss, kam ihr der Duft von gebratenem Fisch entgegen, was sie erleichtert aufatmen ließ. Er hatte sich Essen gekocht. Auch hier war alles wieder sauber aufgeräumt – wie immer.
    Das Gespräch mit Dr. Hendell ging ihr die ganze Zeit durch den Kopf. Abgesehen von Danes auffälliger Reinlichkeit könnte auch alles auf sein jahrelanges Junggesellenleben zurückzuführen sein. Zudem hatte er über viele Jahre ein Geschäft in der Gastronomie geführt, das nur mit einer sorgfältigen Hygiene und strengen Disziplin erfolgreich sein kann.
    Sarah entspannte sich etwas. Vielleicht war er auch nur das Opfer ihrer Unsicherheit geworden.
    Ihre Gedanken wurden in dem Moment zerstört, als sie das Haus betrat und er hinter der Tür stand, die er mit einer harten Bewegung zuschlug. Sarah blieb das Herz stehen! Sein Griff zu ihren Schultern war schnell und schmerzte sie furchtbar. Sie konnte kaum atmen. Er war zornig und schrie sie an: „Wo warst du?!“
    Sie fuhr zusammen und wehrte sich gegen den starken Druck an ihren Schultern. Eingeschüchtert antwortete sie: „Bei Heather, warum?“
    „Weil ich dort angerufen habe, und du warst nicht dort! Verdammt! Du lügst! Warum?“
    Sarah fielen keine Ausreden oder Entschuldigungen ein, nicht so schnell. Sie schluckte und versuchte ihre Phantasie zu aktivieren, aber der Überfall von Dane schockierte sie zu sehr. So rief sie: „Ich kann es dir nicht sagen!“
    „Was kannst du mir nicht sagen? Was?!“
    „Dane!“, schrie sie hysterisch. „Fass mich nicht an! Ich hasse das!“
    Schlagartig kehrte Ruhe ein. Er kniff seine Augen schmerzverzerrt zusammen und ließ von ihr ab. Wutgebeugt drehte er sich weg, weg aus ihrem Sichtfeld, weg aus ihrem Weg. Sarah brach in Tränen aus. Er hatte es wieder einmal geschafft, all ihre Hoffnungen, die sie so mühselig am Tag erarbeitet hatte, in wenigen Sekunden zu zerstören.
    Als er die Badezimmertür hinter sich zuschloss und kurze Zeit später duschte, ließ sie sich verzweifelt auf das Sofa fallen und weinte hemmungslos.
     
    Die Dusche veränderte ihn wieder kolossal. Seine Ruhe, der nette Blick und die Zärtlichkeit, mit denen er auf seine Frau zuging, konnte Sarah nicht für möglich halten. Sein Schauspiel endete dann wieder mit ihr im Bett. Das war merkwürdig. Schon wieder suchte er sexuelle Befriedigung nach einem Streit. Erregte ihn dieser Zustand in letzter Zeit mehr, als die Harmonie?
    Er versuchte sie zu lieben, aber seine Zärtlichkeit hatte sich verändert. Seine Küsse und seine Berührungen hatten nichts Sanftes mehr an sich. Er wirkte tollpatschig und grob. Brutal drang er in sie hinein und ließ sich danach in einen tiefen Schlaf fallen. Sarah lag nur da. Es machte sie konfus, diesem vierzehn Jahre alten Gefühl aus ihrer ersten Ehe wieder zu begegnen. Sie suchte nach Entschuldigungen, die sie schließlich fand: da war seine Anspannung und seine Verwirrung durch das ganze Durcheinander an diesem Tag. Zu viele, nur allzu verständliche Neurosen.
     
    *
     
    Dane drehte das Spiel einfach um. Er stand am nächsten Morgen früher auf als sie und bereitete ein liebevolles Frühstück zu. Unten versuchte er schnell zu duschen und erweckte durch zwei Kerzen auf dem Frühstückstisch den Versuch einer Entschuldigung. Er empfing Sarah mit einer Umarmung und einem zärtlichen Kuss. Ihr gemeinsames Frühstück

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