Die Scheune (German Edition)
nicht verbergen.
Während wir uns die Augen wischten, stellte ich ihm und Sarah meine Freundin Linda vor, die Frau, mit der ich bereits anderthalb Jahre glücklich zusammenlebte. Beide schlossen sie sofort ins Herz. Das tat ihr gut und mir auch.
Ich sah mir meinen alten Freund Dane näher an und fand kaum die Worte für meine Gefühle. Da war er wieder, der alte Dane! Er hatte es geschafft!
Sein Haus sah fantastisch aus. Man konnte die vielen Stunden, die an Arbeit und Liebe darin steckten, förmlich riechen. Alles war perfekt. Das war wieder mal Dane. Ich fand nicht eine Stelle, die ich ihm vorwurfsvoll zeigen konnte. Genau wie das Running Horse ließ es auch hier nicht an Perfektion mangeln. Dann sah ich die Scheune und sah, wie Dane mich ansah. Wir sahen beide wieder weg. Die Sache hatte heute keinen Platz zwischen uns. Wir gingen ins Haus, und Linda und ich lernten die Heddons kennen. Wir mochten uns sofort und lachten ohne Ende.
Johnathan traf gegen späten Nachmittag ein. Ein neuer Höhepunkt kam zustande, denn auch wir hatten uns lange nicht mehr gesehen.
Linda sagte mir später, sie hätte mich gar nicht wiedererkannt. Ich sagte ihr, dass es mit Dane und Johnathan früher immer so gewesen sei und zeigte ihr meine Lachfalten. Sie schloss sich problemlos der Fröhlichkeit an. Wir redeten alle durcheinander und doch verstanden wir uns. Es war irre. Ja, wann hatten wir zum letzten Mal so einen Spaß zusammen gehabt? Die Heddons genossen die Geselligkeit als eine nie da gewesene Abwechslung in ihrem stillen Leben. Die Frauen schmückten irgendwann gemeinsam den Baum, während wir Männer uns am Gin ergötzten. Mr. Heddon saß in einer Ecke und genoss schmunzelnd eine dicke Havanna. Das war alles, was er wollte. Ich fand das nicht so ganz in Ordnung und hätte ihn gern in unserer Mitte gehabt, aber jeder war mit seiner Rolle zufrieden. Die Frauen übernahmen gerne die Arbeit und sahen immer wieder zu uns Männern herüber, wie wir drei, ja wir drei, schwatzten, lachten und Gesten verteilten. Wie sollten wir auch all die Jahre, die wir gemeinsam verbracht hatten, in diesen einen Abend packen? Ich weiß nicht mehr wie, aber irgendwie haben wir es geschafft.
Johnathan und ich sahen immer wieder zu Dane. Es ergriff uns wieder diese Faszination, die er verbreitete. Und doch war sie so anders als früher. Er wirkte auf eine merkwürdige Art gelöster. Wir gaben Sarah die Schuld. Dane hatte einen guten Griff mit ihr getan. Sie war das beste, was ihm je in seinem Leben begegnet war. Er wusste das, und das war auch der Grund einer Angst, die er ganz tief in sich trug. Er war durch sie so geworden; sie durfte ihn niemals mehr verlassen.
Alle sahen von gegenseitigen Geschenken ab, die am Ende doch niemand gebrauchen konnte. Es wurde das glücklichste und fröhlichste Weihnachtsfest, das wir jemals gefeiert hatten. Wir machten die Nacht zum Tag. Über glühende Wangen und tiefe Lachfalten hinweg erlitten wir gemeinsam irgendwann in der Nacht eine immer stärker werdende Heiserkeit. Die Heddons machten sich gegen drei Uhr in der Nacht auf den Heimweg. Der Schnee erleuchtete ihnen den Weg zwischen den Feldern.
Die Zeit des Abschieds sollte auch diesmal kommen, auch wenn wir alle nichts von ihr wissen wollten. Die schöne Zeit der letzten zwei Tage machte es für uns alle schwerer als wir dachten. Johnathan und ich sahen Dane noch winken und lachen.
*
Es kehrte wieder Ruhe in das alte Farmhaus ein. Dane freute sich über das gelungenes Fest. Sarah teilte seine Meinung und atmete seine Komplimente für ihren Einsatz genussvoll ein. Seine Worte waren immer so charmant und reizend.
Dann wurde Dane wieder unruhig und Sarah etwas besorgt. Was war es, dass seine Stimmung so schnell wechseln ließ?
Er entzündete gegen Abend eine Kerze im Wohnzimmer, wie Sarah es eigentlich häufig tat. Aber schon alleine der Umstand, dass Dane es diesmal war und dabei zitterte, beunruhigte sie sehr. Er zitterte immer noch, als er sie in seine Arme zog und küsste.
Heute Abend musste er es endlich klarstellen. Sie hatte es immer irgendwie geschafft, ihn hinzuhalten und dadurch seine Geduld arg strapaziert. Es war ihm in der letzten Zeit zunehmend schwerer gefallen, es vor ihr zu verbergen. Das Fest hatte ihn schließlich wieder etwas zur Ruhe kommen lassen, aber jetzt war es vorbei. Er trug schon seit vielen Wochen einen Ring mit sich herum und hatte auf die Gelegenheit gewartet, in der Sarah sich endlich entscheiden würde. Sie
Weitere Kostenlose Bücher