Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«
zu wissen, wie und wo ich das Geld bekomme. Vorher oder nachher?
– Die eine Hälfte vor, die andere Hälfte nach der Tat!
– Nein, erklärte Patterson. Jetzt höre meine Bedingungen! Morgen abends will ich achthundert Piaster haben…
– Wo?… fragte Sirdey.
– Dort, wo ich Wache halte; suche mich auf!… Was den Rest der Summe betrifft, so werde ich ihn am Tage der Ausführung erhalten. Zehn Patagonier werden hineingelassen und einer von ihnen hat mir das Geld zu geben. Zahlt man mir nicht alles richtig aus, dann alarmiere ich das Lager. Ist die Zahlung in Ordnung, so schweige ich.
– Angenommen, sagte Sirdey. Wann soll das sein?
– Die fünfte Nacht nach dieser, bei Neumond.
– Wo?
– Bei mir… In meiner Umzäunung!
– Ja, aber… ich habe dein Haus gar nicht gesehen! sagte Sirdey.
– Das Hochwasser hat es vor einem Jahre mit fortgerissen; das macht aber nichts; wir brauchen das Haus nicht. Die Palisade genügt.
– Die ist ja ganz zusammengebrochen!
– Ich werde sie ausbessern.
– Gut, meinte Sirdey. Also morgen!
– Ja, morgen!« antwortete Patterson.
Er hörte wieder das schwache Knistern des Grases, dann ließ ihn ein leises Plätschern erraten, daß Sirdey sich vorsichtig in den Fluß hatte gleiten lassen, dann störte nichts mehr die Ruhe der Nacht.
Am nächsten Morgen sah man mit Erstaunen, daß Patterson sich mit dem Ausbessern des Zaunes beschäftigte, der einst seine Gemüsebeete und sein Haus umschloß und nun halb zusammengebrochen war.
Die Zeit war merkwürdig gewählt, um diese Arbeiten vorzunehmen. Aber das Land war sein Eigentum, er hatte die betreffenden Papiere in der Tasche, die es schwarz auf weiß bewiesen. Nach der Überschwemmung waren ihm über besonderes Verlangen Duplikate der Dokumente ausgestellt worden. Er hatte das Recht, damit zu tun, wie ihm beliebte.
Den ganzen Tag widmete er dieser Arbeit. Er richtete die Pfähle auf, befestigte sie durch starke Querbalken, verstopfte die Spalten und kümmerte sich nicht um die Bemerkungen der anderen.
Am Abend wollte der Zufall, daß er die Wache auf dem Südwall angesichts der Berge übernehmen mußte; er begab sich ohne Widerrede auf seinen Posten und wartete die Ereignisse ab.
Er hatte diesmal seinen Dienst früher antreten müssen als gestern, es war noch ganz licht, aber das Ende seiner Wache fiel schon in die finstere Nacht und Sirdey konnte sich leicht nähern, außer…
Außer daß der Vorschlag des ehemaligen Kochs nicht ernst zu nehmen war Vielleicht hatte man ihm eine Falle gestellt… und er war dumm genug gewesen, hineinzufallen?… Der Irländer konnte sich bald über diesen Punkt beruhigen, denn Sirdey war vor ihm aufgetaucht, zwischen den Grasbüscheln war er für jedermann unsichtbar, nur ein Eingeweihter konnte ihn sehen.
Langsam wurde es finster. Der Mond stand im letzten Viertel und zeigte erst beim Morgendämmern seine schmale Sichel über dem Horizont. Als es ganz dunkel war, kroch Sirdey zu seinem Verbündeten und war bald darauf verschwunden, ohne bemerkt worden zu sein.
Alles war regelrecht verlaufen. Die beiden Parteien verstanden sich.
»Die vierte Nacht nach dieser, hauchte Patterson.
– Einverstanden! flüsterte Sirdey.
– Und daß die Piaster nicht vergessen werden… Sonst ist alles umsonst!…
– Sei ganz ruhig!«
Nach diesem kurzen Dialog zog sich Sirdey zurück. Aber ehe er ging, hatte er zu Füßen des Verräters einen Sack niedergestellt, der, als er den Boden berührte, einen leisen, metallischen Klang von sich gab. Das war der Judaslohn!
Neuntes Kapitel.
Das hostelische Vaterland.
Am nächsten Morgen arbeitete Patterson wieder an der Ausbesserung der Palisaden, natürlich ahnte er die Natur der Bemerkungen, die seine außergewöhnliche Beschäftigung wachrufen mußte. Und er mußte namentlich jetzt, wo er schon teilweise bezahlt war, jeden Schatten eines Argwohns abzulenken suchen. Er nahm daher die erste Gelegenheit wahr, um für sein Tun eine entschuldigende Erklärung abzugeben.
Er führte selbst diese Gelegenheit herbei, indem er Hartlepool aufsuchte und ihm ganz unverfroren seinen Wunsch ausdrückte, die Wache von nun an nur mehr in seiner Umzäunung halten zu dürfen. Nachdem sein Besitz am Fluß lag, war es logisch, daß nicht ein anderer hier wachen mußte, während er an eine entfernte Stelle entsandt wurde.
Hartlepool, dem Patterson nicht sehr sympathisch war, konnte ihm in keiner Weise einen Vorwurf machen. In mancher Hinsicht verdiente der Irländer
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