Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel
geschlafen. Nomen schliefen hauptsächlich in der Nacht, aber sie konnten den langen Tag nicht ohne ein gelegentliches Nickerchen überstehen. Selbst Masklin döste allmählich ein.
»Ding?«
murmelte er, bevor er der Müdigkeit nachgab.
»Bitte weck mich in zehn Minuten.«
Kapitel 7
SATELLITEN: Sie befinden sich im ALL und bleiben dort, weil sie sehr schnell sind – sie verharren nicht lange genug an einem Ort, um herunterzufallen. Das FERNSEHEN prallt von ihnen ab. Sie gehören zur WISSENSCHAFT.
Aus:
Eine wissenschaftliche Enzyklopädie für den
wißbegierigen jungen Nom
von Angalo Kurzwarenler
Masklin wurde nicht etwa vom
Ding
geweckt, sondern von Gurder.
Mit halb geschlossenen Augen blieb er liegen und lauschte.
Der Abt sprach leise mit dem
Ding.
»Ich habe ans Kaufhaus geglaubt«, sagte er. »Und dann stellte es sich als etwas heraus, das von Menschen erbaut wurde. Ich dachte, Enkel Richard sei eine ganz besondere Person, doch er erwies sich als Mensch, der singt, wenn Wasser auf ihn herabregnet…«
»… wenn er duscht …«
»Und es gibt Tausende von Nomen auf der Welt! Tausende!
Und sie glauben an viele verschiedene Dinge! Der dumme Haarknoten ist davon überzeugt, daß die Shuttle-Jets den Himmel erschaffen. Weißt du, was ich dachte, als ich das hörte? Ich dachte: Wenn er in
meiner
Welt erschienen wäre und nicht umgekehrt – dann hätte er mich bestimmt für sehr dumm gehalten! Ich bin dumm.
Ding
?«
»Ich halte es für besser, taktvoll zu schweigen.«
»Angalo glaubt an Maschinen und so. Und Masklin glaubt an… Oh, ich weiß nicht. Ans All. Oder vielleicht glaubt er an nichts. Für ihn scheint damit alles in bester Ordnung zu sein.
Ich versuche, an
wichtige
Dinge zu glauben, aber sie bleiben nicht einmal fünf Minuten lang von Bestand. Ist das etwa gerecht?«
»Ich begnüge mich an dieser Stelle auf die Fortsetzung des, takt- und verständnisvollen Schweigens.«
»Ich suche nur nach dem Sinn des Lebens.«
»Ein lobenswertes Bestreben.«
»Ich meine, welche tiefere
Wahrheit
liegt allem zugrunde?«
Eine kurze Pause. Dann summte das
Ding: »Ich erinnere mich an Ihr Gespräch mit Masklin, in dem es um den Ursprung der Nomen ging. Sie wollten mir eine entsprechende Frage stellen, und ich antworte nun darauf. Ich wurde erschaffen beziehungsweise hergestellt. Das weiß ich – es ist die Wahrheit. Ich bestehe aus Metall und Kunststoff. Aber ich bin auch etwas, das im Innern von Metall und Kunststoff lebt. Es ist unmöglich für mich, in dieser Hinsicht
nicht
völlig sicher zu sein. Das ist mir ein großer Trost. Was Nomen betrifft: Meine Daten lassen den Schluß zu, daß sich Ihr Volk auf einer
anderen Welt entwickelte und vor Tausenden von Jahren hierherkam. Vielleicht stimmt das. Vielleicht auch nicht. Ich sehe mich außerstande, darüber zu urteilen.«
»Im Kaufhaus war alles viel einfacher für mich«, sagte Gurder wie zu sich selbst. »Sogar im Steinbruch. Ich hatte ein Amt. Die Leute hielten mich für wichtig. Wie kann ich mit dem Wissen zurückkehren, daß meine Überzeugungen in bezug auf das Kaufhaus, Arnold Bros und Enkel Richard nur… nur
Meinungen
sind?«
»Leider bin ich nicht in der Lage, Ihnen einen Rat anzubieten.«
Masklin wählte diesen Zeitpunkt für ein diplomatisches Erwachen. Er brummte laut genug, um sicher zu sein, daß Gurder ihn hörte.
Der Abt war ziemlich rot im Gesicht. »Ich konnte nicht schlafen«, sagte er. Masklin stand auf.
»Wieviel Zeit haben wir noch,
Ding?«
»Siebenundzwanzig Minuten.«
»Warum hast du mich nicht geweckt?«
»Ich wollte, daß Sie ausgeruht sind.«
»Aber es ist noch immer weit bis zum Shuttle. Wir schaffen es nie, dich rechtzeitig daran festzubinden. He, wach auf.«
Masklin stieß Angalo mit dem Fuß an. »Komm, wir müssen uns beeilen. Wo ist Pion? Oh, da bist du ja.
Komm
, Gurder.«
Erneut liefen sie durchs Gebüsch. In der Ferne erklang das dumpfe, klagende Heulen von Sirenen. »Warum hast du zugelassen, daß es so knapp wird, Masklin?« jammerte Angalo.
»Schneller! Schneller!«
Sie näherten sich dem Startplatz, und Masklin sah zum Shuttle auf. Es befand sich sehr weit oben. Darunter, auf dem Boden, schien es kaum irgendwelche nützlichen Dinge zu geben.
»Ich hoffe, du hast einen guten Plan,
Ding
«, keuchte er, als die Nomen an Sträuchern vorbeirannten. »Weil ich dich nicht bis ganz nach oben bringen kann.«
»Keine Sorge. Wir sind jetzt fast nahe genug.«
»Wie meinst du das? Die Entfernung ist noch immer
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