Die Scheune (German Edition)
geschwind zum Flurfenster. Das Scheunentor stand offen. Dichte Staubwolken bäumten sich über den Hof. Der Chrysler verlor sich als kleiner Punkt zwischen den grünen Maispflanzen.
Sie überlegte nicht lange und handelte schnell. Sie warf ihre Unterwäsche, ein paar Pullover und zwei Hosen quer durch das Zimmer in den Koffer, der weit geöffnet auf dem Bett stand. Wutentbrannt drückte sie den Kleiderhaufen zusammen und schloss den Koffer. Bevor sie ein Taxi abholte und sie die Farm endgültig verlassen würde, musste sie noch unbedingt Dr. Hendell informieren. Sie wühlte hektisch in der Schublade unter dem Telefon herum und konnte das Telefonbuch nicht finden. Sie lief ins Wohnzimmer und fand es dort. Es lag in tausend Papierschnipsel zerrissen auf dem Boden herum. Wann um Himmels Willen hatte er das getan? Hatte er nach Heathers Nummer gesucht? War sie gestern so blind gewesen und hatte das alles, als sie heimgekommen war, übersehen? Was wollte er damit bezwecken? Sie zitterte. Das konnte sie nicht mehr entschuldigen. Sie sackte über den Papierschnipseln zusammen und weinte.
Irgendwann kam sie wieder zu sich und ließ sich über die Auskunft mit Dr. Hendell verbinden. Es sollte in seiner Hand liegen, was jetzt weiter mit Dane passieren sollte. Sie fühlte sich zu keiner Entscheidung mehr in der Lage.
„Schnell, ein Notfall!“, flehte Sarah in den Hörer. Die Dame im Vorzimmer verband sie sofort. Dann hörte sie: „Hendell.“
„Oh Gott, gut, dass ich Sie erwische. Hier ist Sarah. Es ist soweit. Dane hat versucht, mich anzugreifen!“
„Sarah, hören Sie ...“
„Ich werde gleich abreisen. Ich kann nicht mehr! Es ist aus! Bitte kümmern Sie sich um alles weitere!“
Er redete lauter: „Sarah, hören Sie! Ihr Mann ist bei mir.“
Sarah erstarrte. Wie war das möglich? Es konnten kaum mehr als dreißig Minuten seit dem Zwischenfall in der Küche vergangen sein. Wie schaffte Dane es immer wieder, so schnell den Ort zu finden, an dem sie ihn am wenigsten vermutete?
„Was sagen Sie?“, flüsterte sie ungläubig in den Hörer.
„Ihr Mann ist eben gekommen. Er war ziemlich außer sich, so dass ich ihm eine Spritze zur Beruhigung gegeben habe. Ich glaube, er schläft jetzt im Nebenzimmer. Es ist alles in Ordnung.“
Sarah sah auf den Koffer, der fertig gepackt zu ihren Füßen stand. Sie wurde plötzlich unsicher, mit ihrer Abreise das Richtige zu tun – jetzt, nachdem Dane endlich handelte.
Dr. Hendell unterbrach die Stille: „Was haben Sie getan, dass er gekommen ist?“
Seine ruhige Stimme beruhigte sie.
„Ich habe ihm heute Morgen erzählt, dass ich bei Ihnen war.“
„Prima. Es ist gut, dass ich ihn bei mir habe. Wenn es Ihnen recht ist, kommen Sie doch bitte heute Abend um sechs mit einem Taxi vorbei. Ich glaube, er hat den Wagen bei sich. Es wäre besser, wenn er heute nicht mehr fährt. Ich werde ihn nachher wahrscheinlich noch einmal ein Beruhigungsmedikament geben.“
„Aber ich hatte gerade vor, die Farm zu verlassen. Wir haben abgemacht, dass ich gehe, wenn er mich tätlich angreift. Ich kann das nicht. Sie können nicht von mir erwarten, dass ich einen weiteren Angriff riskiere.“
Dr. Hendell schaute durch die offene Tür in sein Nebenzimmer. Dane schlief fest und ruhig.
„Ja, das kann ich verstehen. Es liegt mir auch fern, Sie zu überreden, aber wäre es jetzt nicht sinnvoller, gemeinsam die Therapie zu beginnen? Ich werde noch Dr. Carrouthers anrufen und mich von dieser Seite absichern. Ich meine, dass keine organischen Ursachen, wie zum Beispiel eine Tumorbildung, für sein Verhalten verantwortlich sind. Haben Sie Freunde hier in der Stadt? Vielleicht könnten Sie da unterkommen.“
„Heather, meine Freundin, wohnt hier in der Stadt. Aber ihr Mann ist mir gegenüber sehr reserviert. Nein, das wäre keine gute Hilfe. Ich glaube, Sie haben Recht. Ich werde hier bleiben.“
Dr. Hendell lächelte zufrieden. Er sah momentan auch keine bessere Lösung, die naheliegend genug wäre, der Therapie einen guten Ausgangspunkt zu geben. So verstärkte er sie in ihrem Vorhaben: „Ja, Sarah, das wäre sehr mutig und für Dane das Beste. Wie schon gesagt, ich werde ihm ein starkes Beruhigungsmedikament gegen Abend geben. Dann können Sie beruhigt die nächsten vierundzwanzig Stunden mit ihm verbringen. Morgen sehen wir dann weiter. Ich muss erst mal ein Gespräch mit ihm führen. Sind Sie damit einverstanden?“
Sie lächelte erleichtert, während sie sprach: „Ja, das würde
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