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Die Scheune (German Edition)

Die Scheune (German Edition)

Titel: Die Scheune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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überzeugte mich vom Gegenteil. „Sehen Sie sich das an! Er reagiert überhaupt nicht mehr. Sehen Sie, ich kann ihn überall anfassen, und nicht eine Messung wird von dem Computer registriert.“ Der Professor fuhr mit seinen Händen den gesamten Körper ab, rauf und wieder runter, und nicht ein Ausschlag zeigte sich auf dem Bildschirm. Er schüttelte den Kopf und sprach Dane an: „Dane, können Sie mich hören?“ Das Bild blieb ruhig. „Haben Sie Schmerzen?“ Nichts. „Haben Sie Angst?“ Nichts. „Was spielen Sie uns hier vor?“ Eine leichte Veränderung zeichnete sich auf. „Sie spielen ein Spiel?“ Das Gerät zeigte geringfügig veränderte Kurven an. Es tat sich was. „Sind Sie krank?“ Nichts. „Wollen Sie hier weg?“ Nichts. So zog sich ein ergebnisloses Fragespiel hin. Ergebnis gleich null. Den leichten Reaktionen auf Wörter wie Spiel oder spielen maßen wir keine Bedeutung bei. Es war für uns ein völlig belangloses Wort. Der Professor gab ihm dann Worte vor, gute und böse, aber auch das bewirkte nicht das Geringste. Er atmete tief aus und streifte Dane die Maske vorsichtig herunter. „Sie haben Recht, es stimmt etwas nicht mit ihm.“
    „Das ist Wahnsinn! Sie berühren ihn, und es tut sich nichts! Berühre ich ihn, dreht er völlig ab!“
    „Das wollen wir testen.“ Wieder streifte der Professor ihm die Haube über den Kopf. Dane blieb diesmal vollkommen ruhig. Man hätte ihn für tot halten können, wäre da nicht die Hebung und Senkung seiner Brust gewesen. Das Gerät zeigte dieselbe Ruhestellung von eben, als ich meine Hand auf Danes legte. Was hatte ich erwartet? Es tat sich nichts. Ich berührte ihn weiter und fuhr genau wie mein Gegenüber den gesamten Körper ab. Dann begann ich, mit Dane zu reden: „Dane, zeig mir, dass das nicht wahr ist.“ Nichts. „Was ist dir in dieser Nacht passiert?“ Nichts. „Hast du Joan getroffen?“ Nichts. „Hast du Angst, angefasst zu werden?“ Nichts. Ich schaute meinen Kollegen an. „Kann es sein, dass er uns überhauptnicht hört?“
    „Unmöglich. Dann wäre die Aufzeichnung völlig anders als sie ist. Ein Schlafzustand, Ohnmacht oder Bewusstlosigkeit zeigt sich anders. Er ist im Wachzustand und ...“
    „... warum öffnet er dann nicht die Augen?“, fragte ich ungläubig. Wachzustand! Er hatte nicht einen Tag seit seiner Einlieferung die Augen geöffnet! Wie sollte er sich da im Wachzustand befinden?
    „Wollen Sie meine ehrliche Meinung hören?“, fragte der Professor über seine halbe Lesebrille hinweg.
    „Ja, zum Teufel!“ Das wollte ich!
    „Weil er sich konzentriert. Und er kontrolliert sich, er meditiert.“
    „Er tut was ?“ Diese Antwort erschien mir so irre, ja blödsinnig, dass ich fast gelacht hätte.
    „Sehen Sie, Sie glauben mir nicht. Lassen Sie uns weitermachen.“
    Während ich mit meinem Stuhl wegrollte und die nackte Wand anstarrte, bereitete der Professor ihn auf die nächste Untersuchung vor. Ich musste meine Fassungslosigkeit verdauen. Wachzustand! Meditation! Kontrolle! Welche Gründe sollte Dane haben, so etwas zu tun?
     
    Das machst du gut, sagte das Loch.
    Dane hörte es nicht. Er war ganz weit weg.
     
    Wieder umschloss seinen Kopf eine Haube, die innen mit Sensoren versehen mit dem Computer verbunden war. Ich wurde wieder aufmerksam und rollte mit dem Stuhl zu meinem Kollegen zurück. Auf dem Bildschirm wurde eine klare High-Tech-Aufnahme von Danes Gehirn sichtbar. Um anatomische Auffälligkeiten zu erforschen, wie der Professor mir erklärte. Wie ein Stück Torte schnitt der Professor virtuell einen Teil des Gehirns heraus und konnte inmitten biochemischer Prozesse hineinsehen. Er wurde aufmerksam. Sein Interesse wuchs, so dass er sogar seine Brille zurechtrücken musste. Ich wollte etwas sagen, aber der Professor wehrte mich mit einer Handbewegung ab. Dann winkte er mich näher, bis sich unsere Gesichter fast berührten.
    „Sehen Sie das?“ Der Professor zeichnete eine feine Linie mit seinem Zeigefinger auf den Bildschirm. „Da, sehen Sie. Es ist phantastisch zu erkennen.“
    Ich wurde aufmerksam, aber sehen konnte ich nichts. „Was ist das?“, fragte ich so unauffällig wie möglich.
    „Das sind kleine Risse in den Nervenfasern. Sie verbinden als Kontrollinstanz wirkende vordere Teile des Gehirns mit tiefliegenden, in denen aggressive Impulse entstehen.“
    „Kann das durch den Überfall gekommen sein?“
    „Das will ich nicht sagen. Diese Risse scheinen mir früherer Herkunft, vielleicht

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