Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
Männern, die sich von beiden Seiten an sie lehnten und ihr ins Ohr flüsterten. Ich vermutete, dass sie nicht über den Kupferpreis auf dem Markt von Paphos diskutierten. Die Frau hatte ihren Umhang ein Stück weit sinken lassen, und darunter konnte man ein zwar hochwertiges, aber ausgesprochen knappes Gewand erkennen, das den größeren Teil ihrer bemerkenswerten Brüste entblößte. Niemand hatte seine Hände auf dem Tisch, doch alle schienen emsig beschäftigt. Das gerötete, lachende Gesicht kam mir in der Tat vertraut vor.
    »Ist das nicht Flavia?« fragte Kleopatra. »Die Frau des Bankiers?«
    Ich riskierte einen weiteren Blick. Ihr schwarzes Haar hing ihr offen auf die Schultern, was bedeutete, dass sie bei dem Bankett vor zwei Abenden eine blonde Perücke getragen haben musste. Es war ohne Zweifel Flavia.
    »Die Dame treibt sich offenbar gern in der Gosse herum«, sagte ich. »Sie wäre nicht die erste reiche Frau, die ich kenne, die die Unpäßlichkeiten eines fetten alten Ehemanns durch virile, wenn auch wenig feine Gesellschaft auszugleichen weiß.« Ich hätte eine ganze Schar adeliger Römerinnen nennen können, die der hier anwesenden Dame noch ein paar Lektionen in skandalösem Betragen hätten geben können, doch es war noch nie meine Art zu tratschen.
    »Tut so, als hättet ihr sie nicht gesehen«, riet Alpheus uns, dem die ganze Geschichte offenbar großen Spaß bereitete. »Sonst könnten wir sie, wenn wir sie beim nächsten Mal mit ihrem Mann - wie heißt er noch? Nobilior? - im Haus des Silvanus treffen, in große Verlegenheit bringen.«
    Wenig später, als die Prinzessin und der Dichter in ein angeregtes Gespräch vertieft waren, blickte ich zufällig erneut zu dem Ecktisch und sah, dass Flavia mich direkt anstarrte. Sie trug ein lockeres, leicht betrunkenes Lächeln im Gesicht, als sie die Schultern zuckte, so dass ihr Kleid herabfiel und eine erstaunlich pralle Brust entblößte. Sofort machte sich einer ihrer Begleiter darüber her und begann sie gnadenlos mit seiner breiten schwieligen Hand zu kneten, während sie triumphierend lächelte und mit den Lippen ein Wort formte, das ich nicht lesen konnte. Nein, es war ziemlich unwahrscheinlich, dass wir diese Frau in Verlegenheit bringen würden.
    »Bist du der Römer, der hergeschickt wurde, die Piraten zu jagen?« wurde ich unvermittelt aus meinen sinnfälligen Betrachtungen gerissen.
    Ein Mann war an unseren Tisch getreten, eine fürwahr auffällige Erscheinung. Er war tief gebräunt wie alle Seeleute, und sein kräftiger Körper war von zahlreichen Narben bedeckt, die unverkennbar aus einer Schlacht und nicht von einem öffentlichen Folterknecht stammten. Seine Tunika war noch knapper als die, die Hermes trug, und entblößte einen großen Teil seiner vernarbten Haut. Das Gewand war mit einer Kordel gegurtet, unter der ein großer, gebogener Dolch steckte. Doch was mich in diesen Breiten am meisten erstaunte, war das kurzgeschnittene, hellblonde, fast germanisch aussehende Haar des Mannes. Dazu funkelten strahlend blaue Augen über kantigen Wangenknochen. Die Füße des Mannes waren nackt. »So wie es aussieht, habe ich den ersten schon gefunden«, sagte ich. »Wer bist du?«
    »Ariston«, sagte er, zog sich einen Hocker heran und setzte sich, ohne eine Einladung abzuwarten.
    »Das ist ein griechischer Name, und du bist kein Grieche«, stellte ich fest.
    »Den Namen, mit dem ich geboren wurde, könntest du ohnehin nicht aussprechen«, entgegnete er. »Er tut nichts zur Sache. Ich benutze den anderen Namen jetzt schon seit dreißig Jahren oder mehr und habe mich daran gewöhnt.« »Woher kommst du? Ich bin weiter in der Welt herumgekommen als die meisten Menschen, aber jemanden wie dich habe ich noch nie gesehen.«
    »Ich bin in der Steppe im Nordosten von Thrakien geboren. Als ich ein kleiner Junge war, wurde mein Stamm von einem anderen Stamm ausgelöscht und die Kinder ans euxinische Meer gebracht, wo man uns an Sklavenhändler verkaufte. Ich kam in die Dienste eines Kapitäns und habe seither auf dem Meer gelebt.«
    Ich machte der Bedienung ein Zeichen. »Bring uns einen weiteren Becher.« Sie kehrte mit dem verlangten Gefäß zurück, und ich goß es voll. Ariston nahm es und probierte einen kleinen Schluck.
    »Du musst tatsächlich ein Römer sein«, sagte er und wischte sich mit seiner vernarbten Hand die Lippen ab. »Du kannst dir den besten Wein leisten.«
    »Und ich kann es mir leisten, die von mir benötigten Dienste gut zu

Weitere Kostenlose Bücher