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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Sie brauchen uns ja. Ich habe ihnen gesagt, daß ich auf dich zählen kann, deshalb haben sie mich als Dolmetsch hergeschickt.
    – Was wollen sie denn?«… kam es stockend von Pattersons Lippen.
    Es herrschte einen Augenblick Stillschweigen, ehe Sirdey antwortete:
    »Sie wollen, daß du sie in die Stadt hineinläßt.
    – Ich!!… sträubte sich Patterson.
    – Ja du!!… Du mußt!… Höre mich an!… Es handelt sich bei mir um Leben und Tod.
     

    »Nichts Neues?«, fragte der eine Ankömmling. (S. 403.)
     
    Wie ich in ihre Hände gefallen bin, haben sie mich zum Sklaven gemacht, wie ich dir sagte. Sie haben mich auf hundertfache Weise gequält Eines Tages haben sie durch einige unvorsichtige Worte erfahren, daß ich von Liberia komme. Da ist ihnen eingefallen, sich meiner als Werkzeug zu bedienen, um die Stadt zu plündern, von deren Schätzen sie schon gehört hatten. Sie haben mir die Freiheit angeboten, wenn ich ihnen dazu verhelfe… Du verstehst, ich…
    – Schweig’!«… unterbrach ihn Patterson.
    Eine der zunächststehenden Schildwachen wollte die steifen Glieder etwas in Bewegung bringen und näherte sich den beiden, blieb aber fünfzehn Meter von den Sprechenden stehen, es war die Grenze ihres Wachtbezirkes.
    »Es ist recht frisch heute Nacht, sagte der Hostelianer, ehe er an seinen Platz zurückkehrte.
    – Ja, brachte Patterson mit erstickter Stimme hervor.
    – Gute Nacht, Kamerad!
    – Gute Nacht!«
    Die Schildwache kehrte Patterson den Rücken, entfernte sich und war bald im Dunkel verschwunden.
    Sogleich fuhr Sirdey fort:
    »Du begreifst, daß ich alles versprochen habe!… Darauf haben sie diesen Raubzug inszeniert und mich mitgeschleppt: Tag und Nacht haben sie mich nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen. Jetzt verlangen sie, daß ich mein Versprechen halte! Sie sind wütend, weil sie soviel Widerstand gefunden haben und man über hundert Gefangene gemacht hat… Diesen Abend habe ich ihnen gesagt, daß ich mich mit einem Kameraden in Verbindung setzen wollte, der mir keinen Dienst verweigert… Ich hatte dich von weitem erkannt… Wenn sie entdecken, daß sie von mir getäuscht worden sind, ist mein Schicksal besiegelt!«
    Während Sirdey erzählte, überlegte Patterson. Es hätte ihn gefreut, diese Stadt zerstört und alle Bewohner, besonders aber den Gouverneur, vertrieben oder massakriert zu sehen. Aber es war sehr gefährlich für ihn! Patterson schwankte kurze Zeit, dann hatte er sich entschieden.
    »Was soll ich dabei tun? fragte er kalt.
    – Uns helfen, hineinzukommen, antwortete Sirdey.
    – Ihr braucht meine Hilfe ja gar nicht; der beste Beweis bist du; du bist ja auch allein hereingekommen, entgegnete Patterson.
    – Ein Mann kann leicht ungesehen hineinkommen, sagte Sirdey. Bei fünfhundert Leuten ist das aber schwieriger!
    – Fünfhundert!…
    – Ja, natürlich!… Glaubst du vielleicht, daß ich einen Spaziergang in der Stadt machen will und dazu deine Hilfe brauche? Für mich ist die Luft in Liberia ebenso ungesund wie die Gesellschaft der Patagonier… Was ist denn übrigens…
    – Schweig’!«… befahl ihm plötzlich Patterson rauh.
    Das Geräusch von Schritten näherte sich, bald darauf wurden drei Männer sichtbar. Der eine rief Patterson an und ließ für einen Augenblick den Schein einer Laterne, die er unter dem Mantel verborgen hielt, auf das Gesicht der Schildwache fallen.
    »Nichts Neues? fragte der eine Ankömmling, niemand anderer als Hartlepool.
    – Nichts.
    – Alles ruhig?
    – Ja.«
    Hartlepool setzte seinen nächtlichen Rundgang fort.
    »Was sagtest du zuletzt? fragte Patterson, als er sich außer Hörweite entfernt hatte.
    – Ich wollte sagen: was ist denn übrigens aus den anderen geworden?
    – Aus welchen anderen?
    – Dorick?
    – Tot.
    – Fred Moore?
    – Tot.
    – William Moore?
    – Tot.
    – Alle Teufel!… Und Kennedy?
    – Ist gesund wie du und ich.
    – Nicht möglich!… Also hat er seinen Kopf aus der Schlinge ziehen können?
    – Wahrscheinlich.
    – Ist kein Verdacht auf ihn gefallen?
    – Ich glaube nicht; er ist immer frei herumgegangen.

    – Wo ist er jetzt?
    – Er hat irgendwo die Wache. Ich weiß nicht wo…
    – Könntest du das nicht erfahren?
    – Unmöglich. Ich darf meinen Posten nicht verlassen. Was willst du denn von Kennedy?
    – Mich an ihn wenden, nachdem dir mein Vorschlag nicht zu gefallen scheint.
    – Du glaubst, daß ich dir beistehen würde? protestierte Patterson. Du glaubst, daß ich den Patagoniern

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