Die Schiller-Strategie: Die 33 Erfolgsgeheimnisse des Klassikers (German Edition)
gefeiert – und es gehört mit seinen zeitlosen Aussagen noch heute zu den Bühnenklassikern. Und gerade die Zeitlosigkeit seiner Aussagen ist es, die auch uns im Berufs- wie im Privatleben die Richtung weisen kann. Von Herzog Karl Eugen spricht heute hingegen kaum jemand mehr – und wenn, dann zumeist als Paradebeispiel eines größenwahnsinnigen Despoten.
„Mich hält kein Band, mich fesselt keine Schranke,
frei schwing ich mich durch alle Räume fort.
Mein unermesslich Reich ist der Gedanke,
und mein geflügelt Werkzeug ist das Wort.“
Die Huldigung der Künste
4 INVESTIERE KLUG IN DEINE KARRIERE
„Will einer in der Welt was erjagen, mag er sich rühren und mag sich plagen.“
Wallensteins Lager
Stuttgart, 1781: Es war vollbracht – „Die Räuber“ waren vollendet! Das erste Werk, mit dem er wirklich zufrieden war, das er nicht gleich wieder den Flammen opferte; das erste Werk, das er der Welt zugänglich machen wollte und das seinen Ruhm als Dichter begründen würde. Es war gut, das wusste er, und es war revolutionär. Wir wollen ein Buch machen, das durch den Schinder absolut verbrannt werden muss! Herrschern wie Karl Eugen würde es schwer im Magen liegen, aber dem Volk würde es aus der Seele sprechen. Und ihm würde der Erfolg der „Räuber“ endlich über alle finanziellen Sorgen hinweghelfen …
Aber dass kein Verleger Interesse zeigt an seinem Stück – das konnte doch nicht sein! Dieses Stück, dieses Buch, das er als Zögling der Hohen Karlsschule heimlich verfasst hatte, unter den widrigsten Umständen, immer voller Angst vor Entdeckung – ein Aufschrei gegen die Ungerechtigkeit und Falschheit der Welt –, dieses Werk musste doch einfach gedruckt und einem großen Publikum zugänglich gemacht werden!
Schiller überlegt nicht lange. Jetzt gilt es: Nur wer wagt, gewinnt! Wenn kein Verleger den Wert seines Werkes erkannte, so wollte er sein eigener Verleger sein! Auf eigene Kosten will er „Die Räuber“ in Stuttgart drucken lassen. Was sind schon 150 Gulden, die er sich für den Druck mühsam zusammengebettelt hat, im Vergleich zu dem Ruhm, den er ernten wird. Was zählen da schon ein paar lumpige Schulden, selbst wenn er sie mit seinem Gehalt als Regimentsmedikus auch in Jahren nicht abtragen kann …
Er schläft schlecht in dieser Nacht, denn er weiß, dass er am anderen Morgen den ersten Bogen beim Drucker abholen darf. Ein paar Freunde begleiten ihn, und neugierig umringen sie den zitternden Dichter, als er den allerersten Blick auf sein Werk wirft. Sein Werk! Und dann kennt der Jubel keine Grenzen – sie lassen ihn hochleben, feiern den Freund.
Tag für Tag fiebert Schiller den neuen Druckbögen entgegen. Gespannt, als wisse er nicht, was darauf stünde, liest er Wort für Wort – meistens voller Begeisterung und Zufriedenheit. Aber längst nicht alles wirkt auf dem nüchternen Papier so, wie er es sich vorgestellt hat. Unfassbar, wie grell und widerlich sich manches dem Auge darstellt. Nach weiteren durchwachten Nächten ist der Entschluss gefasst: Er hatte schon so viel Herzblut, Zeit und Geld in dieses Werk gesteckt – es sollte gut werden, es sollte vollkommen sein, wenn die Welt es zu sehen bekam!
Schillers Entschluss steht fest: Die Vorrede und den zweiten Druckbogen lässt er einstampfen und in einer überarbeiteten Fassung neu erscheinen. Und die ist schließlich wirklich so, wie er sie haben will. Endlich zufrieden!
Schiller will den Ruhm. Er will ihn früh, und er will ihn schnell. Er glaubt an sein Talent. Und er ist bereit, seiner Karriere auf die Sprünge zu helfen. Wenn es sein muss, auch mit einer kräftigen Anschubfinanzierung. Denn rasch muss Schiller feststellen, dass es so leicht nun doch nicht geht mit dem literarischen Ruhm. Ohne Sponsoren, ohne geborgtes Geld für einen gelungenen PR-Coup geht es auch im ausgehenden 18. Jahrhundert einfach nicht.
Auch wir stehen häufig vor der Entscheidung, welche Investition in die Karriere die richtige ist. Welches Studienfach, welche Universität soll man wählen? Was bringt einen später am weitesten? Der Auslandsaufenthalt? Die exotische Fremdsprache? Vielleicht eine duale Ausbildung, gestützt auf ein großes Unternehmen und mit vielversprechenden Perspektiven? Ein Zusatzstudium, vielleicht eine Promotion, ein MBA …?
Schiller hat sich solche Fragen nicht gestellt. Er zaudert nicht. Er kennt seinen Weg. Widerstände gibt es für ihn nicht. Und wenn sich kein Verleger findet – dann zahlt er den Druck eben aus
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