Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel
flog so hoch, daß man gar nicht feststellen konnte, wie weit sie sich über dem Boden befand. Es handelte sich um etwas, das einfach
geschah.
Außerdem: Die Concorde sah aus, als sei sie zum Fliegen geschaffen. Auf dem Boden wirkte sie irgendwo verloren.
Die Gänse hingegen schienen ebenso aerodynamisch zu sein wie ein Kissen. Sie rollten nicht gen Himmel und verspotteten die Wolken, so wie Flugzeuge. Statt dessen liefen sie übers Wasser, schlugen wild mit den Flügeln. Und wenn kein Zweifel mehr daran bestehen konnte, daß sie nie aufsteigen würden … Dann hoben sie plötzlich ab. Das Wasser fiel fort, und man hörte nur noch das Knistern der Schwingen, die Gänse nach oben zogen.
Masklin hätte sofort zugegeben, daß er nichts von Jets, Motoren und Maschinen verstand. Vielleicht spürte er deshalb keine Unruhe, wenn er mit solchen Dingen reiste. Aber er wußte über Muskeln Bescheid, und der Umstand, daß ihn nur zwei große Muskeln in der Luft hielten, weckte Besorgnis in ihm.
Die drei Einwanderer – beziehungsweise Durchreisenden – teilten ihre Gänse mit jeweils einem Floridianer. Masklin hielt aufmerksam Ausschau, entdeckte jedoch keine Hinweise darauf, daß sein Begleiter steuerte. Das Steuern übernahm Strauch, die auf dem Hals der ersten Gans hockte.
Hinter ihr bildeten die anderen eine V-Formation. Masklin duckte sich noch tiefer ins Gefieder. Es war recht bequem, wenn auch ein wenig kalt. Den Floridianem, so erfuhr er später, fiel es nicht schwer, auf fliegenden Gänsen zu schlafen.
Allein diese Vorstellung reichte aus, um Masklin mit Alpträumen zu plagen. Er sah lange genug auf, um zu beobachten, wie ferne Bäume viel zu schnell vorbeihuschten.
Rasch steckte er den Kopf wieder unter die Federn.
»Wie lange dauert der Flug,
Ding?«
fragte er.
»Ich schätze, wir erreichen das Startgelände etwa eine Stunde vor der Zündung des Shuttle-Triebwerks.«
»Hältst du es für möglich, daß es dort etwas zu essen gibt?«
Hoffnung erklang in Masklins Stimme.
»Das
kommt darauf an. Wenn Sie eine Mahlzeit in der Gesellschaft von Menschen einnehmen möchten…«
Masklin seufzte. »Hast du eine Idee, wie wir in das Shuttle-Ding gelangen können?«
»Das ist praktisch unmöglich.«
»Einen solchen Hinweis habe ich befürchtet.«
»Aber Sie könnten MICH an Bord bringen
«, fuhr der schwarze Kasten fort.
»Und auf welche Weise? Sollen wir dich irgendwo daran festbinden?«
»Nein.
Es
genügt, wenn Sie mich in die Nähe des Shuttles tragen. Den Rest erledige ich.«
»Welchen Rest?«
»Dann rufe ich das Schiff.«
»Und wo ist das Schiff? Wenn Satelliten und so dagegengestoßen sind …«
»Es wartet.«
»Manchmal bist du wirklich eine große Hilfe.«
»Danke.«
»Ich habe es ironisch gemeint.«
»Das
ist mir klar.«
Neben Masklin raschelte etwas, und sein floridianischer Begleiter – der Junge, den er bei Strauch gesehen hatte – schob eine Feder beiseite. Er schwieg, starrte stumm zu Masklin und dem
Ding.
Schließlich lächelte er und sprach einige Worte.
»Er möchte wissen, wie Sie sich fühlen.«
»Gut«, log Masklin. »Ich fühle mich gut. Wie heißt er?«
»Sein Name lautet Pion. Er ist Strauchs ältester Sohn.«
Pions Lächeln wuchs in die Breite.
»Er möchte mehr über Flugzeuge erfahren«
, sagte das
Ding.
»Er meint, es sei sicher sehr aufregend, mit Flugzeugen zu fliegen. Die Floridianer sehen manchmal welche, halten sich jedoch von ihnen fern.«
Die Gans kippte zur Seite. Masklin hielt sich nicht nur mit den Händen fest, sondern auch mit den Zehen.
»Pion ist davon überzeugt, daß Flugzeuge viel aufregender sind als Gänse«
, fügte das
Ding
hinzu.
»Oh, ich weiß nicht«, erwiderte Masklin unsicher. Die Landung war noch viel schlimmer als der Flug. Normalerweise fand sie auf dem Wasser statt, hörte Masklin später, aber diesmal wählte Strauch festen Boden. Das gefiel den Gänsen nicht sehr. Es bedeutete für sie, daß sie fast in der Luft
stehen
mußten, dabei besonders energisch mit den Flügeln schlugen.
Die letzten Zentimeter ließen sie sich fallen.
»Der Boden!« schnaufte Angalo. »Er war so nahe! Und niemand schien darauf zu achten!« Er sank auf die Knie.
»Und die Gänse schrien immer wieder«, ächzte er.
»Und sie wackelten von einer Seite zur anderen. Und unter den Federn sind sie knubbelig!«
Masklin streckte die Arme, um verkrampfte Muskeln zu lockern.
Diese Landschaft unterschied sich kaum von der vor dem Flug. Es gab nur zwei
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