Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«
der Stämme, das Biegen der Hölzer.
Man berechnete, daß die Reparaturen einen Monat Zeit erfordern würden; mit anderen Worten, daß man – das schlechte Wetter mit eingerechnet, erst in drei Monaten fertig werden konnte. Während Karroly und seine Genossen mit Hobel und Säge fleißig tätig waren, ging der Kawdjer, welcher für seine Kranken und sich selbst frisches Fleisch schaffen wollte, mit dem Hunde Zol auf die Jagd.
Wenn auch die ganze Inselwelt im Zeichen des Winters stand, wenn auch der Schnee die ebenen Flächen bedeckte und die Gipfel sich mit Eis überzogen hatten, so war deshalb das tierische Leben nicht ausgestorben. Die Wälder beherbergten immer Wiederkäuer in großer Anzahl, Guanakos und Vikunjas, außerdem den Nandu und Füchse. Über die Prärien flatterten immer Berggänse, kleine Rebhühner, Schnepfen und Wasserhühner. An der Küste wimmelte es von eßbaren Mövenarten. Walfische tauchten in nächster Nähe der Insel auf und Seewölfe lagen oft herdenweise auf dem Strande.
Aber vom Fischfang war um diese Zeit nichts zu hoffen. Die Fische, größtenteils Stockfische und Lampreten, besuchen diese Gewässer nur im Sommer. Im Winter ziehen sie sich mehr nach Norden zurück, in den Beagle-Kanal und in die Magalhães-Straße.
Von seinem Jagdausflug brachte der Kawdjer außer ansehnlicher Beute Nachrichten von vier Familien mit, welche sich weiter vom Lagerplatz entfernt und ihre Zelte einige Meilen von den anderen im Inneren der Insel aufgeschlagen hatten. Diese Abtrünnigen waren die Familien Rivière, Gimelli, Gordon und Ivanoff; die Oberhäupter der drei letzteren hatten seinerzeit den Kawdjer und Harry Rhodes auf der kurzen Forschungsreise in das Innere der Insel begleitet, und Rivière war als Abgesandter der Emigranten nach Punta-Arenas gefahren. Bei seiner Rückkehr hatten die vier beschlossen, sich abzusondern; alle gehörten derselben Menschenklasse an; sie waren biedere Ackerbauer, einfache, gesunde, gleichmäßige Leute. Die Arbeit war für sie Lebensbedürfnis, sie übernahmen sie immer gern und freudig, desgleichen ihre Frauen und Kinder, die ebenso wie sie unmöglich ihre Zeit im Nichtstun verbringen konnten und stets nützliche Beschäftigung suchten und fanden.
Gleiche Gründe hatten sie zu der Absonderung veranlaßt. Rivière, welcher beim Fällen der Bäume, die die Ausschiffung der Ladung des »Jonathan« notwendig machte, sich beteiligt hatte, war von dem Reichtum dieser Wälder entzückt, die noch keine Axt berührt hatte.
Die Erinnerung daran verfolgte ihn, als er von Punta-Arenas mit der Gewißheit zurückkam, sechs weitere Monate auf der Insel Hoste verbringen zu müssen und er wollte gleich die Gelegenheit ergreifen, aus den Verhältnissen Nutzen zu ziehen und die Wälder auszubeuten versuchen.
Zu diesem Zwecke verschaffte er sich das zur Errichtung einer einfachen Säge nötige Material und verlud es auf die Schaluppe. Fällen konnte er ja nach Belieben. Die Wälder waren niemandes Eigentum, daher kostete das Holz nichts. Nur der Transport des gefällten Holzes konnte zu Kopfzerbrechen Anlaß geben.
Aber Rivière hoffte, daß sich die diesbezüglichen Schwierigkeiten im entscheidenden Momente auch lösen würden und daß es ihm möglich sein werde, das einmal gefällte Holz auf die eine oder andere Weise in Geld umzusetzen.
Im Begriff zur Ausführung seines Planes zu schreiten, hatte er Gimelli, Gordon und Ivanoff ins Vertrauen gezogen, denen er auf dem »Jonathan« nähergetreten war. Diese hatten dem Franko-Kanadier lebhaft Beifall gezollt und nur bedauert, nicht selbst auf diesen glücklichen Gedanken gekommen zu sein. Nachdem aber eine Idee meist eine ähnliche wachruft, nahmen sie bald ein gleiches Projekt in Aussicht. Während ihrer kurzen Forschungsreise auf der Insel mit dem Kawdjer hatten sie Gelegenheit gehabt, die Fruchtbarkeit des Bodens anzustaunen. Warum sollten sie nicht auch ihr Glück versuchen? Die einen mit Getreidekulturen, der andere in der Viehzucht? Erwies sich der Versuch im Laufe dieser sechs Monate als ertragbringend, so brauchten sie die Insel gar nicht zu verlassen. Der Magalhães-Archipel oder Afrika! Beide Namen klangen ihnen gleich gut und schlecht! Sobald man außerhalb seines Vaterlandes lebt, ist der Name des Landes von geringer Bedeutung. Erwies sich das Resultat als ein negatives, so war nur die gehabte Mühe und Arbeit verloren, sonst nichts. Aber die Arbeit ist ein unerschöpfliches Lebensmittel, wenn man kräftige Arme und
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