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Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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daran: Manchmal sind die Fenster geschlossen. Wenn das der Fall sein sollte, so zieh einmal am Seil. Dann holen wir dich wieder hoch.«
    »Zehnvier.«
    »Wie bitte?«
    »Das bedeutet ›ja‹ in der Lastwagenfahrersprache«, erklärte Angalo.
    »Oh. Na schön. Nun, wenn du im Führerhaus bist, dann such dir ein Versteck, von dem aus du den Fahrer beobachten kannst…«
    »Ja, ja«, entgegnete Angalo ungeduldig. »Du hast mich immer wieder darauf hingewiesen.«
    »Also gut. Hast du die belegten Brote dabei?« Angalo klopfte sich auf den Beutel an der Taille. »Und auch das Notizbuch«, betonte er. »Ich bin soweit. Drück das Gaspedal bis zur Vorderachse.«
    »Was?«
    »›Es kann losgehen‹ auf Lastwagisch.«
    Masklin blinzelte verwirrt. »Müssen wir so viele Fachausdrücke kennen, um einen Laster zu fahren?«
    »Negatief«, sagte Angalo stolz.
    »Oh? Nun, Hauptsache,
du
verstehst, was damit gemeint ist.«
    Dorcas, Leiter der Seil-Gruppe, klopfte Angalo auf die Schulter.
    »Willst du nicht doch den Draußen-Schutzanzug benutzen?«
    fragte er hoffnungsvoll.
    Er war kegelförmig und bestand aus dickem Stoff, den der alte Erfinder an einem zusammenfaltbaren Regenschirmgestell befestigt hatte. Vorn verfügte die Vorrichtung über ein kleines Fenster, durch das man die Umgebung beobachten konnte.
    »Du bist vielleicht an Regen und Wind gewöhnt«, wandte sich Dorcas an Masklin. »Möglicherweise ist dein Kopf dadurch besonders hart und widerstandsfähig geworden. Aber wir Kaufhaus-Wichte…«
    »Nein, danke«, lehnte Angalo höflich ab. »Das Ding ist zu schwer, und außerdem habe ich nicht vor, den Lastwagen bei dieser Reise zu verlassen.«
    »Gut«, sagte Masklin. »Nun, vergeuden wir keine Zeit. Auf geht’s, Angalo. Ich meine: hinab. Haha! Seid ihr bereit, Jungs?
    Also los, Angalo!«
    Und da es nie schaden konnte, jeden möglichen Schutz in Anspruch zu nehmen, fügte er hinzu: »Möge Arnold Bros (gegr. 1905) mit dir sein.«
    Angalo schob sich über den Rand des Trägers und wurde innerhalb kurzer Zeit zu einem vagen Schemen im Halbdunkel, als Dorcas’ Wichte das Seil – beziehungsweise den Faden – hinabließen. Masklin hoffte inständig, daß ihr Vorrat reichte.
    Sie hatten keine Gelegenheit gefunden, die Entfernung zu messen.
    Plötzlich erzitterte der Strick mehrmals. Masklin beugte sich vor und sah Angalo etwa einen Meter unter ihm hängen.
    »Wenn mir etwas zustößt…!« rief er. »Bitte verzichtet darauf, Bobo zu essen!«
    »Sei unbesorgt«, antwortete Masklin. »Dir passiert bestimmt nichts.«
    »Ja, ich weiß. Aber wenn wir uns irren … Bobo soll ein gutes Zuhause bekommen.«
    »In Ordnung. Ein gutes Zuhause. Ja.«
    »Wo niemand Ratten verspeist. Versprichst du mir das?«
    »Ratten werden von der Speisekarte gestrichen«, erwiderte Masklin.
    Angalo nickte, und die Nomen gaben noch mehr Seil zu.
    Schließlich war die winzige Gestalt unten und eilte über das gewölbte Dach des Führerhauses. Dem Jäger wurde allein vom Zusehen schwindelig.
    Angalo verschwand. Schließlich zog er zweimal am Seil, das Zeichen für
noch etwas mehr
Faden. Dorcas und seine Gruppe reagierten sofort, und der Strick glitt über den Rand des Trägers. Dann ein dreifaches Ziehen, nicht so stark wie vorher.
    Und kurze Zeit später noch einmal. Masklin stieß den angehaltenen Atem zischend aus.
    »Angalo hat das Ziel erreicht«, sagte er. »Holt das Seil ein.
    Wir lassen es hier, falls er… Ich meine, damit wir ihn später wieder hochholen können.« Er riskierte einen weiteren Blick auf die gewaltige Masse unter ihnen. Lastwagen fuhren fort, Lastwagen kehrten zurück – Nomen wie Dorcas glaubten, daß es sich um die gleichen Lastwagen handelte. Sie verließen die Garage voll beladen mit Waren, und wenn sie später wieder in ihr Nest rollten, waren sie ebenfalls vollbeladen. Niemand wußte, warum Arnold Bros (gegr. 1905) es für notwendig hielt, bestimmte Waren für einen Tag fortzubringen. Nur eins stand fest: Nach ein oder höchstens zwei Tagen im Draußen kehrten sie heim.
    Masklin beobachtete den Laster, in dem sich nun der Forscher befand. Wohin fuhr er? Was mochte geschehen? Was würde Angalo
sehen,
bevor er wieder im Kaufhaus eintraf?
    Und wenn er verschwunden blieb –was sollte Masklin seinen Eltern sagen? Daß jemand aufbrechen mußte, daß ihr Sohn darum
gebeten
hatte, daß alles von ihm abhing, daß sie unbedingt Informationen darüber brauchten, wie man einen Lastwagen fuhr? Es klang sicher nicht sehr

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