Die Scheune (German Edition)
meines Knochens – brennend und stechend. Blut floss. Jaulend ging ich in die Knie.
Immer noch hing der Arm von Dane schlaff herunter, nur die Waffe hielt er im leichten Winkel nach oben. Ich hörte noch den Hohn in seiner Stimme, als er sagte: „Das war deine Chance! Du hast sie leider verpatzt!“ Dann spürte ich einen harten Tritt gegen meinen Kopf. Das ließ mich meine falschen Hoffnungen vergessen. Ich fiel benommen zu Boden.
Dane starrte mich an und schmiss die Waffe zur Seite. Er sah zu dem toten Polizisten, der in der Eingangstür lag und zog ihn in die Küche hinein. Dann suchte er nach einer Kordel, um mich zu fesseln.
Mein letzter Weg auf dieser Farm sollte zur Scheune sein. Sie hatte für Dane immer noch eine magische Anziehungskraft für das Grausame.
Der Dreck, durch den er mich zog, bohrte sich in Augen, Mund, Nase und Ohren. Das ließ mich mehr und mehr wieder zu mir kommen. Der Staub brachte mich zum Husten. Es schmerzte überall, jedoch am meisten an meinem Oberschenkel. Mein gesunder Menschenverstand konnte dem, was da passierte, nicht folgen.
Dane zog mich in die Scheune bis zum Chrysler. Mein Kopf streifte eine Lache aus Erbrochenem. Das löste auch bei mir einen Brechreiz aus, dem ich widerstandslos nachgab. Dann ließ er mich einfach liegen und schloss die Scheunentür. Jetzt umschwirrte mich eine unheimliche Dunkelheit. Ich war alleine. Dane war nicht bei mir geblieben. Er hatte mich abgelegt wie ein Stück Vieh, dem er sich später zuwenden wollte. Was hatte er vor? Ich zerrte an den Fesseln herum, aber sie waren zu fest. Panisch blickte ich auf die Ritzen der Bretter, die ein paar Strahlen der morgendlichen Sonne auf meinen Körper warfen. Ich heulte, versuchte, mir eine Vorstellung von Danes Vorhaben zu machen. Stellte aber deprimiert fest, dass die Möglichkeiten seiner Ideen nach wie vor bis ins Unermessliche gingen.
Dane Gelton ging zurück zum Haus. Er war froh , erst vorige Woche den großen Benzinkanister nachgefüllt zu haben. Das Benzin reichte für das gesamte obere Geschoss bis hinunter zum Wohnzimmer. Er warf den leeren Kanister in die braune Keramikspüle der Küche und besah sich ein letztes Mal sein Mobiliar, was er so liebevoll mit Sarah ausgesucht hatte. Alles war vorbei. Mit einem letzten Blick verabschiedete er sich von diesem Leben. Der Geruch von Kaffee lag noch in der Luft, wich dann aber dem Geruch von Benzin. Dann fiel innerhalb von Sekunden alles dem Feuer zum Opfer. Alles löste sich in versenkendes Desaster auf. Das Farmhaus stand in Flammen. Die Leiche von Sergeant Bucks verformte sich zu einem zusammengekrümmten und verkohlten Wesen.
Nur mein Chevy und Bucks Einsatzwagen erzählten noch von der Anwesenheit zweier Männer, die heute Morgen nichtsahnend ihre Augen geöffnet hatten.
Dane stand in der Mitte des Hofes und sah zu den Flammen, die aus dem Farmhaus loderten. Er jagte einen letzten Schrei über die Farm. Was für ein Abgang! Er vernichtete nicht nur sein Elternhaus, er vernichtete mit diesem Feuer sich selbst. Es war für ihn das Höchste, sein Ende selber zu bestimmen. Was konnte schöner sein, als das Spiel seines Lebens hinter sich gebracht zu haben. Das Feuer war immer schon ein Symbol seiner Handlungen auf dieser Farm.
Ich kam ihm wieder in Erinnerung. Er ließ von dem Anblick des Feuers ab und ging zur Scheune. Kraftvoll stieß er beide Türen nach innen auf und ließ helles Sonnenlicht hineinfluten. Sein Blick fuhr über die beiden Autowracks bis hin zu mir. Ich lag immer noch gefesselt neben der Fahrertüre seines Chryslers. Meine Lage war aussichtslos. An Hilfe verschwendete ich keine Gedanken mehr, und auch einer neuen List gestand ich keine Chancen mehr zu. Ich wollte nur noch das über mich ergehen lassen, was Dane für richtig hielt.
Dane kletterte über mich wie über einen räudigen Hund hinweg und setzte sich auf den Fahrersitz, dessen Lehne immer noch in Liegestellung war. Er schaltete das Radio ein und ließ sich erschöpft nach hinten fallen. Ein Oldie von Meat Loaf ertönte über den Sender. Bat Out of Hell traf genau seine Stimmung, und er sang lauthals mit.
Ich lag am Boden wie ein ausgedientes Werkzeug. Wo mich Dane früher mit Leben und Lachen erfüllt hatte, nahm er in diesem Moment alles wieder aus mir heraus. Zurück blieb eine katastrophale Leere in mir. Ich dachte immer, dass das Gefühl vor einem schmerzhaften Tod ganz furchtbar sein würde, so unvorstellbar furchtbar, dass mein Horizont dafür nicht
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