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Die Schicksalsgabe

Die Schicksalsgabe

Titel: Die Schicksalsgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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zusammenstellen und uns zukommen lassen. Und dich, unseren ehrenwerten Gast, wollten wir bitten, ob du uns den großen Gefallen erweisen könntest, diese Missionare zurück nach Indien zu begleiten und von dort aus weiter nach Westen zu ziehen, um deinem Kaiser in Li-chien unsere ehrerbietigen Grüße zu übermitteln.
    Es ist ein glückverheißendes Zeichen, dass wir beide den gleichen Gedanken hatten, besagt dies doch, dass eure Reise vorherbestimmt ist und somit sicher und angenehm vonstatten gehen wird. Wir werden deine Karawane mit allem ausstatten, was die Missionare benötigen, außerdem mit Geschenken für deinen Cäsar sowie mit diplomatischen Papieren, die euch freies Geleit durch die Territorien zwischen hier und Persien garantieren. Es ist unser Wunsch, dass ihr so bald wie möglich von Luoyang aufbrecht.«
    Sebastianus verneigte sich und verließ den Pavillon. War es, ging es ihm durch den Kopf, wirklich Mings Absicht gewesen, sie ziehen zu lassen, oder hatten ihm die buddhistischen Missionare als Vorwand gedient, um das Gesicht zu wahren?
    Nie würde er das ergründen können. Entscheidend war, dass es nach Hause ging.

Achtes Buch Babylon

34
    Als sich die
Günstiger Wind
dem Hafen näherte, ließ Ulrika vom Bug aus den Blick fieberhaft über die Menge gleiten, die an der Anlegestelle versammelt war.
    Bitte lass Sebastianus noch hier sein.
    Ihr Schiff, das von sechzig Ruderern vorangetrieben wurde und eine Ladung Kupferrohlinge transportierte, war an den Längsseiten mit mythischen Gestalten farbenfroh verziert, seine blauen und roten Segel leuchteten in der Sonne. Schneller! Noch schneller!, beschwor Ulrika in Gedanken die Männer am Ruder.
    Da der Euphrat durch das Zentrum von Babylon floss, überspannten die wuchtigen Schutzmauern, die die Stadt umgaben, den Fluss an zwei Enden. Wasserfahrzeuge passierten die steinernen Bögen und eine Reihe beweglicher Eisengitter, die findige Köpfe konstruiert hatten, um unerwünschte Eindringlinge fernzuhalten. An der Anlegestelle herrschte an diesem sonnigen Frühlingsmorgen Hochbetrieb; Seeleute hantierten mit Rudern und Takelage, Passagiere verabschiedeten oder begrüßten sich lautstark, Händler verhökerten ihre Waren, städtische Beamte überwachten Abreisen und Ankünfte, ermittelten den Wert ein- und ausgehender Ladungen, setzten die dafür zu entrichtenden Steuern fest.
    Ulrika kam von der flussaufwärts gelegenen Stadt Salama zurück. Zur Aufbewahrung von Tontafeln, die als die ältesten heiligen Aufzeichnungen der Welt galten und Geheimnisse enthielten, die nicht einmal die Priester Marduks kannten, war dort ein Schrein errichtet worden, dessen Wärtern sie auf ihrer Suche nach den Verehrungswürdigen einen Besuch abgestattet hatte. Bei dieser Gelegenheit hatte sie erfahren, dass eine römische Karawane, die es bis nach China geschafft hatte, unlängst mit exotischen Kuriositäten und Schätzen nach Babylon zurückgekehrt war. Der Gouverneur von Babylon hatte für die Römer ein Fest ausgerichtet, und die wiederum hatten den Bewohnern gestattet, sich unter all den absonderlichen Dinge, die sie mit sich führten, umzusehen und die befremdlichen Tiere sowie die sagenhaften Reichtümer eines geheimnisvollen Landes persönlich in Augenschein zu nehmen. Jetzt werde die Karawane streng bewacht, hieß es, da alle Waren das Eigentum von Kaiser Nero seien und bald nach Rom gebracht würden.
    Ulrika hatte ihren Besuch in Salama sofort abgebrochen und sich eine Passage auf der
Günstiger Wind
gesichert. Und jetzt suchte sie aufgeregt in der sich am Hafen drängenden Menge nach einem vertrauten Kopf mit bronzefarbenem Haar und breiten Schultern.
Sebastianus, bist du hier irgendwo?
     
    Babylon hat sich verändert, befand Sebastianus, als er sich zum Hafen durchkämpfte. Seit seinem letzten Aufenthalt vor Jahren hatte sich die von Toleranz geprägte kosmopolitische Atmosphäre zu Misstrauen und Vorurteilen gewandelt. Wie ihm zu Ohren gekommen war, zeigten sich die Priester Marduks anderen Religionen gegenüber zunehmend unnachsichtig; sie hielten die Bürger Babylons an, ausschließlich an den Altären jener Götter zu beten, die seit Jahrhunderten hier regierten. Andere Glaubensausrichtungen galten nichts mehr, Anhänger fremder Götter wurden argwöhnisch beäugt.
    Für Babylon waren schwere Zeiten angebrochen. Viele hatten ihre Arbeit verloren und bettelten jetzt an Straßenecken. Häuser standen leer, da die ehemaligen Bewohner die Miete nicht mehr hatten

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