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Die Scheune (German Edition)

Die Scheune (German Edition)

Titel: Die Scheune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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Sportpark des Recreation Centers von Glendale dingfest gemacht. Die neue Waffe schien sich zu bewähren. Zumindest machte es ihm viel Spaß, den Lochschaufler damit zu jagen. Erledigen wollte er ihn später. Es wäre auch zu schade, wenn ein gutes Spiel zu schnell zu Ende geht. Dann hätte sich der Kauf der Waffe kaum gelohnt.
    Dieses Spiel gab ihm so etwas wie Ausgeglichenheit für den Alltag. Das Gefühl, etwas wirklich Sinnvolles für sich zu tun. Er präsentierte sich fröhlich und immer aktiv nach außen. Nur all zu oft sahen wir ein verschmitztes Lächeln auf seinen Lippen. Wir wussten nur nicht, wem oder was es galt.
     
     
    1993. Dreizehn Jahre später.
    Los Angeles. Dane, 38 Jahre.
    Nach drei Wochen war Danes Zustand fast immer noch unverändert. Es musste unbedingt etwas geschehen. Ich leitete aufwendige Untersuchungen und Fotografien von seinem Gehirn ein, aber man fand keine Auffälligkeiten. Nichts befürwortete mehr sein Verhalten.
    Ich kam nach großer Ratlosigkeit zu dem Entschluss, ihn einer sogenannten Functional Magnetic Resonance Imaging zu unterziehen, einem komplizierten Abbildungsverfahren, mit dem die Aktivitäten einzelner Regionen des Gehirns beobachtet werden können. Man spricht von der Erfassung des Aufbaus eines Gehirns und den chemischen Aktivitäten einzelner Hirnregionen. Diese Untersuchung kann im Ruhezustand, bei Reaktionstests oder beim Aufwallen von Gefühlen eingesetzt werden.
    Unbefangen sah ich einen lohnenswerten Einsatz darin, Danes Gehirn auf emotionale Reize untersuchen zu lassen. Vielleicht hatte man ihm bei dem Überfall einen Schaden zugefügt, den man bisher mit gängigen Messgeräten nicht feststellen konnte.
    Diese FMR-Untersuchung baut auf einer neuartige High-Tech-Entwicklung auf und wird mit hochqualifizierten Computern durchgeführt. Es dient den Erforschungen im Bereich der Kriminalität, da man festgestellt hat, dass neben den Umwelteinflüssen auch biologische Ursachen, eben außergewöhnliche, chemische Vorgänge, vorhanden sein können, die offenbar tief in den Genen und im Gehirn der Menschen sitzen. Das Projekt bewegt sich auf der Ebene von veranlagten Verhaltensweisen in Verbindung mit der chemischen Substanz des Gehirns und soll klären, was einen Psychopathen ausmacht, beziehungsweise einen Menschen dazu werden lässt.
    Das Einsatzfeld erschien mir als recht unpassend, aber als einzige Chance und Möglichkeit noch, sein Gehirn mit unglaublicher Präzision auf Verletzungen untersuchen zu lassen. Inwieweit diese ganze Sache einen Zusammenhang zu Danes Verhalten finden würde, ahnte niemand. Ich wollte eine vorübergehende Fehlfunktion des Gehirns als Folge des Überfalls ausschließen, um so einen Anhaltspunkt zu einem weiteren Verfahren zu finden.
    In Vancouver standen mir Kapazitäten auf diesem Gebiet zur Seite, die sicherlich einige Erfahrungen mit mir austauschen würden und weitere Behandlungsmöglichkeiten anbieten könnten.
     
    Wie lange muss ich noch stillhalten?, fragte Dane.
    Bis sich die Lage beruhigt, antwortete das Loch.
    Aber sie ist doch schon ruhig.
    Nein, sie werden dich mit Fragen quälen.
    Das werden sie immer, sobald ich aufwache.
    Siehst du. Also halte weiterhin still. Ihnen wird schon was einfallen. Mach dir keine Sorgen.
     
    *
     
    Der Tag kam, als Dane in den Rettungshubschrauber gebracht und nach Vancouver in das Forschungszentrum der Universität von British Columbia geflogen wurde. Ich saß bei ihm, und es quälte mich eine schmerzliche Erwartung.
    Am Abend fand die erste Konferenz statt. Beisitzend waren der Professor, ein Psychologe, ein Psychiater und ein Neurobiologe. Stillschweigend verharrten ihre Blicke auf meinen vorgelegten Berichten. Draußen war es dunkel und ungemütlich. Dane lag auf der ersten Etage der Neurologie und zeigte keine weiteren Anzeichen von Veränderung. Sein Körper rebellierte zwar gegen die Fesseln, die ich ihm sicherheitshalber anlegen ließ, aber ansonsten nahm er keinen Kontakt zu mir auf. Zu niemandem. Als er allerdings unaufhörlich seinen Adrenalinspiegel bis an die Grenzen trieb, musste man ihm eine Beruhigungsspritze geben. Es schien derzeit der einzige Weg zu sein, ihn hin und wieder zur Ruhe kommen zu lassen. Mit meinem Einverständnis wurde eine Blutabnahme getätigt, zu weiteren, aufschlussreicheren Diagnosen, wie man mir sagte.
    Die Ärzte schüttelten ratlos die Köpfe und machten mich darauf aufmerksam, hier sicherlich nicht an der richtigen Adresse zu sein. Ihr Gebiet der

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