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Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Masklin in einem beschwichtigenden Tonfall. »Kommt jetzt.«
    Sie eilten durchs Gebüsch, das zwei oder dreimal so hoch war wie sie selbst.
    »Die Zeit reicht nicht aus«, schnaufte Gurder.
    »Spar dir deinen Atem fürs Laufen«, riet ihm Angalo.
    »Gibt es geräucherten Lachs an Bord von Shuttles?« fragte der Abt.
    »Keine Ahnung«, antwortete Masklin und schob sich durch ein besonders dichtes Grasbüschel.
    »Nein, bestimmt nicht«, erwiderte Angalo fest. »Ich habe in einem Buch darüber gelesen. Die Leute an Bord von Shuttles essen aus Tuben.«
    Die Wichte setzten den Weg stumm fort und dachten darüber nach.
    »Etwa Zahnpasta?« erkundigte sich Gurder nach einer Weile.
    »Nein, keine Zahnpasta.
Natürlich
keine Zahnpasta. Ich bin mir
sicher
, daß damit keine Zahnpasta gemeint ist.«
    »Was gibt es denn sonst in Tuben?« Angalo überlegte.
    »Klebstoff?« fragte er unsicher.
    »Klingt nicht nach einer leckeren Mahlzeit. Zahnpasta und Klebstoff…«
    »Den Fahrern der Shuttle-Jets scheint's zu gefallen«, sagte Angalo. »Ich hab ein Bild von ihnen gesehen, und darauf lächelten sie alle.«
    »Vermutlich war es gar kein Lächeln«, spekulierte Gurder.
    »Sie versuchten nur, diezusammengeklebten Zähne voneinander zu lösen.«
    »Nein, das verstehst du völlig falsch.« Angalo dachte schnell und konzentriert nach. »Die Shuttle-Fahrer müssen aus Tuben essen, weil… weil… Wegen der Gravitation.«
    »Was ist mit der Gravitation?«
    »Es existiert keine.«
    »Keine was?«
    »Keine Gravitation. Deshalb schwebt alles.«
    »Es schwebt alles?« vergewisserte sich Gurder.
    »Wo?«
    »In der Luft. Weil es nichts gibt, das die Sachen auf dem Teller festhält.«
    »Oh.« Der Abt nickte. »Ich schätze, an dieser Stelle kommt der Klebstoff ins Spiel, nicht wahr?« Masklin wußte, daß seine beiden Gefährten solche Gespräche stundenlang fortsetzen konnten. Die Geräusche bedeuteten folgendes: Ich lebe, und du ebenfalls. Und wir befürchten, daß wir nicht mehr lange leben, und deshalb reden wir miteinander – weil das immer noch besser ist, als darüber nachzudenken, was uns bald erwartet.
    Es sah viel leichter und einfacher aus, als uns Tage und Wochen davon trennten, aber jetzt …
    »Wieviel Zeit haben wir noch,
Ding

    »Vierzig Minuten.«
    »Wir müssen noch einmal rasten! Gurder läuft gar nicht mehr – er fällt horizontal.«
    Im Schatten eines Busches sanken sie zu Boden. Das Shuttle wirkte nicht viel näher, aber jetzt konnten sie auch andere Aktivitäten beobachten. Es gab mehr Helikopter. Pion kletterte auf einen hohen Zweig und winkte aufgeregt – er sah Menschen in der Ferne.
    »Ich kann die Augen kaum mehr offenhalten«, stöhnte Angalo.
    »Hast du nicht auf der Gans geschlafen?« fragte Masklin.
    »Nein. Du etwa?«
    Angalo streckte sich aus. »Wie gelangen wir ins Shuttle?«
    Masklin zuckte mit den Schultern. »Nun, das ist gar nicht nötig. Das
Ding
meinte, wir brauchen es nur daran zu befestigen.« Angalo stemmte sich auf den Ellenbogen hoch.
    »Soll das heißen, wir fahren nicht mit dem Shuttle? Ich habe mich darauf gefreut!«
    »Ich glaube, ein Shuttle-Jet ist ganz anders als ein Lastwagen«, erwiderte Masklin. »Wir können sicher nicht damit rechnen, irgendwo ein offenes Fenster zu finden, um ins Innere zu klettern. Und ich glaube, man benötigt mehr als nur viele Nomen und Schnüre, um es zu steuern.«
    »Ach, als ich den Laster fuhr…«, sagte Angalo verträumt.
    »Es war die schönste Zeit meines Lebens. Wenn ich jetzt daran denke, daß ich viele Monate lang im Kaufhaus gelebt habe, ohne etwas vom Draußen zu ahnen…« Masklin wartete höflich.
    Sein Kopf schien immer schwerer zu werden.
    »Nun?« fragte er.
    »Nun was?«
    »Was passiert, wenn du daran denkst, daß du viele Monate lang im Kaufhaus gelebt hast, ohne etwas vom Draußen zu ahnen?«
    »Es erscheint mir wie vergeudete Zeit. Weißt du, was ich machen werde, wenn wir nach Hause zurückkehren? Ich schreibe alles auf. Ich berichte von den Dingen, die wir gelernt haben. Wir hätten längst damit beginnen sollen, eigene Bücher zu schreiben und nicht nur die der Menschen zu lesen, die soviel Erfundenes enthalten. Ich meine keine Bücher wie Gurders
Buch der Nomen
, sondern
richtige
, über Wissenschaft und so …« Masklin sah zu Gurder. Der Abt schwieg – er war bereits eingeschlafen.
    Pion rollte sich zusammen und begann zu schnarchen.
    Angalos Stimme verklang, und er gähnte herzhaft.
    Seit Stunden hatten sie nicht mehr

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