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Die Scheune (German Edition)

Die Scheune (German Edition)

Titel: Die Scheune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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Forschung befasse sich mit Kranken der Psychopathie und Perversion, mit Kurzschlüssen von Amokläufern und somit hochkriminellem Potential. Dane wäre wohl eher ein Fall für die Neurologie. Sie sahen die Gefahr einer Verwechslung und von Missverständnissen. Nämlich zu Ergebnissen zu kommen, die zufälligerweise krankheitsähnlichen Symptomen im Rahmen ihrer Forschung glichen. Man konnte bei Dane ja nicht mehr von einer normalen Kontrollperson sprechen. Man wusste überhaupt nicht, wovon man sprechen sollte, wo ein Maß zu setzen war und was sie überhaupt finden sollten. Und sie verboten sich, Untersuchungen in eine nicht erforschte Richtung zu wagen.
    „Und dafür bin ich hierher gekommen? Um mir das anzuhören? Warum wurde die ganze Aktion von der Versicherung unterstützt? Herrgott!“, schrie ich aufgebracht in die Runde.
    Der Professor legte nachdenklich sein Kinn zwischen Zeigefinger und Daumen und überlegte sich die Antwort gut: „Es kommt auf die Darstellung des Falles an.“
    „Wie soll ich das bitte verstehen?“ Ich wurde bissig und fühlte mich aufgebracht.
    „Wie ich es sagte, es kommt darauf an, wie Sie seinen Fall bei der Versicherung dargestellt haben.“
    Das ließ mich unbehaglich räuspern. Der Versicherung hatte ich einen verschleierten Bericht zukommen lassen, um die Genehmigung für diese Untersuchung zu bekommen.
    „Sehen Sie, nachdem Ihr Patient nur gerade drei Wochen nach dem Vorfall Probleme mit sich hat, können wir ihm nicht diese Untersuchungen zumuten, geschweige denn, das alles vor der Versicherung rechtfertigen. Hat Ihr Patient sich je zuvor auf krimineller Ebene bewegt? Sind Beweggründe vorhanden, ihn als krank im Sinne unserer Forschung zu sehen? Er hat einen schlimmen Überfall hinter sich, das ist uns klar, aber das ist auch alles, was wir wissen. Wir können doch nicht jeden Patienten, der überfallen oder vergewaltigt worden ist, hier in dieses Forschungsprogramm aufnehmen, nur weil er nicht so reagiert, wie Sie es gerne hätten. Und schon gar nicht nach so kurzer Zeit. Wo kämen wir da hin? Wir sollten doch nicht anfangen, einfach grundlos nach psychopathischen oder perversen Neigungen zu suchen. Das ist doch in diesem Falle – entschuldigen Sie die Ausdrucksweise – völlig hirnverbrannt, Dr. Clark.“
    Ich wurde rot und wütend zugleich, fühlte mich missverstanden und abgeblockt, eingeengt von der Überzahl der Kapazitäten und wurde wieder laut: „Verdammt noch mal! Will denn keiner verstehen? Ich will doch nur sehen und verstehen, was mit seinem Gehirn passiert. Ich will doch nichts anderes, als sein Verhalten versuchen zu erklären. Öffnen Sie sich doch bitte einmal einer anderen Forschung. Sie haben hier ein einmaliges Gerät in der Wissenschaft stehen. Das muss doch nicht nur der Suche nach dem Bösen dienen. Kann es nicht auch dem normalen Menschen helfen – helfen zu begreifen? Den Ärzten helfen, ein weites Spektrum an psychosomatischen Krankheiten zu verstehen? Fehlfunktionen verdeutlichen, Genveränderungen aufzeigen. Es muss doch nicht immer in die Richtung einer Psychopathie gehen. Vielleicht erkennt man Zusammenhänge zum vegetativen Nervensystem des Körpers, gesteuert von einer defekten Zelle oder einem Gen im Gehirn. Sehen Sie, Mr. Galloway hat völlig untypische Reaktionen – seinen Körper meine ich. An seinen Verstand bin ich noch gar nicht herangekommen, weil er geistig noch nicht zu sich kommt und sich mitteilen kann. Da können Sie mir doch nicht erzählen, dass alles vielleicht seine Richtigkeit haben kann. Wie lange soll ich noch warten – vier Wochen? Sechs Wochen? Monate? Um wieder hierher zu kommen und mit Ihnen das alles noch einmal durchzudiskutieren? Ich möchte doch nur verstehen lernen und Ihre bisherige Testreihe ganz außer Acht lassen. Es ist mir egal, mit welchen Menschen Ihre Forschung arbeitet. Mir ist ein solcher Fall wie dieser noch nie unter die Augen gekommen. Wäre es nicht ziemlich verantwortungslos, ihn ohne Mühe in ein paar Wochen der Psychiatrie zu übergeben, wo er dann nie mehr die Chance auf ein normales Leben erhalten würde? Was würden Sie von Ihrem Arzt erwarten, wenn Sie jetzt so daliegen würden und keiner gäbe Ihnen eine Chance?“ Das saß! Mein Redeschwall war beendet.
    Die Ärzte schauten mich an – alle. Betroffen blickten sie sich dann reihum an, und ein stummes Nicken ging durch den Raum.
    Ich hatte mich abreagiert und fühlte mich zugleich ausgelaugt. Eine gewisse Zufriedenheit kam auf, ließ

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