Die Schiffe der Kleopatra
vergeuden«, erklärte ich ihm. »Meine größte Chance besteht darin, diese Piraten schnell einzukassieren, bevor sich die Nachricht verbreitet, dass eine römische Streitmacht hinter ihnen her ist. Spätestens in ein paar Tagen werden sie davon erfahren, deshalb will ich so schnell wie möglich in See stechen und ihre Verfolgung aufnehmen.« »Sehr weise«, meinte Silvanus. »Wie ich sehe, hast du von Caesars Feldzügen gelernt. Er handelt schneller als jeder andere General in der römischen Geschichte. Im Vergleich dazu waren selbst Sulla und Pompeius langsam.«
Gabinius schnaubte durch seine überdimensionierte Nase. »Wenn Pompeius sich irgendwann einmal schnell bewegen würde, bestünde ja die Gefahr, dass er zuerst in der Schlacht eintrifft und Verluste erleidet. Das darf doch nicht sein.« Ich machte Ion ein Zeichen, und er blies schrill auf der silbernen Pfeife, die an einer Kette um seinen Hals hing. Die Männer stellten ihre Aktivitäten ein und versammelten sich, um mich anzuhören.
»Das reicht für heute«, erklärte ich ihnen. »Beginnend mit dem heutigen Abend werdet ihr in den Gebäuden der Marinebasis übernachten. Ich möchte, dass ihr auf Kommando in kürzester Frist startbereit seid. Und ich verspreche euch, es wird sehr kurzfristig sein. Wenn ihr einkehren wollt, tut es in', einer Taverne am Hafen, weil ich keine Lust habe, auf der Suche nach euch die ganze Stadt abzuklappern. Und jeder, der es versäumt, pflichtgemäß zum Dienst anzutreten, sollte sich schleunigst ein Schiff zu einem entlegenen Hafen suchen, denn ihr habt jetzt einen Diensteid geleistet, und ich bin bevollmächtigt, jede Strafe zu verhängen, die mir in den Sinn kommt. Ich kann euch also nur vor den Abgründen meiner Einbildungskraft warnen. Besser, ihr seid bei Anbruch der Dämmerung hier. Weggetreten.« Silvanus hatte eine Sänfte, die geräumig genug für uns drei war. Ich nahm seine Einladung, darin Platz zu nehmen, gerne an und ließ Hermes den Fußweg zu unserem Quartier alleine antreten. Als die Sklaven das Gefährt angehoben hatten und in flottem Schritt losgelaufen waren, erfuhr ich, was die beiden mächtigsten Männer Zyperns bewegte.
»Kommodore«, begann Silvanus zögernd, »du bist derjenige, dem der Senat dieses Kommando übertragen hat, und es steht mir nicht an, dir Anweisungen zu erteilen, doch ich hoffe, du bist nicht beleidigt, wenn ich dir trotzdem meinen Rat anbiete.« »Keineswegs«, versicherte ich ihm. »Die Meinung von erfahrenen und prominenten Männern höre ich stets gern.« »Dann lass mich sagen, dass ich es für einen großen Fehler halte, der Prinzessin Kleopatra zu erlauben, sich deiner Flottille anzuschließen. Sie ist ein überaus charmantes Mädchen, und ich habe ihre Gesellschaft immer sehr geschätzt, aber sie ist keine Freundin Roms. Sie weiß es gut zu verbergen, doch sie hegt einen tiefen Groll wegen der Annektierung Zyperns und des Todes ihres Onkels.«
»Meine Flottille ist sehr klein«, entgegnete ich, »und ich musste feststellen, dass die Marinebestände jedweder Art bis auf Farbe entweder knapp oder gar nicht vorhanden sind. Sie hat ein gutes Schiff, besser als jedes meiner eigenen, und die Besatzung, Seeleute wie Soldaten, ist erstklassig. Ich brauche dieses Schiff.«
»Dann nimm es dir«, sagte Gabinius. »Aber lass sie an Land.« »Sein Schiff zu beschlagnahmen und seine Tochter so zu brüskieren, wäre eine unerträgliche Beleidigung gegenüber Ptolemaios«, wandte ich ein.
»Ptolemaios ist ein Hanswurst und sollte dankbar sein für jeden Knochen, der ihm vom römischen Tisch zugeworfen wird«, sagte Gabinius.
»Trotzdem will ich das Schiff und bin gleichzeitig geneigt, Kleopatra ihren Willen zu lassen.« Ich weiß nicht genau, warum ich so stur war, da die von ihnen geäußerten Zweifel wie ein Echo meiner eigenen Bedenken klangen, doch ich hatte mich bereits gegenüber meinem eigenen Sklaven rechtfertigen müssen, und mittlerweile stellte sich eine gewisse Erschöpfung ein. Außerdem war mir nicht klar, welcher Art ihr Interesse an der ganzen Angelegenheit war, und solche Ungewißheiten verdichten sich in meinem Kopf rasch zu Verdächtigungen. »Du trägst die Verantwortung«, sagte Silvanus. »Aber bedenke meine Worte, sie wird dich mitten in der Schlacht im Stich lassen oder ein anderes Übel heraufbeschwören.« Seine düstere Prophezeiung noch im Ohr, traf ich die Dame höchst selbst in meinen Gemächern an, als wir in Silvanus' Villa ankamen. Sie trug ein
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