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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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in die Praxis umsetzen zu wollen, wenn man von seinem Eigentum Besitz ergreifen wollte; er fände das natürlich. Welche staunenswerte Großmut, wenn man bedenkt, daß er gar nichts sein eigen nannte. Es war leicht vorherzusagen, daß es so nicht länger fortgehen konnte.
    Seine Anhänger ahmten natürlich sein Beispiel nach und wenn sie auch nicht Doricks Meisterschaft erlangten, so handelten sie doch nach bestem Wissen und Willen. Es fehlte nicht mehr viel und die gemeinsamen Reichtümer wären am Ende des Winters gänzlich in den Alleinbesitz dieser heftigen Gegner alles Privatbesitzes übergegangen.
    Dem Kawdjer blieb dieser Mißbrauch der Kraft des Stärkeren nicht lange verborgen und er wunderte sich über diese Nutzanwendung der freiheitlichen Ideen, die denjenigen so nahe verwandt waren, welche er selbst mit so großer Überzeugung und Begeisterung verfocht. Sollte er dieser Tyrannei einen Riegel vorschieben? Wer autorisierte ihn zu dieser Mission?
    Mit welchem Rechte durfte er einen Konflikt heraufbeschwören, indem er aus eigenem Antrieb sich zum Beschützer von Leuten aufwarf, welche seinen Beistand gar nicht angerufen hatten, wodurch andere Menschen – ihresgleichen – angegriffen wurden.
    Überdies beschäftigten ihn zuletzt persönliche Angelegenheiten so gänzlich, daß er füglich die Sorgen der anderen vergessen konnte. Je weiter der Winter vorrückte, desto zahlreicher waren die Erkrankungen. Er genügte nicht mehr als alleiniger Arzt. Am 18. Juni war ein Todesfall auf der Insel zu verzeichnen; ein fünfjähriges Kind war von einer Lungenentzündung dahingerafft worden, die kein Mittel zu bekämpfen imstande war. Es war die dritte Leiche, die die Erde der Insel Hoste seit der Landung der Auswanderer bedeckte.
    Die Gemütsverfassung Halgs machte dem Kawdjer große Sorge. Er las in der offenen Seele des jungen Feuerländers wie in einem Buche und sah die Fortschritte seines Herzenskummers. Wie sollte das enden, wenn einmal die Emigranten die Insel verlassen haben würden? Würde Halg nicht Graziella folgen wollen und in der Fremde in Kummer und Elend ein trauriges Ende finden?
    An demselben 18. Juni kam Halg wieder mit ganz umwölkter Stirne von seinem täglichen Besuch bei der Familie Ceroni zurück. Der Kawdjer brauchte keine Frage zu stellen, um das Motiv kennen zu lernen. Halg vertraute ihm freiwillig an, daß sich Lazare Ceroni am Vorabende, nach des jungen Mannes Fortgehen, abermals betrunken hatte. Wie gewöhnlich hatte das eine schreckliche Szene zur Folge gehabt, jedoch war Ceroni zum Glück weniger gewalttätig geworden als das letzte Mal.
    Das gab dem Kawdjer zu denken. Wenn Ceroni sich betrinken konnte, mußte er Alkohol zur Verfügung gehabt haben. Wurden die Vorräte des »Jonathan« nicht mehr von Leuten der Besatzung bewacht?
    Hartlepool, welcher befragt wurde, erklärte, er könne es nicht begreifen und gab die Versicherung, daß die Bewachung genau so strenge durchgeführt werde wie früher. Aber das Faktum war nicht zu leugnen und er versprach, doppelt wachsam zu sein, daß sich der Fall nicht wiederhole.
    Am 24. Juni, drei Tage nach dem Wintersolstitium, ereignete sich der erste Zwischenfall von einiger Wichtigkeit, wegen der indirekten Folgen, die er für die Zukunft mit sich brachte. Es war ein herrlicher Tag. Eine leichte Brise aus Süden hatte den Himmel geklärt und die Erde war dank einer trockenen Kälte von fünf bis sechs Grad steifgefroren. Durch die bleichen Sonnenstrahlen verlockt, hatten sich die Emigranten ins Freie gewagt. Dick und Sand, welche auch das schlechteste Wetter nicht ans Haus zu fesseln vermochte, waren natürlich unter den Liebhabern der frischen Luft zu finden. In Gesellschaft Marcel Norelys und zweier anderer Knaben ihres Alters hatten sie ein Steinchenspiel organisiert, das ihre ganze Aufmerksamkeit fesselte. Ganz in ihre Belustigung vertieft, bemerkten die Kinder gar nicht eine zweite Gruppe von Spielern, Erwachsenen, welche sich in nächster Nähe belustigten. Spielen ist ja nicht ein Privilegium der Kinder, auch das reife Alter verschmäht diese Art des Zeitvertreibes nicht. Diese Leute hatten eine Kegelpartie begonnen. Es waren sechs Männer, darunter Fred Moore, welcher schon einmal mit Dick eine kleine Auseinandersetzung gehabt hatte.
    Nun trug es sich zu, daß eine der Kugeln in das Feld der Kinder rollte. Im Eifer des Spieles bemerkte Sand die fremde Kugel nicht und schob sie mit dem Fuße fort; sogleich fühlte er sich am Ohre

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