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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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sein. Wir müssen sie einzeln nacheinander überqueren. Deshalb muss der erste Mann auf der Enterbrücke sehr mutig sein, doch er erhält auch einen doppelten Anteil an der Beute, was einem den Rücken doch ziemlich stärken sollte. Irgendwelche Fragen?«
    Ein Palmyrer namens Aglibal erhob seine Stimme: »Mir scheint, die Piraten könnten die Enterbrücke auch benutzen, um an Bord unserer Schiffe zu gelangen.«
    »Es mag vereinzelt Dispute über die Laufrichtung auf den corvi geben«, räumte ich ein. »Doch ich erwarte von euch, dass ihr derlei Meinungsverschiedenheiten in unserem Sinne regelt, Männer.«
    Nachdem sie das Wesentliche unserer Taktik begriffen hatten, verteilte ich sie auf die Schiffe und ließ sie Feinheiten bei der Benutzung der corvi üben. Nun mag die Überquerung eines Brettes denkbar einfach erscheinen, aber in einer Schlacht ist gar nichts leicht. Der Abstand ist entscheidend; die Männer müssen nah genug hinter einander gehen, um einander unterstützen zu können, aber weit genug von einander entfernt um sich in ihrer Kampfkraft nicht gegenseitig zu beeinträchtigen. Die Plazierung der corvi würde ebenfalls von elementarer Bedeutung sein, doch die hing von den Fertigkeiten der Seeleute ab.
    Da die Schiffe bereits am Strand lagen, drillte ich die Männer auch darin, über den Bug von Bord zu gehen. Wenn wir das Glück hatten, einige Piraten beim Überfall auf ein Dorf zu erwischen, würden wir einfach landen und sie direkt angreifen, vorausgesetzt natürlich, dass wir sie nicht in großer Überzahl antrafen. Während wir zusahen, wie sich die Männer schwitzend diesen Anstrengungen unterwarfen, äußerte Hermes mir gegenüber seine Zweifel.
    »Ist dir klar, dass einige dieser Männer wahrscheinlich selbst Piraten waren?«
    »Natürlich. Aber das ist egal. Die Aussicht auf einen reichen Zahltag wird ihre mögliche Loyalität gegenüber ehemaligen Kollegen rasch verblassen lassen. Ich sehe hier keinen einzigen Mann, der seinem Bruder nicht für eine Handvoll Münzen die Kehle durchschneiden würde. Unsere Armeen sind immer voll von Leuten, die im letzten Krieg unterlegen sind. Söldner sind stets bereit, die Seiten zu wechseln. Ihre einzige Loyalität gilt ihrem Zahlmeister, und der bin ich.«
    »Und was ist mit Kleopatra?« fragte Hermes. »Sie ist bloß ein kleines Mädchen, das Krieg spielt. Was ist, wenn ihr der Anblick der Realität nicht gefällt? Vielleicht ergreift sie im entscheidenden Moment die Flucht, und das könnte eine Katastrophe bedeuten, wenn wir uns in dem Glauben, unserem Gegner gewachsen zu sein, auf eine Konfrontation eingelassen haben.«
    »Ich glaube, in Kleopatra steckt mehr, als man auf den ersten Blick sieht«, beruhigte ich ihn. »Sie ist an einem brutalen Hof aufgewachsen, und sie weiß, dass sie in Zukunft römisches Wohlwollen braucht. Wenn ihr kleiner Bruder König wird, wie wir es in unserem jüngsten Vertrag mit Ptolemaios festgelegt haben, wird sie ihn heiraten. Damit wäre sie die eigentliche Herrscherin Ägyptens, denn ihr Bruder ist wie die meisten Mitglieder seiner Familie schwachsinnig.«
    »Ich hoffe, du hast recht«, meinte Hermes, doch er klang keineswegs beruhigt.
    Manch einem mag es seltsam erscheinen, dass ich derlei Gespräche mit einem Sklaven führte, doch ich bereitete Hermes auf größere Dinge vor. Ich hatte schon beschlossen, ihm bei unserer Rückkehr nach Rom die Freiheit zu schenken. Dann würde er selbst Bürger sein, mein Freigelassener, Berater und Sekretär, wenn ich höhere Ämter in Rom und den Provinzen antrat. Unsere Generäle hatten das römische Territorium binnen einer Generation fast verdoppelt, so dass es entsprechend mehr proprätorianische und prokonsularische Posten zu verteilen gab. Die Dinge hatten einen Punkt erreicht, wo es absehbar war, dass es in einigen Jahren nicht genug aus dem Amt scheidende Konsuln und Praetoren geben würde, um alle neuen Provinzen zu besetzen. Caesars jüngste Eroberungen in Gallien würden nach ihrer endgültigen Befriedung mindestens zwei neue prokonsularische Provinzen abwerfen, und mittlerweile hatte er seine gierigen Augen schon auf die Insel Britannien geworfen. Bald, dachte ich, würden wir zweimal im Jahr Wahlen abhalten müssen.
    Am späten Nachmittag tauchten Silvanus und Gabinius überraschend auf und sahen meinen Männern eine Weile bei ihren Manövern zu. Gabinius zeigte sich beeindruckt, dass ich sie in so kurzer Zeit in so gute Verfassung gebracht hatte. »Ich habe keine Zeit zu

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