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Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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unten – dort draußen – leben viele tausend Nomen, von denen wir nichts wissen. Vielleicht gibt es sogar andere Wichte in anderen Kaufhäusern! Wir hatten Glück, weil wir das
Ding
besaßen.
    Wenn wir jetzt das Schiff nehmen, gibt es für die übrigen Nomen keine Hoffnung.«
    »Ja«, sagte Masklin zerknirscht. »Aber bleibt uns eine Wahl?
    Wir
brauchen
das Schiff, und zwar
jetzt.
Außerdem: Wie sollen wir die anderen Wichte finden?«
    »Mit dem Schiff«, entgegnete der Abt.
    Masklin deutete zum Bildschirm, der eine dunstverschleierte Landschaft zeigte.
    »Es dauert
ewig
, dort unten Nomen zu finden. Von Bord des Schiffes aus wäre das gar nicht möglich. Wir müßten es verlassen und auf dem Boden suchen – Wichte verstecken sich!
    Die Kaufhaus-Nomen wußten nichts von meinem Volk, obwohl wir nur wenige Kilometer entfernt lebten. Die Floridianer haben wir allein durch Zufall entdeckt.
    Beziehungsweise sie uns. Und es gibt noch ein Problem …«
    Masklin konnte nicht der Versuchung widerstehen, Gurder sanft in die Rippen zu stoßen. »Du weißt ja, wie wir sind. Die anderen Nomen würden nicht einmal an die Existenz des Schiffes
glauben.«
    Er bereute seine Worte sofort, Gurder wirkte kummervoller als jemals zuvor.
    »Das stimmt«, bestätigte der Abt. »Auch ich hätte nicht daran geglaubt. Das fällt mir selbst jetzt schwer, obgleich ich darin bin.«
    »Sobald wir eine neue Heimat gefunden haben …«, überlegte Masklin. »Dann schicken wir das Schiff zurück, um die übrigen Nomen abzuholen. Ich bin sicher, Angalo würde sich über eine solche Aufgabe freuen.« Gurders Schultern bebten.
    Ein oder zwei Sekunden lang dachte Masklin, daß der Abt lautlos lachte, doch dann sah er die Tränen in seinen Augen.
    »Äh«, sagte er hilflos.
    Gurder wandte sich ab. »Tut mir leid«, murmelte er. »Es ist nur… Dauernd verändert sich alles. Warum können die Dinge nicht fünf Minuten lang bleiben, wie sie sind? Wenn ich mich an etwas Neues gewöhnt habe, verwandelt es sich plötzlich, und dann stehe ich wie ein Narr da! Ich möchte doch nur etwas, an das ich glauben kann! Ist das zuviel verlangt?«
    »Ich schätze, man braucht einen flexiblen Verstand«, kommentierte Masklin und ahnte, daß er dem Abt mit dieser Bemerkung nur wenig Trost spendete.
    »Einen flexiblen Verstand? Mein Verstand ist so flexibel, daß ich ihn aus den Ohren ziehen und unterm Kinn verknoten könnte! Und er hat mir überhaupt nichts genützt! Warum habe ich als Kind nicht einfach geglaubt, was man mich lehrte? Das wäre viel besser gewesen – dann hätte ich mich wenigstens nur einmal geirrt! Jetzt irre ich mich
dauernd!«
Er drehte sich ruckartig um und stapfte durch einen der Korridore fort.
    Masklin blickte ihm nach. Nicht zum erstenmal wünschte er sich, ebenso fest wie Gurder an etwas glauben zu können – um sich dann dabei über sein Leben zu beklagen. Er sehnte sich zurück – sogar zurück ins Loch. Eigentlich war es damals gar nicht so schlimm gewesen, sah man von Nässe, Kälte und den vielen Gefahren ab, die außerhalb der Höhle lauerten.
    Wenigstens hatte ihm Grimma Gesellschaft geleistet. Er stellte sich vor, wieder mit ihr zusammen zu sein, die Einsamkeit zu besiegen, gemeinsam zu frieren und zu hungern …
    Aus den Augenwinkeln bemerkte er eine Bewegung und sah Pion, der mit einem Tablett kam. Darauf lag …
    Obst, vermutete der Nom. Das Gefühl, einsam und allein zu sein, wich fort, trat den Rückzug an, als Hunger die Chance ergriff, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Nie zuvor hatte Masklin so buntes und seltsam geformtes Obst betrachtet.
    Er nahm ein Stück von dem Tablett. Es schmeckte wie eine Mischung aus Haselnuß und Zitrone. »Hat sich gut gehalten, wenn man bedenkt«, sagte er. »Wo hast du das Zeug gefunden?«
    Wie sich herausstellte, stammte es von einer Maschine in einem der Korridore. Sie schien nicht besonders kompliziert zu sein und zeigte Hunderte von kleinen Bildern mit verschiedenen Nahrungssorten. Wenn man eins davon berührte, summte es kurz, und dann schob sich ein Tablett mit dem gewünschten Essen aus einem Schlitz. Masklin drückte mehrere Bildtasten und bekam: Obst, piepsendes grünes Gemüse und ein Stück Fleisch, das wie geräucherter Lachs schmeckte.
    »Ich frage mich, wie der Apparat funktioniert?« dachte er laut.
    Neben ihm klang eine Stimme aus der Wand.
»Wären Sie imstande, die Funktionsweise des Synthetisierers zu verstehen, wenn ich Ihnen von molekularer Aufspaltung und

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