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Die Schicksalsgabe

Die Schicksalsgabe

Titel: Die Schicksalsgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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bin.«
    »Was ist mit Edelsteinen?«, fragte Nero und zückte wieder sein Smaragdmonokel.
    »Jade …«
    »Wertlos!« Nero beugte sich vor, stützte sich mit einem Ellbogen auf der Armlehne seines Throns auf. »Sebastianus Gallus, wie uns berichtet wurde, hast du dich über eine längere Zeit grundlos in Babylon aufgehalten und deinen Kaiser warten lassen. Deinen Kaiser, der sich in einer
Notlage
befand. Was hast du dazu zu sagen, und warum sollten wir dies nicht als Verrat erachten?«
    »Mein Meister ist unschuldig, großer Cäsar!«
    Die Aufmerksamkeit wandte sich dem weißbärtigen Gefährten zu. »Wer bist du?«, schnarrte der Kaiser.
    »Ich bin Timonides, der Astrologe meines Meisters. Aus eigennützigen Gründen habe ich die Horoskope meines Meisters verfälscht und ihn dadurch in die falsche Richtung gewiesen, ihn gezwungen, von den Weisungen Roms abzuweichen. Sebastianus Gallus hat sich nicht des Verrats schuldig gemacht; sein Fehler war, dass er einem alten Diener vertraut hat.«
    »Was ist mit Judäa, alter Mann? Hast du deinem Meister gesagt, er solle dort hingehen?«
    Da Timonides diese Frage nicht erwartet hatte, zögerte er mit der Antwort. Sebastianus sprang für ihn in die Bresche. »Das habe ich selbst entschieden, großer Cäsar. Ich hatte dort etwas Persönliches zu erledigen.«
    »Es ist weitgehend bekannt, dass ich in Judäa nicht geschätzt werde und dass man Rom dort verachtet. Warum, frage ich, begibt sich dann jemand, der seinem Kaiser gegenüber loyal ist, in ein Land, das sich besagtem Kaiser gegenüber als illoyal erwiesen hat? Es sei denn, der Grund dafür wäre, Schätze für deinen Kaiser sicherzustellen. In diesem Fall wäre es kein verräterischer Akt.«
    »Da gab es keinen Schatz, Cäsar. Ich ging nach Judäa, um einem Freund beizustehen.«
    »Ich glaube, du lügst. Jeder weiß, dass im Tempel von Jerusalem Unmengen von Gold und Edelsteinen lagen und dass die Juden alles vor den heranstürmenden Babyloniern in Sicherheit brachten. Du hast den Schatz gefunden und irgendwo versteckt.«
    »Es gab keinen Schatz, Cäsar.«
    Ein Bediensteter betrat das Podium und zischelte einem von Neros Beratern etwas zu, worauf der das eben Gehörte Nero ins Ohr flüsterte. Nero nickte. Daraufhin öffnete sich eine Nebentür, und Primo und Rachel wurden hereingebracht. Ihre Handgelenke waren gefesselt. Den beiden folgte ein Soldat mit Rachels kleiner Kiste aus Zedernholz.
    »Meine Agenten haben dich in Brundisium entdeckt und sind dir nach Rom gefolgt. Hast du wirklich geglaubt, du könntest unbemerkt nach Italien zurückkehren oder die, die an deinem Verrat beteiligt waren, verstecken?«
    »Das sind Freunde, Cäsar«, sagte Sebastianus. »Von uns hier ist keiner ein Verräter.«
    Nero deutete auf die Kiste aus Zedernholz. »Und was ist da drin?«
    »Die Kiste enthält die Knochen eines Mannes, der bei seinen Angehörigen begraben werden möchte.«
    Nero befahl, die Kiste zu öffnen. Atemlose Spannung, gereckte Hälse. Der legendäre jüdische Schatz wurde so hoch eingeschätzt, dass dem Vernehmen nach selbst die Ketten der Sklaven aus purem Gold gefertigt waren.
    Als der Prätorianer den Deckel hob, stand Nero auf. »Was ist drin?«, fragte er erwartungsvoll. »Was kannst du erkennen?«
    »Es ist, wie Gallus sagte, Cäsar. Lediglich Knochen.«
    Angeekelt nahm der Kaiser wieder Platz. »Das sollst du mir büßen, Sebastianus Gallus. Du hast mich betrogen und dir eingebildet, du könntest deinen Kaiser zum Narren halten.«
    »Erlaube mir, etwas dazu zu sagen, Cäsar.« Primo trat vor. »Ich bin Primo Fidus und habe viele Jahre in Roms Legionen gedient. Nach meiner Ausmusterung trat ich in die Dienste von Sebastianus Gallus. Es war mein Bericht an Quintus Publius, den Repräsentanten Roms in Babylon, der dich wohl zu der Annahme verleitet hat, mein Herr habe sich nach Judäa begeben, um einen Schatz aufzuspüren. Ich bin einer Fehlinformation aufgesessen.«
    »Diesen Bericht habe ich gelesen«, sagte Nero. »Beruht das mit der Hexe ebenfalls auf einer Fehlinformation?«
    »Dem ist so, Cäsar.«
    »Wahrlich viele Fehler, die sich da ein Mann leistet, der an zahllosen Kriegseinsätzen teilgenommen hat. Ein Wunder, dass du noch am Leben bist.« Die Menge reagierte auf diese Bemerkung mit unterdrücktem Kichern. »Wo ist diese Frau, die du fälschlicherweise als Hexe bezeichnet hast? Ist sie in Rom?«
    Als Primo nicht antwortete, verabreichte ihm ein Prätorianer auf eine Handbewegung Neros hin mit dem Ende

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