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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gegen den Regen, der in Strömen aus den Wolken stürzte. Der Kawdjer, von Haig, Karroly und dem Hochbootsmann unterstützt, wachte über die Sicherheit aller.
    Im Inneren des Schiffes herrschte verhältnismäßige Ruhe und bald waren die meisten der Auswanderer, von der ausgestandenen Todesangst entkräftet, eingeschlafen. Diese armen Leute fielen eben von einem Extrem ins andere; kaum hatten sie das Walten einer höheren Intelligenz und bewußter Energie über sich gefühlt, so gehorchten sie dieser Macht in blindem Vertrauen. Als ob es ganz selbstverständlich sei, überließen sie dem Kawdjer alle Sorge für ihr weiteres Schicksal und machten ihn für ihre Sicherheit verantwortlich. Die fürchterliche Katastrophe hatte sie ganz unvorbereitet getroffen. Eine gewisse stumpfe Resignation half ihnen zwar ihre sonstige elende Lebenslage ertragen, aber die letzten ganz außergewöhnlichen Vorkommnisse trafen sie ganz wehrlos an, unfähig, zu denken und zu handeln, und instinktiv sehnten sie einen Menschen der Tat herbei, der für sie dachte und handelte und jedem die ihm passende Rolle zuwies. Franzosen, Italiener, Russen, Irländer, Engländer, Deutsche und selbst Japaner fanden sich mehr oder minder zahlreich unter den Emigranten vor; der Mehrheit nach aber stammten sie aus den Staaten Nordamerikas. Und diese Verschiedenheit der Nationalitäten fand eine Wiederholung in der Verschiedenheit der Berufsgattungen, die hier vertreten waren. Die meisten Köpfe zählten jene, die sich ihr Leben lang der Landwirtschaft gewidmet hatten; viele gehörten dem Handwerkerstande an; einige waren, ehe sie die heimatliche Scholle verließen, Jünger der freien Künste gewesen. Es waren meist unverehelichte, allein stehende Männer; nur etwa hundert bis hundertundfünfzig von ihnen waren verheiratet und schleppten eine förmliche Herde von Kindern mit sich.
    Aber alle hatten einen gemeinsamen Zug aufzuweisen, sie waren heimatlose, vom unberechenbaren Schicksal rücksichtslos hin-und hergeworfene Geschöpfe; arme Opfer unglücklicher Zufälle: den einen hatte es eine ungünstige Verkettung von Umständen unmöglich gemacht, Geburt und Rang und Stellung in Einklang zu bringen; die anderen hatten in moralischer Hinsicht Defekte aufzuweisen; diese fühlten sich als Stiefkinder der Natur und beklagten sich über Mangel an Geistes-oder Körperkraft und jene waren von unverdienten Unglücksfällen verfolgt. Alle aber hatten erkannt, daß ihres Bleibens im Vaterlande nicht länger sein konnte und suchten das Glück unter einem fremden, ihnen vielleicht freundlicheren Himmel zu finden und zu fesseln.
    Diese zusammengewürfelte Gesellschaft stellte einen Mikrokosmos, eine kleine Welt für sich dar, eine Reduktion des menschlichen Geschlechtes, wo unter Ausschluß der Klasse der Reichen, so ziemlich alle sozialen Lebensstellungen vertreten waren. Die gänzliche Mittellosigkeit, das äußerste Elend war übrigens auch aus diesem Kreise verbannt, denn die »Gesellschaft für Kolonisation« hatte als Bedingung der Aufnahme an die Mitglieder die Forderung gestellt, den Nachweis über den Besitz eines Minimalkapitales von fünfhundert Franken zu liefern; einige unter ihnen besaßen ein Vermögen, das die verlangte Summe um das Zwanzig-und Dreißigfache überstieg. Es war eben eine Menschenmasse, nicht besser und nicht schlechter als jede andere; die Masse mit ihren Verschiedenheiten, ihren Tugenden und Fehlern, ein verworrenes Hin-und Herwogen der widersprechendsten Wünsche und Gefühle, aus deren Mitte manchmal ein eiserner, alles beherrschender Wille aufsteht und seinen Weg macht, ähnlich den Meeresströmungen, die inmitten gestaltloser Wassermassen ihren sicheren, unabänderlichen Lauf beibehalten.
    Was soll nun aus all den Menschen werden, die der Zufall auf diese ungastliche Küste geführt hat? Wie werden sie die ewigen Rätsel des Lebens zu lösen trachten?….
     
    Ende des ersten Teiles .

Zweiter Teil.

Erstes Kapitel.
Auf sicherem Boden.
    Selbst in dieser Region, wo die Küstenentwicklung die abenteuerlichsten Formen aufzuweisen hat, fällt die Insel Hoste durch ihre phantastische Gestalt auf. Wenn auch die Nordküste, die eine lange Strecke hindurch den Beagle-Kanal abgrenzt, größtenteils geradlinig verläuft, so ist der übrige Umfang um so zerrissener: eine Unzahl felsiger, spitzer Landzungen springen ins Meer vor und schmale, tiefe Einschnitte zerschneiden die Insel bis ins innerste Mark.
    Unter den Eilanden des

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