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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Wortgefechte; aber die Feindseligkeit bestand nun einmal. Unter ihrem Einfluß, aus bloßem Bedürfnis, zu schaden, zu verletzen, hatten sich die vier Gegner gegenseitig alle auf der Welt existierenden Schlechtigkeiten zum Vorwurf gemacht, sich der gemeinsten Handlungen beschuldigt, indem sie die längst begrabene Vergangenheit aufwühlten und auch eine gelegentliche Erfindung nicht verschmähten.
    Je grausamer eine derartige Entdeckung war, mit desto größerer Genugtuung erfüllte sie den Entdecker und jeder war stolz auf seine Geschicklichkeit, dem anderen wehe tun zu können. »Nun, und ich?… Ihr habt ja gehört, wie ich ihm gesagt habe…« Diese Form der Rede sollte in späteren Gesprächen gar oft Wiederholung finden.
    Damit war das Scharmützel vorläufig auch beendet, aber die ruhelosen Zungen arbeiteten weiter. Die beiden Parteien klagten ihre Leiden ihren jeweiligen Freunden und gingen ganz regelrecht auf das progressive Vorgehen ein, so daß sie von spöttischen Bemerkungen zu böswilligen Einflüsterungen, Lästerungen und Verleumdungen kamen. Diese Gespräche wurden wieder den Interessenten zugetragen und das hatte den Sturm entfesselt. Die Männer waren handgemein und einer war zu Boden geworfen worden. Am folgenden Tage erachtete es der Sohn des Besiegten für seine Pflicht, den Vater zu rächen, es war zu einer zweiten, ernsteren Schlägerei gekommen als am Vortage. Die Mitbewohner der beiden Häuser, die die kriegführenden Parteien beherbergten, konnten der Versuchung, sich am Kampfe zu beteiligen, nicht widerstehen.
    Der Krieg war letzt offen erklärt und jede Gruppe machte lebhaft Propaganda, um Teilnehmer zu werben.
    Jetzt gehörte die Mehrzahl der Emigranten zu dem einen oder dem anderen der beiden Feindeslager. Je mehr die Armeen anwuchsen, desto ernster wurde die Situation. Kein Mensch dachte mehr an die lächerliche Entstehungsursache der feindlichen Stimmung. Man stritt jetzt um die Entscheidung, wohin das kommende Schiff segeln sollte.
    Sollte man wirklich nach dem unbekannten Afrika segeln? War es nicht vernünftiger, nach Amerika zurückzukehren. Die verschiedenen Meinungen und Auseinandersetzungen über diesen Punkt bildeten jetzt das Material des Streites. Welch einen gewundenen Pfad war man gewandelt, um von einem einfachen Küchengerät zu dieser wichtigen Debatte zu gelangen! Unergründliches Geheimnis! Außerdem war man überzeugt, daß die Meinungsverschiedenheiten sich stets um denselben Punkt gedreht hatten; jede der beiden Thesen wurde jetzt leidenschaftlich verfochten. Bei jeder Begegnung, beim Gruße, beim Scheiden fand sich immer Gelegenheit, dem Gegner, gleich spitzer Projektile, in aller Eile einige Gründe für und wider an den Kopf zu werfen, während die fünf Japaner, in einer friedlichen Gruppe einige Meter von der heftig agierenden Menge entfernt, in stummem Staunen nach ihren fieberhaft erregten Gefährten blickten.
    Ferdinand Beauval war in gehobener Stimmung, er fühlte sich wieder so recht in seinem Fahrwasser – aber der Versuch, zu Worte zu kommen, war vergeblich. Er ging von einem zum anderen, er vervielfältigte sich – alles umsonst. Man hörte ihn nicht an. Kein Mensch gab sich die Mühe, auf den anderen zu hören. Es wurden viele Monologe gehalten, aber jede einzelne Gedankenäußerung verschmolz mit den anderen zu einem harmonischen Ganzen, dessen Tonstärke von Minute zu Minute anschwoll. Das Gewitter war nicht mehr weit, der Blitz mußte einschlagen. Der erste Faustschlag würde
ipso facto
alle Fäuste in Tätigkeit setzen und die Szene drohte in einen allgemeinen Faustkampf auszuarten…
    Ein kleiner Regen schlägt oft den stärksten Wind nieder – lautet ein Sprichwort, das hier Anwendung finden könnte. Ein einziger Mensch genügte, um diese überhitzten Köpfe zu beruhigen. Dieser Mensch, einer der Emigranten, welcher Seewölfe gejagt hatte, kam mit der äußersten Schnelligkeit, die seine Beine leisten konnte, herbeigelaufen zu der aufgeregten Menge.
    Und noch während des Laufens schrie er ihnen unter heftigen Gestikulationen, so laut er konnte, die Worte zu:
    »Ein Schiff!… Ein Schiff in Sicht!«
Sechstes Kapitel.
Frei.
    Ein Schiff in Sicht!… Mit welcher Freude erfüllte dieser Anblick die Herzen der Verbannten! Der Aufruhr hatte sich augenblicklich, wie auf ein Zauberwort hin, gelegt und alles stürzte, einem reißenden Strom gleich, der Küste zu. Niemand dachte mehr an Zank und Streit. Man drückte und stieß sich schweigend. In

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