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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sogar alle Achtung. Er war ein friedliebender Mann und unermüdlicher Arbeiter und es lag gar kein Grund vor, ihm dieses Ansuchen abzuschlagen.
    Trotzdem bemerkte Hartlepool: »Sie haben einen eigentümlichen Zeitpunkt gewählt, Ihren Zaun wieder instandzusetzen!«
     

    Sagt euren Brüdern, daß die weißen Männer keine Sklaven halten.« (S. 423.)
     
    Patterson erklärte ihm sehr ruhig, daß er keinen günstigeren Moment finden konnte. Die öffentlichen Arbeiten stockten und er benützte die Zeit, sich mit seiner persönlichen Angelegenheit zu beschäftigen und brauchte nicht müßig herumzustehen. Diese Erklärung war sehr glaubwürdig und den fleißigen Gewohnheiten des Irländers angemessen. Hartlepool war befriedigt. »Das andere ist erledigt,« sagte er.
    Er legte dieser Bestimmung so wenig Gewicht bei, daß er es gar nicht der Mühe wert hielt, dem Kawdjer davon Bericht zu erstatten.
    Zum Glück für die Zukunft des hostelischen Staates rief zur selben Stunde ein anderer den Verdacht des Gouverneurs wach.
    Als Patterson am Vorabend seinen Posten bezog, war er dort nicht allein, wie er glaubte; etwa zwanzig Meter von ihm entfernt lag Dick im Grase. Er war nicht gekommen, den Irländer zu überwachen; der bloße Zufall hatte ihn hergeführt. Dick kümmerte sich gar nicht um Patterson. Als er wenige Schritte von ihm entfernt dastand, warf der Knabe nur einen zerstreuten Blick auf ihn und gab sich dann gleich einer interessanteren Beschäftigung hin: er beobachtete – freiwillig, denn seine Jugend schloß ihn vom Wachtdienst aus – die Bewegungen der Patagonier, dieser gefürchteten Wilden, welche in seiner kindlichen Einbildungskraft einen gewaltigen Eindruck hervorriefen. Wenn der Irländer nicht so eifrig nach Sirdey Umschau gehalten hätte, müßte er das Kind bemerkt haben, denn Dick gab sich keine Mühe, sich zu verbergen und das Strauchwerk verbarg ihn nur ungenügend.
    Dick hatte, wie schon gesagt, Patterson gesehen und erkannt, schenkte ihm aber nicht mehr und nicht weniger Aufmerksamkeit als jeder anderen hostelischen Schildwache. Bald vergaß er ganz auf seine Gegenwart, denn er hatte soeben eine außergewöhnliche Entdeckung gemacht, die seine ganze Aufmerksamkeit fesselte.
    Was hatte er denn bei den Patagoniern erspäht? Hinter einem der zahlreichen, mit dichtem Gebüsch bewachsenen Berghänge war ein Mann versteckt!… Ein Mann? Er sah nur ein Gesicht. Nicht einmal das ganze Gesicht, nur eine Stirne und zwei Augen, die nach Liberia herüberblickten. Gehörten diese Augen einem der Indianer an, deren lebhafte Gruppen man im Lager deutlich unterschied? Ohne Zögern beantwortete Dick diese Frage mit einem bestimmten Nein. Er war nicht nur gewiß, daß Augen und Stirne einem Weißen gehörten, er schrieb auch einen Namen auf diese Gesichtsteile, den richtigen Namen; er lautete: Sirdey.
    Beim Himmel! Den kannte er gut, hätte ihn unter Tausenden herausgefunden, diesen elenden Sirdey, welcher mit den anderen in der Grotte war an dem schrecklichen Tage, der Sand beinahe das Leben gekostet hätte! Was hatte dieser Schurke hier zu suchen? Unwillkürlich drückte sich Dick jetzt tiefer zwischen die Grasbüschel hinein; er gab sich keine Rechenschaft über das »Warum?« ab, aber er wollte jetzt nicht gesehen werden.
    Die Stunden verstrichen; die lange Dämmerung dieser hohen Breiten verwandelte sich nach und nach in die dunkle Nacht. Dick rührte sich nicht in seinem Versteck und hielt Augen und Ohren offen. Aber die Zeit verging, ohne daß er einen Lichtschein bemerkte oder das geringste Geräusch wahrnahm. Aber plötzlich schien es ihm, als ob ein Schatten am Boden sich bewegte und Patterson näherte, er glaubte das leise Rascheln der Halme, vorsichtiges Stimmengeflüster und ein helles metallisches Klingen zu vernehmen, wie es sich berührende Geldstücke hervorbringen… Aber das alles war mehr eine Ahnung, ein Gefühl, eine vage und undeutliche Empfindung.
    Als Patterson abgelöst wurde, entfernte er sich. Dick behielt seinen Posten bei und wachte und lauschte bis zum Morgengrauen. Unnötige Vorsicht und nutzlose Ausdauer! Die Nacht verlief ohne alle Störung; es hatte sich gar nichts Außergewöhnliches ereignet.
    Sogleich suchte Dick den Kawdjer auf. Aber er wußte nicht genau, ob es ihm erlaubt worden wäre, die Nacht unter freiem Sternenhimmel zuzubringen. Darum hielt er es für klug, erst das Terrain zu sondieren.
    »Gouverneur! verkündigte er zunächst, ich habe Ihnen etwas zu

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