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Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Die Schiffbrüchigen des »Jonathan«

Titel: Die Schiffbrüchigen des »Jonathan« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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glaubten ihre Superiorität über diese nichtssagenden »Wilden« in einem rohen, brutalen Benehmen zeigen zu müssen. Einer von ihnen ging sogar noch weiter und schämte sich nicht, sich von der Habsucht hinreißen zu lassen, daß er die armselige Habe dieses Wandervölkleins begehrte. Der Kawdjer mußte sogar eines Tages einschreiten, als der Angstschrei einer jungen Feuerländerin ihn herbeirief, welche von Sirk – denselben, welchen Halg als »gefährlich« bezeichnet hatte – bedroht wurde. Der elende Feigling wollte ihr gewaltsam die Kupferringe entreißen, die sie am Handgelenk trug, in der Meinung, sie seien aus Gold. Barsch zurechtgewiesen, zog er sich fluchend zurück. Das war also ausgerechnet schon der zweite Emigrant, der sich offen als Feind des Kawdjer bekannte.
    Dieser hatte mit großer Freude dem Besuch seiner indianischen Freunde entgegengesehen. Es waren seine treuen Anhänger und aus ihrem ganzen Benehmen, ihrer Dienstfertigkeit, dem Ausdruck ihrer Dankbarkeit konnte man sehen, welch große Liebe – fast konnte man sagen »Anbetung« – sie dem Kawdjer entgegenbrachten. Eines Tages – es war am 15. Oktober – sagte ihm Harry Rhodes, wie tief ihn das Gebaren dieser armen Leute bewegte.
    »Ich begreife vollkommen, meinte er, daß Sie dieses Land, wo Sie so viel Gutes wirken, auch liebgewonnen haben, und daß Sie den Zeitpunkt herbeisehnen, wo Sie wieder zu diesen Stämmen zurückkehren können. Sie sind ja ein Gott für die Indianer!
    – Ein Gott? unterbrach ihn der Kawdjer, warum ein Gott? Auch ein Mensch kann viel Gutes tun?«
    Harry Rhodes, ohne weiter darauf einzugehen, fügte nur noch hinzu:
    »Gut, wenn Ihnen das zu viel gesagt ist, will ich meine Gedanken in anderer Form zum Ausdruck bringen: es hätte nur von Ihrem Gutdünken abgehängt, der König des Magalhães-Archipels zu werden, damals, als er noch unabhängig war.
    – Die Menschen, auch wenn es nur Wilde sind, erwiderte der Kawdjer, brauchen keinen Gebieter. Jetzt allerdings – haben die Feuerländer auch einen Gebieter«…
    Der Kawdjer hatte die letzten Worte nur im Flüsterton ausgesprochen Er schien heute noch mehr seinen Gedanken nachzuhängen als sonst. Die wenigen mit Harry Rhodes gewechselten Worte brachten ihm die Ungewißheit seiner Zukunft vor Augen, nach der Trennung von dieser so ehrlichen, lieben Familie, die den dem Menschen so natürlichen Trieb für Geselligkeit in ihm erst geweckt hatte. Welch großer Kummer mußte es für ihn werden, diese Frau scheiden zu sehen, deren aufopferndes Wesen und werktätige Nächstenliebe er zu bewundern Gelegenheit gefunden hatte, diesen offenen, ehrlichen Mann, welcher sein Freund geworden war, die beiden Kinder, Edward und Clary, die er liebgewonnen hatte. Auch die Familie Rhodes würde die Trennung sehr beklagen und schmerzlich empfinden. Ihr einstimmiger Wunsch war der, der Kawdjer möchte ihnen in die neue afrikanische Heimat folgen, wo man ihn ebenso schätzen, lieben und verehren würde wie auf der Insel Hoste. Aber Harry Rhodes hatte wenig Hoffnung, ihn umstimmen zu können. Er erriet, daß nur wichtige Gründe einen Mann wie den Kawdjer bestimmt haben konnten, mit der menschlichen Gesellschaft zu brechen; bisher war es ihm noch nicht gelungen, den Schlüssel zu dieser eigenartigen, geheimnisvollen Existenz zu finden.
    »Jetzt haben wir den Winter auch überstanden, sagte Frau Rhodes, bemüht, dem Gespräch eine andere Wendung zu geben, und er war wirklich nicht allzu strenge.
    – Und wir bestätigen, fügte Harry Rhodes, sich an den Kawdjer wendend, hinzu, daß die klimatischen Verhältnisse dieser Region ganz mit der Beschreibung übereinstimmen, die uns unser Freund seinerzeit gegeben hat. Viele von uns werden mit aufrichtigem Bedauern von der Insel Hoste scheiden.
    – Warum sollen wir überhaupt fortgehen? rief der junge Edward. Wir können ja auch auf magellanischem Boden eine Kolonie gründen.
    – So, sagte Harry Rhodes lächelnd, und was fangen wir mit unserer Konzession am Oranje-Fluß an. Und wie lösen wir unsere Verpflichtungen gegen die »Gesellschaft für Kolonisation«? Und was wird aus dem Kontrakt mit der portugiesischen Regierung?
    – Richtig, pflichtete ihm der Kawdjer etwas ironisch bei, es gibt ja auch die portugiesische Regierung zu berücksichtigen!… Hier käme übrigens die chilenische Regierung in Betracht. Die eine ist der anderen würdig.
    – Vor neun Monaten aber… begann Harry Rhodes…
    – Vor neun Monaten, unterbrach ihn der

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