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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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seid Sklavenseelen und verdient nichts Besseres, als geknechtet zu werden. Wenn ihr das Herz auf dem rechten Fleck hättet, wäret ihr schon längst frei! Ihr seid tausend und ertragt geduldig die Tyrannei eines einzelnen.«
    – Was können wir denn tun? fragte Sirdey kläglich. Er ist der Stärkere.
    – Unsinn! entgegnete Dorick. Seine Stärke ist nur die Schwäche der Feiglinge, die ihn umgeben.«
    Fred Moore schüttelte zweifelnd den Kopf.
    »Möglich, meinte er; das hindert aber nicht, daß er eine große Anzahl Anhänger hat, die fest zu ihm halten. Wir können doch nicht, wir vier allein…
    – Schwachkopf!… erwiderte Dorick hart. Nicht dem Kawdjer, dem Gouverneur hängen sie an. Wenn er nur von seinem Piedestal gerissen würde, würden sie ihn beschimpfen und verhöhnen. Wenn ich an seiner Stelle stünde, läge man mir zu Füßen wie jetzt ihm!
    – Das will ich nicht bestreiten, sagte William Moore etwas schadenfroh. Der Haken besteht nur darin, daß eben er am Platze sitzt und nicht du!
    – Auf deine Weisheit brauche ich nicht zu warten, um das zu wissen, sagte Dorick, ganz bleich vor Zorn. Das ist ja des Pudels Kern. Ich behaupte nochmals, der Haufen von Speichelleckern, die den Kawdjer umschleichen, braucht uns nicht besorgt zu machen; die würden auch seinem Nachfolger auf den Fersen folgen. Der Gouverneur macht sie zu beachtenswerten Gegnern, der Gouverneur allein ist uns im Wege!… Nun, also… Schaffen wir ihn aus der Welt!«…
    Einen Augenblick lang herrschte Totenstille. Die drei Gefährten Doricks schauten sich furchtsam an.
    »Ihn aus der Welt schaffen!… sagte Sirdey endlich. Du treibst es zu weit!… Bei der Arbeit darfst du auf meine Hilfe nicht rechnen!«
    Lewis Dorick zuckte die Achseln.
    »Dich wird man wohl noch entbehren können, das geht auch ohne dich! sagte er wegwerfend.
    – Und ohne mich, fügte William Moore hinzu.
    – Ich aber bin dabei, erklärte sein Bruder sehr energisch, welcher die Demütigung noch nicht vergessen hatte, die der Kawdjer ihm einst zugefügt. Aber… ich meine… sehr bequem wird die Sache nicht sein!
    – Im Gegenteil, es ist sehr leicht! sagte Dorick.
    – Wie?
    – O, das ist ganz einfach«…
    Sirdey unterbrach sie.
    »Ta! Ta! Ta!… Ihr geht aber ins Zeug!… Ihr redet und redet!… Was wollt ihr denn tun, wenn der Kawdjer – aus der Welt geschafft ist, wie Dorick sagt?
     

    Jeder nannte Namen… (S. 315.)
     
    – Was wir machen werden?
    – Ja… Ein Mensch weniger ist ein Mensch weniger und das ist alles. Und wie viele bleiben noch! Dorick hat leicht reden! Ich bin gar nicht so überzeugt, daß es dann alle mit uns halten werden!
    – Sie werden zu uns halten! versicherte Dorick.
    – Hm! machte der skeptische Sirdey. Alle bestimmt nicht!
    – Warum nicht?… Heute – hat man noch niemanden gewonnen; morgen – laufen alle nach!… Übrigens, alle brauchen wir auch gar nicht! Es genügen einige, die Bewegung in die Masse bringen müssen Der Rest folgt dann schon nach.
    – Und diese einige?
    – Hat man!
    – Hm! konnte Sirdey sich nicht enthalten, zu brummen.
    – Da sind einmal wir vier, nicht? sagte Dorick, den dieses Hin-und Herreden erhitzte.
    – Das sind aber nur vier, bemerkte Sirdey sehr sanft.
    – Und Kennedy?… Kann man auf ihn zählen?
    – Ja, versicherte Sirdey. Macht fünf!
    – Und Jackson, zählte Dorick auf, und Smirnoff, Reede, Blumenfeldt, Loreley?
    – Zehn.
    – Es gibt noch andere; wir brauchen sie nur zusammenzuzählen.
    – Ja, zählen wir nur! schlug Sirdey vor.
    – Gut!« stimmte Dorick bei und zog aus der Tasche einen Bleistift und ein Notizbuch.
    Alle vier lagerten sich auf die Erde und zählten nochmals die Kräfte zusammen, auf die sie rechnen zu können glaubten nach dem Verschwinden des einen Mannes, welcher alle – nach Dorick – die überall zerstreute Menge zu einer zu fürchtenden Gesamtheit machte. Jeder nannte Namen, die aber in das Notizheft nur nach reiflicher Überlegung und Besprechung eingetragen wurden.
    Sie hatten einen erhöhten Punkt zu ihrer Lagerstelle gewählt, von dem aus sich ihren Augen ein herrlicher Rundblick bot. Der aus Westen kommende Fluß floß plätschernd zu ihren Füßen vorbei, beschrieb dann einen Bogen und verschwand in nordwestlicher Richtung, das heißt, fast parallel zu seinem früheren Lauf, Neudorf zu, wo er sich ins Meer ergoß. Am Knie des Flusses breitete sich Liberia aus und weiter hinaus zog sich die sumpfige Ebene hin, die die Stadt vom Ufer trennte.
    Man

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