Die Schiller-Strategie: Die 33 Erfolgsgeheimnisse des Klassikers (German Edition)
eigener Tasche. Was sind schon ein paar lumpige geborgte Gulden auf dem Weg zum Ruhm?
Allerdings: Schiller, der Leidenschaftliche, überspannt den Bogen. Ein ums andere Mal. Bis zum Ende seines Lebens werden ihn die Schulden schließlich drücken. Sein unsteter Lebenswandel, das lange Ausbleiben einer festen und vernünftig bezahlten Stelle, seine häufige Sorglosigkeit in Gelddingen tun ein Übriges dazu, dass Schiller permanent auf Pump lebt. Von seinen Freunden und Gönnern. Von gelegentlichen Dotationen. Und immer wieder von Geldgebern, die natürlich ihren Einsatz mit Zins und Zinseszins zurückfordern.
Schiller ist nicht der einzige große Künstler, der in Geldsorgen steckte. Man denke beispielsweise nur an Richard Wagner, der sein Leben lang seine Mitmenschen bis hinauf zum bayerischen König hemmungslos anpumpte (und von sich behauptete, er könne nur arbeiten, wenn er von Luxus umgeben sei), oder an Dostojewski, der sein bescheidenes Vermögen in der Spielbank durchbrachte.
Wie Wagner oder Dostojewski, so hat auch Schiller erst spät im Leben seine Finanzen auf solide Füße gestellt, hat wie besessen gearbeitet, um den gewaltigen Schuldenberg abzutragen. So konnten zumindest seine Witwe und seine Kinder später halbwegs sorgenfrei im eigenen Weimarer Haus leben und von den Tantiemen zehren (mehr dazu im Kapitel „Plane Deine privaten Finanzen sorgfältig“).
In heutigen Zeiten, in denen ein kostenloses Studium längst nicht mehr die Regel ist (so, wie es dies auch zu Schillers Zeiten nicht war), stellt sich naturgemäß die Frage nach dem Für und Wider größerer Investitionsentscheidungen in die Karriere. „Lohnen“ sich Mühe und finanzieller Aufwand für einen MBA überhaupt, wenn das Gehalt danach nicht signifikant steigt? Oder andersherum gefragt: Um wie viel mehr muss man nach einem solchen Zusatzstudium verdienen, damit sich die Ausgabe – inklusive Zins und Zinseszins – amortisiert?
Es ist daher heute häufig eine ganz einfache Kosten-Nutzen-Rechnung, die die Grundlage für eine solche Entscheidung bildet. Aber natürlich sollte man auch das „Bauchgefühl“ bei großen Richtungsentscheidungen nie ganz außer Acht lassen. Man muss es ja nicht gleich übertreiben wie Schiller, der den ersten – den entscheidenden – Schritt auf dem Weg zum berühmten Schriftsteller förmlich erzwang und alles auf die eine, die entscheidende Karte setzte. Gewiss, seine intuitiv „aus dem Bauch“ heraus getroffene Entscheidung war richtig: Die „Räuber“ schlugen tatsächlich ein wie eine Bombe – vergleichbar einem monatelangen Spitzenplatz auf den Bestsellerlisten. Schiller hatte den Nerv der Zeit genau getroffen, und er war blitzartig in ganz Deutschland bekannt. Aber eine kluge, durchdachte Entscheidung war es trotz allem nicht. Denn das heute so wichtige Thema „Nachhaltigkeit“ hatte Schiller nicht auf der Agenda.
Ein entscheidender Fehler. Denn Schiller hat es lange Zeit nicht geschafft, diesen Ruhm, diese Bekanntheit dauerhaft in klingende Münze umzusetzen. Sein Achtungserfolg war nicht nachhaltig, konnte es auch gar nicht sein. Zum einen war Schiller – modern gesprochen – in einem Job mit extrem langer Kündigungsmöglichkeit und ohne Erlaubnis für eine Nebentätigkeit gefangen. Zum anderen gab es einen Beruf, wie er ihn anstrebte, noch gar nicht – und damit auch keine Verdienstmöglichkeiten.
Schiller hat gewissermaßen das Berufsbild des „freien Schriftstellers“ erst geschaffen, sich auf den mageren Leib geschneidert. Das mag man visionär nennen – oder als halsbrecherisches Abenteuer abtun.
Jeder Startup-Unternehmer steht heute letztlich vor der gleichen Frage wie Schiller: Lohnt sich die Investition, wird das Engagement Früchte tragen? Andererseits: Ohne Pioniergeist, wie ihn Schiller an den Tag gelegt hat, würde sich viel weniger bewegen. Schiller, der waghalsige Feuerkopf, der Mann der Tat, hat kräftig Lehrgeld bezahlt – doch wir profitieren heute von seiner Investition. Nicht nur im Theater, wenn ein Schiller-Stück zur Aufführung kommt. Sondern auch durch die Erfahrungen, die Schiller für uns gesammelt hat.
„Ein jeglicher versucht sein Glück, doch schmal ist nur die Bahn zum Rennen.“
Das Spiel des Lebens
5 SEI NICHT WELTFREMD: NIMM DIE WELT AN, WIE SIE IST – UND NUTZE DIE GEGEBENHEITEN BESTMÖGLICH
„Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens.“
Die Jungfrau von Orleans
September 1782: Heute war der Beginn eines neuen Lebens.
Weitere Kostenlose Bücher