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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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diese Patagonier sich nicht bald rühren, werden wir sie aufsuchen!«
    Es schien alles zu stimmen. Patterson hatte mit seinem Ansuchen eine Absicht verfolgt, aber Hartlepool, welcher nicht voreingenommen war, konnte nichts Außergewöhnliches daran finden.
    Anders der Kawdjer. Das Auftauchen Sirdeys, das wahrscheinliche Einverständnis der beiden Männer, das Aufrichten der Umzäunung und endlich die Bitte Pattersons, welche bewies, daß er seinen Besitz nicht verlassen und verhindern wollte, daß andere ihn beträten, alle diese Tatsachen ergänzten sich und bewiesen…. Aber nein, sie bewiesen gar nichts! Das genügte nicht, um den Irländer zu verdächtigen. Es blieb nichts zu tun übrig, als doppelte Vorsicht walten zu lassen.
    Ahnungslos, daß ein Verdacht auf ihm ruhte, führte Patterson langsam das begonnene Werk seiner Vollendung zu. Die Pfähle waren aufgerichtet und die letzten steckten im Wasser des Flusses, so daß das Innere der Umzäunung jedem Blicke unzugänglich blieb.
    An dem von ihm bestimmten Tage, dem vierten nach seiner letzten Zwiesprache mit Sirdey, war alles in schönster Ordnung. Als loyaler Kaufmann hatte er den Vertrag bisher gehalten. Jetzt brauchten die Käufer nur die Lieferung abzuholen.
    Die Sonne ging unter und die Nacht trat langsam hernieder. Es war eine sternenlose Nacht ohne Mondschein und die Finsternis war undurchdringlich. Hinter seiner Palisade wartete Patterson, treu seinem Versprechen, auf das Erscheinen der Patagonier.
    Aber wer kann stets alles bedenken! Diese dichte Umzäunung, die ihn vor den Blicken der anderen schützte, verbarg auch alles vor seinen Blicken! Man konnte allerdings nicht sehen, was bei ihm vorging – aber er wußte auch nicht, was außerhalb seiner Palisade geschah. Er überwachte eifrig das gegenüberliegende Ufer und bemerkte nicht, daß eine schweigende Truppe sein Haus umzingelte und daß die beiden Öffnungen der Palisade besonders stark bewacht wurden.
    Die Vollendung der von Patterson begonnenen Arbeit war für den Kawdjer das Warnungssignal gewesen. Wenn sich der Irländer mit schlechten Absichten trug, war jetzt die Zeit der Ausführung gekommen.
    Es war Mitternacht, als zehn Patagonier, welche den Fluß durchschwommen hatten, in die Umzäunung eindrangen. Niemand hatte sie sehen können – so meinten sie wenigstens. Ihnen folgten zunächst vierzig Krieger und diesen vierzig kam die ganze Horde nach.
    Einer der Indianer streckte Patterson eine Handvoll Gold hin, das diesem sehr leicht vorkam.
    »Das ist zu wenig!« sagte er auf gut Glück.
    Der Patagonier schien nicht zu verstehen.
    Nun trachtete ihm Patterson durch Gebärden begreiflich zu machen, daß er übervorteilt worden wäre und fing vor den Augen des Indianers das Geld zu zählen an, indem er ein Goldstück nach dem anderen von der rechten in die linke Hand gleiten ließ; gebückt, mit gierigem Blicke, stand er vor dem Patagonier da.
    Ein heftiger Schlag auf den Nacken streckte ihn zu Boden. Gleich war er geknebelt und gefesselt und wurde ohne weitere Umstände in eine Ecke geworfen. Die Indianer kümmerten sich nicht weiter um ihn. Wenn er noch lebte, war das Ende nur hinausgeschoben. Sie hatten jetzt keine Zeit, sich davon zu überzeugen. Später hatte man Muße genug, dem Verräter, wenn nötig, den Garaus zu machen und ihm seinen Lohn wieder abzunehmen.
    Die Patagonier nahten sich vom Ufer her kriechend. Andere dunkle Schatten, welche ihre Waffen hoch über die Köpfe emporhoben, folgten ihnen nach und füllten die Umzäunung; bald belief sich ihre Zahl auf zweihundert.
    Plötzlich knatterte von beiden Öffnungen der Palisade her heftiges Gewehrfeuer. Die Hostelianer waren bis zum halben Leibe ins Wasser eingedrungen und fielen den Feinden in den Rücken. Vor Schreck unbeweglich, wußten diese nicht sogleich, was beginnen; als aber die Kugeln große Löcher in ihre dichten Reihen rissen, suchten sie an der Palisade Schutz. Sogleich zeigten sich auch dort Gewehre und sprachen so manches Todesurteil. Entsetzt, verblüfft, verblödet drehten sie sich jetzt im Kreise herum, ein leicht zu erlegendes Wild, das freiwillig die Brust dem Blei des Jägers darbot.
     

    Bei Pattersons Erscheinen entriß sich ein Schrei… (S. 428.)
     
    In wenigen Minuten verloren sie die Hälfte ihrer Leute. Endlich faßten sich die Überlebenden und stürzten dem Flusse zu, trotzdem sie dem Feuer entgegenliefen und trachteten schwimmend das andere Ufer zu erreichen.
    Diese Schüsse hatten in der Ferne

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