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Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Herzog. Einige der anderen Wichte lachten nervös. Aus den Augenwinkeln sah Masklin Angalo, der mit glänzenden Augen neben seinem Vater stand.
    »Ehre dem verstorbenen Abt«, ließ sich einer der anderen Würdenträger vernehmen, »aber ich habe gehört, daß es im Draußen andere Kaufhäuser geben soll. Ich meine, wir müssen irgendwo gewohnt haben, bevor dieses Kaufhaus erschaffen wurde.« Er schluckte. »Äh, ich will auf folgendes hinaus: Wenn dieses Kaufhaus 1905 gebaut wurde, wo waren wir dann im Jahre 1904? Womit ich natürlich niemandem zu nahe treten möchte …«
    »Ich spreche nicht davon, in ein anderes Kaufhaus umzuziehen«, erwiderte Masklin. »Ich schlage euch vielmehr vor, im Freien zu leben.«
    »Und ich habe keine Lust, mir diesen Unsinn noch länger anzuhören. Der alte Abt war ein sehr vernünftiger Mann, aber kurz vor seinem Tod wurde er ein wenig verschroben.« Der Herzog von Kurzwaren drehte sich um und stürmte hinaus. Die meisten anderen Familien und Abteilungsoberhäupter folgten ihm, einige eher widerstrebend, wie Masklin bemerkte. Mehrere verharrten an der Tür, so daß sie behaupten konnten, gerade gehen zu wollen, falls sie jemand fragte. Es blieben der Graf, eine kleine dicke Frau – Gurder hatte sie als Baronin del Ikatessen vorgestellt – und eine Reihe von recht unwichtigen Unterabteilungsleitern.
    Der Graf sah sich theatralisch um.
    »Ah«, sagte er, »endlich genug Platz, um zu atmen! Fahr fort, junger Mann!«
    »Nun, das wär’s im großen und ganzen«, entgegnete Masklin. »Um mehr zu planen, muß ich mehr herausfinden.
    Zum Beispiel: Seid ihr in der Lage, Elektrizität zu erzeugen?
    Ich meine, es genügt nicht, sie aus den Kabeln des Kaufhauses zu stehlen. Könnt ihr sie selbst herstellen?«
    Der Graf rieb sich das Kinn.
    »Verlangst du von mir, die Geheimnisse meiner Abteilung preiszugeben?«
    »Wenn wir so verzweifelte Maßnahmen beschließen«, sagte Gurder scharf, »müssen wir offen zueinander sein und unser Wissen teilen.«
    »Das finde ich auch«, pflichtete ihm Masklin bei.
    »Ja.« Gurder nickte ernst. »Das Wohl der Nomen steht an erster Stelle.«
    »Eine lobenswerte Einstellung«, lobte Masklin. »Die Büromaterialer leisten einen eigenen Beitrag und werden allen interessierten Wichten beibringen, wie man – liest.« Einmal mehr folgte Stille – abgesehen von einem leisen Schnaufen Gurders, der offenbar einen Erstickungsanfall erlitt.
    »Wie man liest…«, stöhnte er.
    Masklin zögerte. Nun, den ersten Schritt hatte er bereits hinter sich – warum mit dem zweiten warten? Er fühlte Grimmas Blick auf sich ruhen.
    »Auch den Frauen«, proklamierte er.
    Diesmal wirkte der Graf überrascht. Die Baronin hingegen lächelte. Gurder ächzte nach wie vor.
    »In der Abteilung Büromaterial und Schreibwaren stehen viele Bücher in den Regalen«, sagte Masklin. »Ganz gleich, was wir anstellen wollen: Es gibt ein Buch, in dem alles genau erklärt wird! Aber wir brauchen viele Leute, um sie zu lesen – damit wir die erforderlichen Informationen finden.«
    »Ich glaube, der junge Büromaterialer braucht ein Glas Wasser«, bemerkte der Graf. »Ich glaube, er ist ganz überwältigt vom neuen Geist der Zusammenarbeit und des geteilten Wissens.«
    »Junger Mann«, begann die Baronin, »vielleicht hast du recht. Aber teilen uns die Bücher auch mit, wie man einen Lastwagen fährt?«
    Masklin nickte. Auf diese Frage war er vorbereitet. Grimma taumelte näher, in den Armen ein Buch, das fast so groß zu sein schien wie sie selbst. Der Jäger half ihr dabei, es aufzurichten, so daß es alle sehen konnten.
    »Hier stehen Worte drauf«, verkündete er stolz. »Ich habe sie schon gelernt. Sie heißen…« Er zeigte mit dem Speer auf die verschiedenen Schriftzeichen. »
Straßenverkehrsordnung.
    Straßenverkehrsordnung.
Und das Buch enthält auch Bilder.
    Wenn uns die Straßenverkehrsordnung bekannt ist, können wir fahren. Es steht hier drin.
Straßenverkehrsordnung«,
wiederholte er unsieher.
    »Und ich weiß bereits, was ein paar der anderen Worte bedeuten«, sagte Grimma.
    »Ja, sie hat einige davon gelesen.« Masklin beobachtete, wie Interesse im Gesicht der Baronin aufleuchtete.
    »Und mehr ist nicht nötig?« erkundigte sich der Graf.
    »Äh«, antwortete Masklin. Dieser Punkt beunruhigte ihn ebenfalls. Er hatte das unangenehme Gefühl, daß es nicht ganz so einfach sein konnte, aber dies war wohl kaum der geeignete Zeitpunkt, um vergleichsweise unwichtige Details zu klären.

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