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Die Scheune (German Edition)

Die Scheune (German Edition)

Titel: Die Scheune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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mich aber nicht einschlafen.
     
    *
     
    Kurz nachdem die Sonne aufging, wurde Dane in das Untersuchungszimmer gefahren. Leise, hohl klingende Geräusche und unzählige Bildschirme machten es zu einer neuartigen Oase der Wissenschaft.
    Mich schmückten zwei dunkle Ränder unter meinen Augen, und es holten mich ehrliche Zweifel ein, hier das richtige zu tun. Der Professor erschien als einziger. Wir gaben uns zum Gruß die Hand und begannen mit den Vorbereitungen.
    „Ich möchte Sie kurz darauf aufmerksam machen, dass wir bisher nur mit geistig gegenwärtigen Menschen gearbeitet haben. Diese Messmethode soll nämlich keinem willkürlichen Maßstab zu Grunde liegen. Wir machen Hirnstrommessungen in neuesten High-Tech-Aufnahmen. Normalerweise bekommen unsere Testpersonen bei Hirnmessungen über einen Monitor nach und nach lange Listen von Wörtern eingeblendet, die üblicherweise mit positiven oder negativen Gefühlen belegt sind. Nun haben wir uns gestern Abend noch einmal zusammengesetzt und überlegt, wie wir mit Mr. Galloway verfahren können, um bestimmte, sagen wir mal normale Reaktionen und Messungen zu erlangen.“
    Ich hob den Zeigefinger wie in der Schule: „Wir ...“
    „Ja, ich weiß, wir brauchen ihn nur zu berühren. Mir ist klar, dass dann eine Reaktion stattfindet. Aber was verbinden wir mit dieser Berührung? Was erwarten wir? Was ist in seinem Fall denn eine gute oder schlechte Reaktion? Verstehen Sie das Problem? Wir sehen eine Möglichkeit darin, mit ihm zu sprechen, ihm bestimmte Worte zu sagen, ihn an bestimmten Teilen seines Körpers zu berühren. Aber dabei werden wir wohl immer die gleiche Reaktion erhalten. Sehen Sie sich Ihren Patienten doch einmal an. Er ist ja jetzt schon völlig aufgebracht. Wir brauchen eigentlich gar nichts tun.“ Ich wollte etwas sagen, aber er signalisierte mit einer schnellen Handbewegung, dass er keine Antwort wünschte und bemerkte kurz: „Ich werde ihm vorsichtig die Messgeräte anschließen. Ist er angeriemt?“
    Ich blickte unter die Decke und nickte zufrieden. Der Professor kam um den Tisch und hielt eine blaue Haube in der Hand, die innen mit vielzähligen Sensoren versehen und außen durch sechs Kabel mit einem Computer verbunden war.
     
    Hilfe!, schrie Dane. Was passiert hier?
    Halt still, zischte das Loch. Verdammt, halt still!!
    Ich bekomme keine Luft mehr!
    Du sollst stillhalten!!!
     
    Steif und starr ließ Dane die Verkabelung über sich ergehen und presste panisch den Atem durch seine Nasenlöcher. Die Riemen an Hand- und Fußgelenken, Schulter und Leiste drückten sich tief in seine Haut. Der Professor schaltete das Gerät ein und sah mich dabei gleichgültig an.
    Der Computer zeigte konfuse Bilder; es war überhaupt kein System in die Aufzeichnungen zu bringen, um dann eine ergebnisreiche Arbeit zu beginnen.
    „Da, sehen Sie? Wie ich Ihnen sagte. Zwecklos. Ich kann in diesem Zustand nicht mit ihm arbeiten.“
    Ich zuckte ratlos mit den Schultern.
    „Sehen Sie sich das Dilemma an. So eine konfuse Aufzeichnung hatten wir noch nie.“ Der Professor schüttelte genervt den Kopf und sah seine Erwartungen bestätigt. Ihm war überhaupt nicht wohl bei dieser ganzen Aktion. Ich unterbrach seinen Gedankengang: „Wir sollten ihm Zeit lassen, nicht mit ihm reden. Lassen Sie ihn zur Ruhe kommen. Wahrscheinlich ist er durch diese fremde Situation vollkommen überdreht. Ich schlage vor, wir warten, bis sich das Bild auf dem Monitor beruhigt hat.“
    In mir krampfte sich der Magen zusammen, als ich daran dachte, noch nicht einmal Johnathan in diese Aktion eingeweiht zu haben. War ich ihm das nicht langsam schuldig?
    Ich taxierte die neuartigen Geräte mit angespannter Neugier. Dann starrte ich genau wie mein Gegenüber mit gebannter Erwartung wieder auf den Bildschirm des Computers. Die Ausschläge verkürzten sich, bis tatsächlich eine recht ruhige, regelmäßige Aufzeichnung zu sehen war. Der Professor nickte mir stumm zu und begann mit dem Experiment: Er berührte Danes Hand. Die Aufzeichnung blieb konstant. Ich zog die Augenbrauen ungläubig hoch und schaute ernst zu dem Professor. Dieser legte seine Hand nun auf Danes linke Wange. Wieder blieb die Aufzeichnung konstant und Dane völlig ruhig. Es war unglaublich! Nachdem der Professor noch fünf weitere Stellen seines Körpers berührt hatte, standen wir einer faszinierenden Sache gegenüber. Ich wurde unruhig, man könnte mir eine Fehleinschätzung unterstellen. Aber der Arzt beruhigte mich und

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