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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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trug Waffen. Die Leute gingen ordentlich ihren Geschäften nach, gehorchten den Anordnungen der kurulischen Aedilen und waren sogar freundlich zueinander. Ausländische Händler trafen in ungekannter Zahl ein, sobald sie die Kunde hörten, dass ihr Leben und ihre Waren fortan sicher wären.
    Ich hatte jahrelang über das Chaos in der Stadt geklagt, doch jetzt, als es verschwunden war, stellte ich fest, dass ich es vermißte. All die Ruhe und der Frieden kamen mir unnatürlich vor. Ich erwartete nicht, dass sie andauern würden. Schließlich waren meine Mitbürger Römer, und wir sind stets ein ungebändigter und ungebärdiger Haufen gewesen. Vergesst die Mythen von Aeneas und den Gebrüdern Romulus und Remus. Nüchterne Tatsache ist, dass Rom von Ausgestoßenen und Banditen eines Dutzends latinischer Stämme gegründet wurde, mit ein paar Etruskern, Sabinern und Oskern dazu, wenn man nach den Namen einiger unserer älteren Familien gehen kann. Seit damals sind zwar unsere Macht und unser Reichtum gewaltig gewachsen, aber die Zeit hat kaum vermocht, unsere Veranlagung zu verbessern.
    Mein Weg durch die Stadt war eine langwierige Prozedur, weil ich außerordentlich beliebt war und alle paar Schritte stehen bleiben und die Grüße eines Mitbürgers erwidern musste. In jenen Tagen begegneten die Römer ihrer herrschenden Klasse ohne besondere Ehrfurcht, und es konnte durchaus vorkommen, dass ein eher altmodischer Landsmann auf einen Politiker, den er besonders ins Herz geschlossen hatte, zustürzte und ihm einen dicken, knoblauchschwangeren Kuß auf die Wange drückte. Das war im übrigen einer der gravierendsten Mängel der berühmten römischen gravitas.
    Auf meinem Weg durch die Straßen und Gassen der Stadt stellte ich befriedigt fest, dass auch die letzten Spuren der Unruhen im Anschluss an Clodius' Beerdigung getilgt waren. Es hatte verheerende Brände gegeben. Noch monatelang danach hatte ein Brandgeruch in der Luft gehangen, und die Gebäude waren rußverschmiert gewesen. Etwas Vergleichbares sollte Rom nicht mehr erleben, bis Antonius Jahre später seine berühmte flammende Rede über Caesars Leiche hielt. Auf römischen Beerdigungen ging es eben lebhafter zu als auf denen der meisten anderen Völker.
    Meine Gedanken kreisten um die üblichen Probleme, die mit einer Stationierung im Ausland verbunden waren: Was sollte ich mitnehmen, welche Angelegenheiten noch vorher erledigen, wie die Neuigkeit meiner Frau beibringen und dergleichen. Eigentlich sollte sie ganz froh darüber sein, dachte ich hoffnungsvoll. Ich zog nicht in einen Krieg in irgendeine Provinz, sie konnte mich also begleiten. Zypern war Berichten zufolge ein wunderschönes Fleckchen Erde und hatte bis vor kurzem sogar einen königlichen Hof gehabt, so dass sie eine ihrem patrizischen Rang entsprechende Gesellschaft vorfinden sollte. Julia würde also gewiss glücklich sein, wenn sie von meinem neuen Posten erfuhr.
    Julia war nicht glücklich.
    »Zypern?« rief sie in einer Mischung aus Unglauben, Verachtung und Ekel. »Nach allem, was du geleistet hast, schicken sie dich auf Piratenjagd nach Zypern? Sie schulden dir etwas Besseres als das!«
    »Einem ehemaligen Aedilen schulden sie überhaupt nichts. Theoretisch zählt das Amt nicht mal zum Cursus bonorum.« Sie machte eine beredt wegwerfende Handbewegung. »Diese alten politischen Fiktionen! Jeder weiß, dass das Aedilat eine politische Karriere begründen oder beenden kann. Deine Amtszeit hätte dir den Posten eines Diktators einbringen müssen! Zypern! Das ist eine Beleidigung!«
    Wir beide standen so einsam und verloren im triclincum, man hätte nie geahnt, dass das Haus voller Sklaven war. Aber die hielten tunlichst Abstand, wenn sie eine ihrer Launen hatte. Immerhin war sie eine Julierin aus der Familie Caesars, und in Momenten wie diesen schimmerte ihre Herkunft durch. »Wenn du nicht gleich als Praetor kandidieren kannst, solltest du nach Gallien zurück kehren. Dort kann man sich einen Namen machen.«
    »Caesars Offiziere neigen dazu, für Caesars guten Namen getötet zu werden«, bemerkte ich.
    »Caesar mag dich. Er würde dich zum legatus ernennen.« »Die Ernennung eines legatus müsste vom Senat bestätigt werden, auch wenn Caesar sich derzeit nur wenig um senatorielle Bestätigungen schert. Außerdem würde es mir Labienus zum Feind machen, worauf ich gut verzichten kann, da er als äußerst nachtragender Mensch gilt.«
    »Labienus ist ein Niemand. Caesar ist ein weit größerer Mann,

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