Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
gesehen hat.« Das klang schon besser. Ein Grinsen breitete sich über die Schurkengesichter. »Also gut!« verkündete Hermes. »Ich bin sicher, ihr habt das alle schon einmal mitgemacht, also reiht euch vor diesem Tisch auf, Seeleute links, Soldaten rechts. Wenn ihr an der Reihe seid, nennt ihr euren Namen und euren vorherigen Dienstherrn, und keine Lügen!« Er setzte sich und zog sein Schreibzeug aus einem Beutel.
    Die Männer stellten sich hinter einander auf, und der erste Soldat trat vor. Er war ein typischer Vertreter der versammelten Bewerber: mazedonischer Helm, iberischer Panzer, gallischer Schild, römisches Kurzschwert, griechische Tunika, ägyptische Sandalen. Er sah aus wie ein kürzlich rasierter afrikanischer Affe.
    »Name?«
    »Laecus, Herr. Ich bin Thraker, letzter Dienst in den leichten Hilfstruppen der Armee des General Gabinius.« Zumindest seine Sprache war von lobenswerter militärischer Knappheit. »Ausziehen, damit wir dich gründlich begutachten können«, befahl ich.
    »Du kaufst doch keinen Sklaven«, entgegnete er empört. »Nein, aber ich will auch keinen Krüppel oder Sträfling anheuern. Ausziehen. Bis auf die Haut!«
    Er murrte, aber er gehorchte. Ich hielt mich nur an die übliche Rekrutierungspraxis für Männer ohne Bürgen. In Wahrheit suchte ich nicht nach den Striemen des entlaufenen Sklaven, denn solche Männer geben oft gute Soldaten ab. Mehr interessierten mich Brandmale, Kerben oder andere Kennzeichen des verurteilten Verbrechers, die sich mit einem Helm oder einer Rüstung bestens verdecken ließen. Unbekleidet erinnerte der Thraker noch mehr an einen Affen, doch ich konnte keinerlei inkriminierende Spuren entdecken, lediglich Schlachtnarben auf praktisch jeder ungeschützten Körperpartie. »Tauglich. Der nächste.« Etliche Männer hatten bereits den Heimweg in die Stadt angetreten, weil sie wussten, dass der Beweis ihrer kriminellen Neigungen enthüllt werden würde.
    Am späten Vormittag hatte ich fast einhundert hartgesottene Vertreter zusammen. Vor dem kleinen Neptun-Altar des Marinestützpunktes ließ ich sie ihren ehrfurchtgebietenden Diensteid schwören und zahlte jedem den symbolischen Silberdenar. Für die Dauer ihres Dienstes genossen sie Immunität vor Strafverfolgung wegen früherer Vergehen, und jeder, der sie angriff, sollte die Strafe all jener erleiden, die töricht genug waren, die Waffen gegen Rom zu erheben.
    Diejenigen, die keine eigenen Waffen hatten, wurden aus dem Arsenal ausgestattet, bevor wir die gesamte Truppe, Seeleute und Soldaten, zu den am Strand liegenden Schiffen marschieren ließen. Die Männer wurden den einzelnen Booten zugeteilt, und die Matrosen machten sich sofort daran, die Rümpfe abzukratzen und zu teeren, während ich den Soldaten einen Vortrag hielt.
    »Wenn ihr konventionelle Marinemanöver gewohnt seid, vergesst sie. Wir werden nicht versuchen, die Schiffe unserer Feinde zu versenken. Gesunkene Schiffe kann man nicht verkaufen, und ertrunkene Piraten können uns nicht erzählen, wo ihr Stützpunkt liegt. Denkt immer daran: Die ganze Jagd nach ein paar erbärmlichen Seeräubern hat im Grunde nur ein einziges Ziel: Wir wollen heraus finden, wo sie ihr Lager haben. Denn dort werden sie die Beute aufbewahren, die sie noch nicht losgeschlagen haben. Und dort werden sie auch die Gefangenen verstecken, für die sie ein Lösegeld gefordert haben. Einige von ihnen werden römische Bürger sein, und Rom will sie wiederhaben.
    Die Schiffe zu entdecken und einzuholen ist Aufgabe der Matrosen. Wenn wir neben einander liegen, ist es an euch Soldaten, sie zu entern. Statt mit einer Ramme werden wir mit corvi arbeiten. Ist jedem von euch der grundlegende Gebrauch einer Enterbrücke bekannt?« Die meisten gaben zu verstehen, dass dem so wäre, doch ich erklärte es ihnen trotzdem noch einmal, weil Männer ihr Unwissen in aller Regel nicht zugeben. »Ein corvus ist eine Planke, die an einem Ende an unserem Schiff befestigt ist und am anderen einen großen Dorn hat. Wenn wir dicht genug an ein feindliches Schiff herangekommen sind, lassen wir das Ende mit dem Dorn auf das Deck des Gegners fallen, so dass die beiden Schiffe praktisch aneinandergenagelt sind. Dann dringen wir über den corvus vor und töten oder überwältigen die Piraten. Zum ersten Mal hat die römische Flotte diese Taktik gegen die Karthager angewandt, und da hat sie hervorragend funktioniert. Unsere Schiffe sind nicht groß, deshalb können unsere corvi nicht besonders breit

Weitere Kostenlose Bücher