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Die Schiffe der Kleopatra

Die Schiffe der Kleopatra

Titel: Die Schiffe der Kleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Reaktion, wie sie mich nach einer geheimen Operation häufig überkommt. »Du stehst praktisch drauf«, sagte Ariston. »Helft mir tragen, und nichts wie weg.« Er hatte das Boot mit Zweigen getarnt, weil er damit gerechnet hatte, die ganze Nacht hier warten zu müssen. Wir holten es aus seinem Versteck und trugen es bis ans Ufer. Das Gefährt wieder zu Wasser zu lassen, erwies sich als schwieriger als die Landung, vielleicht, weil die Brandung, so seicht sie auch sein mochte, uns nun immer wieder zurück drängte, so dass es sich nicht vermeiden ließ, dass der Rumpf über die Steine schrammte und die Gischt laut gegen die Bordwände klatschte. Ich fürchtete, dass jeden Moment Alarm ausgelöst würde, aber mit vereinten Kräften hatten wir unser Gefährt bald wieder in sicheren Tiefen.
    Als Ariston uns ein gutes Stück vom Ufer weg gerudert hatte, befahl ich ihm anzuhalten. Wir ruhten uns einen Moment lang aus und spitzten die Ohren. Brennende Fackeln säumten weiterhin den Anlegesteg und den Weg zum Haus, offenbar waren die Piraten immer noch damit beschäftigt, die Fracht zu verstauen. Was immer sie abholten, es musste eine Menge sein. »Hast du je solche Fahrten mitgemacht?« fragte ich den ehemaligen Piraten.
    »Riecht nach Schmuggel«, meinte er. »Ich fand immer, dass das unter der Würde eines echten Piraten ist, aber es ist, wie gesagt, ein ziemlicher armseliger Haufen.«
    »Was sollte Gabinius denn schmuggeln?« fragte Hermes. »Gute Frage«, sagte ich. »Kommt, lasst uns zu unserem Stützpunkt zurück kehren. Ariston, meinst du, es besteht eine Chance, so rechtzeitig dort zu sein, dass wir mit unseren Schiffen hierher zurück kommen und die Meute gefangen nehmen können, bevor sie wieder weg ist? Eine derartige Gelegenheit bekommen wir nie wieder.«
    »Null«, schätzte er die Wahrscheinlichkeit vermutlich recht präzise ein. »Sie werden das Schiff lange vor Tagesanbruch beladen haben und wieder verschwunden sein. Selbst wenn ihr beide rudern könntet, hätten wir die Schiffe frühestens am späten Vormittag zu Wasser gelassen und hierher gesegelt. Wir würden nicht einmal mehr ihren Mast am Horizont verschwinden sehen.«
    »Über dieser Mission liegt ein Fluch«, beklagte ich mich bei niemand Bestimmtem. Dann tauchte ich meine Finger ins Wasser und führte sie an die Lippen, um Neptun kund zu tun, dass ich mich nicht bei ihm beschwerte.
    Die rosafarbenen Finger der Morgenröte hatten ihr Tagewerk begonnen, als wir in den Marinehafen einliefen. Ariston dehnte und massierte seine Arme und Schultern, als wir aus dem Boot kletterten. Der Anstrengung, ganz allein ein Dreimannboot zu rudern, hatte selbst er mit seinen scheinbar unerschöpflichen Kräften Tribut zollen müssen.
    »Ruh dich heute aus«, erklärte ich ihm. »Spurius wird aller Wahrscheinlichkeit nicht erneut zuschlagen, bevor er seine Fracht bei wem auch immer abgeliefert hat.«
    »Und was ist mit mir?« fragte Hermes. »Ich war auch die ganze Nacht auf.«
    »Du hast doch nichts gemacht, außer im Boot rum zu sitzen. Ach, was soll's, leg dich halt auch hin und schlaf ein bisschen. Ich für meinen Teil habe Arbeit zu erledigen.« Er trottete davon, und ich sah ihm nach und dachte, dass ich nicht so nachgiebig mit dem Jungen sein durfte. Wenn ich so weiter machte, würde ich seinen Charakter verderben.
    Das Gute an einer Stadt in Erwartung religiöser Feiern ist der Umstand, dass die Lebensmittelverkäufer früh auf den Beinen sind, weil sie ihrer Stadt die Schande ersparen wollen, dass womöglich einer ihrer Besucher verhungert. Ein kurzer Spaziergang und ein paar Münzen machten mich zum glücklichen Besitzer eines ofenwarmen, in Honig getunkten Brotes, einiger gegrillter Würstchen und eines heftig gewässerten, warmen und aromatisch gewürzten Weines. Am Wasser fand ich eine bequeme Bank im Schatten eines efeuumrankten Baumes und widmete mich einer der profitabelsten Beschäftigungen der Menschheit: Ich saß da und dachte nach. Philosophen können dergestalt sogar ihren Lebensunterhalt bestreiten, aber ich bin der Ansicht, dass selbst ein Mann der Tat manchmal keine bessere Verwendung seiner Zeit finden kann. Ich saß also da, sah zu, wie die Fischerboote die Segel setzten und mit des Tages Arbeit begannen, verputzte mein Frühstück und erwog die verästelten Konsequenzen der Dinge, die wir in der Nacht erfahren hatten.
    Erstens steckten Gabinius und Spurius tief gemeinsam in der Sache drin, was im Grunde nicht weiter überraschend war, da

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