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Die Schicksalsgabe

Die Schicksalsgabe

Titel: Die Schicksalsgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Duft ein, drückte ihr Gesicht an die harten Muskeln seiner Schulter und seines Nackens, ergab sich ihm voll und ganz und wünschte sich, dies würde niemals enden. Noch fester hätte er sie wohl kaum an sich pressen können. Sie vermochte kaum zu atmen, nur noch aus tiefstem Herzen »Sebastianus« zu stöhnen.
    Sebastianus bebte innerlich, als er hörte, wie sie seinen Namen rief. Er befürchtete schon, dass er sie mit seiner Umarmung erdrücken könnte, aber dann merkte er, dass ihr Körper ebenso stark war wie ihr unbeugsamer Wille. Als er noch tiefer in sie eindrang, schlang sie ihre Schenkel um ihn. Am liebsten hätte er seinen ganzen Körper in sie hineinversenkt, um bis zur Neige das Gefühl auszukosten, von dieser erstaunlichen Frau gehalten und geliebt zu werden.
    »Ich liebe dich«, flüsterten sie immer wieder, unfähig, die Tiefe ihrer Empfindungen füreinander in passende Worte zu kleiden.
    Endlich schliefen sie eng umschlungen ein, in der Geborgenheit der Wärme und Nacktheit des anderen.
     
    »Wo ist Sebastianus Gallus?«, wetterte Quintus Publius, als Primo zu später Stunde das Atrium betrat. Publius hatte gerade seine letzten Gäste verabschiedet.
    Primo tat sich schwer, diesem unverkennbar zornigen Mann in der weißen, mit der als Zeichen seiner Macht purpurn gesäumten Toga unter die Augen zu treten. Publius war nicht nur der für die parthische Provinz Babylon eingesetzte Repräsentant Roms, sondern auch ein persönlicher Freund von Nero Cäsar. Primo hatte immer wieder hinausgeschoben, ihm Rede und Antwort zu stehen, in der Hoffnung, Sebastianus würde zur Vernunft kommen und dem Repräsentanten Roms einen Besuch in dessen Villa abstatten.
    Aber Sebastianus war zur Karawane zurückgekehrt, mit dem Mädchen im Schlepptau. Sie waren in seinem Zelt verschwunden und bislang nicht wieder aufgetaucht.
    Es war das zweite Mal in dieser Woche, dass Primo beim Repräsentanten Roms vorstellig werden musste. Anlass war, wie Primo wusste, ein Schreiben von Nero persönlich, das Publius durch den Kaiserlichen Kurier zugestellt worden war und mit dem ein Bericht über die sehnlichst erwartete Karawane aus China angemahnt wurde.
    So lässig wie gerade noch angebracht, sagte Primo: »Mein Meister wurde wegen dringender Geschäfte in der Stadt festgehalten, er sollte …«
    »Papperlapapp!«, fiel Quintus Publius ihm mit hochrotem Gesicht ins Wort. »Vor drei Wochen habe ich ihm den Auftrag erteilt, Babylon zu verlassen! Wie kommt es, dass er noch immer hier ist?«
    Nach kurzem Nachdenken fiel Primo eine plausible Erklärung ein. »Unter den Frauen ist eine Krankheit ausgebrochen«, sagte er und bezog sich damit auf eine Gruppe chinesischer Konkubinen in der Karawane, einem Geschenk von Kaiser Ming für den Kaiser in Rom. Hübsche Mädchen waren das, wie ein Garten voller Blumen und mit von Reispuder weißen Gesichtern. Was Nero wohl von ihnen halten würde?
    Es war bekannt, dass Nero Cäsar auf Einkünfte angewiesen war, um sein Reich vor dem Bankrott zu bewahren. Primo hatte von Durchreisenden erfahren, dass in mehreren Provinzen Unruhen auszubrechen drohten. Von Judäa hieß es beispielsweise, ungestüme junge Israeliten riefen zur Revolution auf, um ihre Unabhängigkeit zurückzugewinnen. Für Cäsar ein Grund, weitere Legionen zu entsenden. Was von den Juden als Unterdrückung gewertet und von den Römern als Wiederherstellung der Ordnung bezeichnet wurde. Des Weiteren war Primo zu Gehör gekommen, dass Nero nicht nur für die Armee Unsummen benötigte, sondern auch für neue Bauvorhaben in Rom, für prächtige Häuser und Paläste und Brunnen und Straßen, die allesamt überflüssig waren und nur viel Geld verschlangen. Nero, so wurde gemunkelt, sei drauf und dran, die Staatskasse restlos zu plündern, weshalb er auf zusätzliche Einnahmequellen erpicht sei.
    Was, überlegte Primo, mochte Cäsar mit Sebastianus’ sagenhaftem Schatz aus China vorhaben?
    Er wusste, dass Kaiser Nero, sobald ihm Bericht von dem mit unglaublichen Reichtümern ausgestatteten Handelszug von Sebastianus Gallus vorlag, diesen unverzüglich zu sehen wünschen und ihn, wie es ihm als Schirmherr der Mission nach China zustand, für sich beanspruchen würde.
    Primo hätte es durchaus begrüßt, wenn die Expedition fehlgeschlagen wäre. Dann hätte sein Herr auf ewig in Babylon verweilen können, Nero hätte es nicht gekümmert. Jetzt aber befand sich Primo in einem Dilemma: Sollte er seinem Kaiser Gehorsam leisten und seinen Meister

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