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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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ansehen will, gibt es nichts Besseres als einen guten Sandstrand, der einem den Kiel nicht aufkratzt, und helles Sonnenlicht zum Gucken. Die morsche Stelle in dieser Planke hätte ich im Schatten nie entdeckt.«
    »Schon gut, schon gut«, trat ich den rhetorischen Rückzug an, »ich möchte dir, was deine Arbeit angeht, keine Ratschläge erteilen.«
    »Gut. Du wirst Pech kaufen müssen. Alle drei Rümpfe müssen behandelt werden.«
    »Wie ich sehe, hast du dir nicht die Mühe gemacht, in den Lagerbeständen der Marine nachzusehen«, stellte ich streng fest. »Wozu?« meinte er. »In den letzten zwei Jahren habe ich östlich von Piräus keine marineeigenen Lagerbestände mehr gesehen. Tauwerk brauchen wir auch, und wenn du schon dabei bist, kannst du auch gleich ein bisschen Farbe kaufen. Es gibt den Männern immer ein besseres Gefühl, wenn sie auf einem gutaussehenden Schiff in See stechen.«
    »Farbe zumindest haben wir«, erklärte ich ihm. »Geh zur Marinewerft und nimm dir, was du brauchst.«
    »Nun, das nenn' ich ein Wunder. Und Waffen?«
    »Genug, um weitere hundert Seesoldaten an Bord zu nehmen und zumindest auch die zusätzlichen Ruderer mit leichten Waffen auszustatten. Wir werden die zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte morgen begutachten.«
    »Ich werde dort sein, aber erwarte nicht zu viel«, warnte er mich.
    »Ich bin schon zu lange auf der Welt, um zu viel zu erwarten, aber ich will das Beste, was man in diesem Nest auftreiben kann.«
    Etwa eine Stunde begutachtete ich die Schiffe und überwachte die Arbeit der Seeleute so, als wüsste ich, was ich täte, ein Talent, über das jeder Mann verfügen muss, der in die Politik geht. Von einem römischen Magistraten werden detaillierte Fachkenntnisse in Jura, Rhetorik, Verwaltungswesen, Priestertum, Landwirtschaft und Kriegsführung erwartet, doch in Wirklichkeit reicht es aus, wenn er in Gesetzesfragen und der Kunst der öffentlichen Rede bewandert ist. Den Rest können auch kompetente Untergebene erledigen.
    »Da kommt jemand«, sagte Hermes und wies aufs Wasser. Ein mit zwanzig Ruderern bemanntes goldenes Skiffboot raste, die Ruder im perfekten Gleichklang eintauchend, auf uns zu. Und wenn ich sage golden, meine ich nicht, dass das Gefährt hier und da einen Klecks goldener Farbe abbekommen hatte. Nein, das ganze Schiff war vergoldet, eine wahrhaft ptolemäische Marotte. Es sah aus, als ob sich ein Stück von der Sonne gelöst hätte und auf einen Besuch vorbei gekommen wäre. Im Bug stand ein Mann in einem weißen, von goldenen Stickereien verzierten Gewand.
    Als der Kiel am Strand auflief, sprangen die Ruderer behende über das Schanzenkleid und zogen das Boot auf den Strand. Sie waren eine passend zusammengestellte Mannschaft, groß und langbeinig, ihre Hautfarbe nur wenig dunkler als Sand. Ihre Haare waren zu jener eckigen ägyptischen Perückenfrisur gestutzt, dazu trugen sie den traditionellen Schurz ihres Landes, weiß wie die Toga eines Kandidaten. Als die Gefahr, sich seine Sandalen zu befeuchten, endgültig gebannt war, sprang der Mann in der weißen Tunika an Land.
    »Prinzessin Kleopatra, Tochter des Königs Ptolemaios, sendet dem erlauchten Senator Decius Caecilius Metellus Grüße und lädt ihn ein, ihr an Bord der königlichen Galeere
    Serapis Gesellschaft zu leisten.« Er hatte die hohe, flötende Stimme eines Hofeunuchen, was nicht notwendigerweise bedeuten musste, dass er auch ein Kastrat war. Manchmal sprachen die Höflinge mit schriller Kopfstimme, um wie Eunuchen zu klingen, die am ägyptischen Hof einen besonderen Status genießen. Die Griechen sind ohnehin ein unergründbares Volk, und die Griechen, die Ägypten verwalten, sind noch seltsamer als die anderen.

    Ich kletterte an Bord, neugierig, zu sehen, was Kleopatra für eine angemessene königliche Yacht hielt. Während meines Aufenthaltes in Ägypten hatte ich die unglaublichen Flußbarkassen gesehen, auf denen sich die Ptolemäer vergnügten: regelrechte Paläste, auf zwei Rümpfen schwimmend und von Tausenden von Rudern stromaufwärts bewegt, wie Gefährte, in denen vielleicht die Götter bei ihren gelegentlichen Ausflügen unter die Sterblichen reisen würden. Vermutlich ist das nur logisch, wenn man bedenkt, dass die Ptolemäer genau wie die alten Pharaonen versuchten, sich ihren Untertanen und der übrigen Welt als eine Art Götter zweiter Ordnung zu verkaufen. Göttlich oder menschlich, diese Barkassen beeindruckten das gemeine Volk ohne Ende, und da fast die gesamte

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