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Die Scheune (German Edition)

Die Scheune (German Edition)

Titel: Die Scheune (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Schreiner
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hatte es nicht getan. Jetzt musste er nachhelfen! Er griff in seine rechte Hosentasche und holte ein kleines Päckchen hervor. Es war wunderschön eingepackt. Sarah stockte der Atem, als sie das Etikett eines Juweliers Edding sah. Jetzt zitterte auch sie. Sie war auf alles Mögliche vorbereitet, aber nicht auf das, was sie nun vermutete. Sie nahm die kleine, verpackte Schachtel entgegen und errötete. Dane sah sie erwartungsvoll an. Sein Blick drängte sie, sein Geschenk auszupacken. Sarah fand einen goldenen, schlichten Ring in der Schachtel. Sie konnte weder lächeln noch etwas dazu sagen. Ihr Herz schlug wild um sich, und es begannen sie endlose Schluckeskapaden zu quälen.
    Dane machte ihr auf seine Art einen Heiratsantrag. Er hatte es nicht zu Weihnachten getan, nicht als all seine Freunde da waren. Er machte es jetzt, wo sie ganz allein waren, wo er nur Zeit für sie hatte. Dieser wichtige Augenblick sollte nicht im Trubel eines Festes untergehen.
    Sarah konnte nicht glauben, was er zu ihr sagte. Es waren so wunderschöne Worte. Sie fühlte sich wie in einem Traum. Die Worte klangen so sanft aus seinem Mund, dass sie ihr Gesicht in beide Hände verbarg und weinen musste. Wie konnte sie eben noch daran gedacht haben, er könnte eine unangenehme Überraschung für sie bereithalten?
    Dane war zunächst etwas irritiert, aber dann wartete er geduldig, bis sie sich beruhigt hatte. Sie musste ihm heute unbedingt noch eine Antwort geben. Wenn das der Preis war, um sie hier auf der Farm zu halten, so sollte sie ihn bekommen.
    Leise vernahm er ein schluchzendes ja und nahm sie zutiefst erleichtert in seine Arme. Er weinte. Sie sah es nicht, denn er weinte ohne Tränen. Sie wimmerte irgend etwas von einer glücklichen Erinnerung und einer Zukunft, aber Dane hörte es kaum. Er war zu sehr mit seiner Erleichterung beschäftigt. Nun musste sie die nächste Entscheidung treffen. Und das war der Abschied von Denver.
     
    *
     
    Der erste Besuch bei Sarahs Eltern stand auf dem Programm. Eine Pflicht, der Dane nicht mit Freuden nachkam, aber er bemühte sich, seine Unlust so gut es ging vor ihr zu verbergen. Er nahm sich vor, ihren Eltern charmant und gut gelaunt zu begegnen.
    Dieser Vorsatz hielt gerade bis zur Haustüre und fiel dann wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Es empfing ihn und Sarah ein so riesiger Begrüßungstrubel der Familie Newshorn, dass es ihn zu erdrücken begann. Unzählige Familienmitglieder scharrten sich um ihn herum wie um einen Außerirdischen, der begutachtet wird. Sie löcherten ihn mit endlosen Fragen. Er hasste diese Fragerei. Sie wühlten in ihm herum. Er wurde das beklemmende Gefühl nicht los, in etwas hinabzustürzen, in das er nicht hinabstürzen wollte. Er wusste nicht, dass Sarahs Familie so groß war. Warum hatte sie ihn nicht gewarnt?
    Die liebgemeinte Gastfreundlichkeit wurde zu einer niederschmetternden Farce, und nur mühsam konnte er sein Lächeln aufrechterhalten. Wo er früher den Trubel geliebt hatte, brach er nun unter ihm wie ein räudiger Hund zusammen.
    Sarah bemerkte sein Unbehagen und zuckte ratlos die Schultern. Sie hatte nicht gewusst, dass ihre Wiederkehr ein solches Ereignis sein würde. Ihre Mutter hatte ausnahmslos die gesamte Familie zusammengetrommelt. Sie tat immer das, was Sarah nicht mochte. Und doch hatte es immer diesen lieben Anschein für die Anderen.
    Sarah fühlte sich schlecht, als sie Dane in ihrer Familie untergehen sah, doch die Zeit sollte vorbeigehen. Um wenigsten nachts zur Ruhe zu kommen, übernachteten sie in einem Motel.
     
    Als Dane das Zimmer betrat, ließ er sich erschöpft ins Bett sinken. Er konnte einfach nicht mehr. Sie hatten versucht, ihn wie eine Zitrone auszupressen, aber es war ihnen nicht gelungen. Was ihnen jedoch gelang, war, seine Abscheu zu schüren, die sich fortan gegen sie richtete.
    Doch die anstrengende Zeit sollte auch ihr Gutes mit sich bringen. Sarah fällte endlich die Entscheidung, auf die er so lange schon gewartet hatte: Sie war bereit, ihren Wohnsitz in Denver aufzugeben. Damit entschuldigte Dane alle Strapazen der letzten zwei Tage.
     
    Er fuhr mit ihr zufrieden zurück nach Valley Falls. Aber noch zufriedener war er mit Sarahs Mutter, die offensichtlich kein gutes Verhältnis zu ihrer Tochter hatte. Dane trug ein großartiges Gefühl in sich. Nun gehörte ihm Sarah ganz allein.
     
     
    Januar 1995. Valley Fall / Kansas. Dane, 40 Jahre.
     
    Hol mich hier raus!, schrie das Loch.
    Ich komme, antwortete

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