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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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berichten«…
    Dann nach einer weise angebrachten Pause fügte er hinzu:
    »Aber Sie dürfen mir nicht böse sein!
    – Das kann ich dir nicht ohne weiteres versprechen, sagte der Kawdjer lächelnd. Gewiß werde ich schelten, wenn du etwas Böses getan hast!«
    Dick antwortete durch eine Frage:
    »Ist es schlecht, Gouverneur, eine Nacht auf dem südlichen Wall zuzubringen?
    – Je nach Umständen, antwortete der Kawdjer. Es kommt ganz darauf an, was du auf dem südlichen Wall gemacht hast!
    – Ich habe nach den Patagoniern ausgeschaut, Gouverneur!
    – Die ganze Nacht?
    – Die ganze Nacht, Gouverneur!
    – Warum denn?
    – Um sie zu überwachen, Gouverneur!
    – Was hast denn du die Patagonier zu überwachen? Dazu sind die ausgestellten Posten da!
    – Weil ich jemanden, den ich kenne, bei ihnen gesehen habe, Gouverneur!
    – Jemand, den du kennst, ist bei den Patagoniern? rief der Kawdjer aufs höchste erstaunt.
    – Ja, Gouverneur!
    – Wer denn?
    – Sirdey, Gouverneur!«
    Sirdey!… Sogleich fiel dem Kawdjer ein, was ihm Athlinata gesagt hatte. Also war Sirdey jener »weiße Mann«, in dessen Versprechungen der Indianer so viel Vertrauen setzte.
    »Ist das sicher? fragte er lebhaft.
    – Ganz sicher, Gouverneur! behauptete Dick. Von dem anderen bin ich nicht ganz sicher… aber ich glaube doch, daß ich recht habe, Gouverneur!
    – Von dem anderen? Was gibt es denn noch?
    – Wie es schon ganz finster war, kam es mir vor, als ob sich jemand dem Walle näherte…
    – Sirdey?
    – Das weiß ich nicht, Gouverneur… Jemand… Dann schien es mir, als ob man leise sprach und etwas sich bewegte… Dann klang es fast wie Dollarstücke… aber ich weiß es nicht genau…
    – Wer hatte an jener Stelle die Wache?
    – Patterson, Gouverneur!«
    Der Name hatte für den Kawdjer einen schlechten Klang; das eben Gehörte machte ihn sehr nachdenklich. Stand das, was Dick gesehen und gehört hatte, zu sehen und zu hören glaubte, in irgendeinem Zusammenhang mit Pattersons Arbeit? Konnte das die Untätigkeit der Feinde erklären, eine Untätigkeit, für die die Belagerten keine Erklärung zu finden wußten? Zählten die Patagonier auf andere Hilfe als die eigene Kraft, um in Liberia einzudringen, und hatten sie irgendeinen finsteren Plan ersonnen?
    Das waren alles Fragen, die ohne Antwort blieben. Die Mitteilungen waren jedenfalls zu ungenau, daß man nach ihnen einen bestimmten Entschluß fassen konnte. Man mußte ruhig zuwarten und Patterson im Auge behalten, dessen Verhalten – vielleicht ungerechtfertigterweise – verdächtig schien und zu Argwohn Anlaß gab.
    »Nein, ich bin nicht böse, sagte der Kawdjer, als Dick, sein Urteil erwartend, zu ihm aufblickte. Du hast recht gehandelt, mein Junge. Aber du mußt mir versprechen, niemandem etwas von dem zu erzählen, was du mir anvertraut hast!«
    Dick hob feierlich die Hand auf.
    »Ich schwöre, Gouverneur!«
    Der Kawdjer lächelte.
    »Gut! sagte er, jetzt geh’ schlafen, du mußt die verlorene Nachtruhe einholen. Und vergiß nicht! Niemandem darfst du etwas sagen, verstehst du? Weder Herrn Rhodes noch Hartlepool… gar niemandem!
    – Ich habe doch geschworen, Gouverneur,« sagte Dick mit wichtiger Miene.
    Der Kawdjer wollte trachten, näheres zu erfahren, ohne zu verraten, was er wußte; er machte sich also auf die Suche nach Hartlepool.
    »Nichts Neues vorgefallen? sprach er ihn an.
    – Nichts, Herr, antwortete Hartlepool.
    – Werden die Wachtposten regelmäßig abgelöst?… Das ist ein wichtiger Punkt, Sie wissen es!… Sie müssen sich täglich selbst überzeugen, ob alles in Ordnung ist und jeder seine Pflicht erfüllt!
    – Ich tue es auch, Herr, antwortete Hartlepool. Alles ist in bester Ordnung.
    – Sträubt man sich nicht gegen den aufreibenden Wachtdienst?
    – Nein, Herr. Jeder tut es ja auch im eigensten Interesse.
    – Auch Kennedy nicht?
    – Kennedy?… Nein, das ist einer der Eifrigsten. Er sieht ausgezeichnet und achtet auf alles… Wenn er auch sonst nicht viel wert ist, im richtigen Moment bricht der ehemalige Matrose durch!
    – Und Patterson?
    – Ich kann nichts über ihn sagen… Ja, Herr, was Patterson anbelangt, wundern Sie sich nicht, wenn Sie ihn nicht auf den Wällen erblicken. Er hat von jetzt an seinen Posten bei seinem Hause, nachdem es am Fluß liegt.
    – Warum das?
    – Er hat mich darum gebeten. Ich sah keinen Grund, es ihm abzuschlagen.
    – Schon recht, Hartlepool, sagte der Kawdjer im Fortgehen. Halten Sie nur gut Wache. Wenn aber

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