Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel
Morgen aufstand.
»
Wer ist da?«
fragte das
Ding.
»Ich bin’s, Masklin. Bitte erklär mir die Bedeutung des Wortes ›Kommunikationssatellit‹. Du hast schon einmal von einem Satelliten gesprochen, wenn ich mich recht entsinne. Der Mond soll einer sein, nicht wahr?«
»Ja. Kommunikationssatelliten sind künstliche Monde. Man benutzt sie für die Kommunikation, für die Übermittlung von Informationen, in diesem Fall durch Radio und Fernsehen.«
»Fernsehen?« wiederholte Masklin.
»Ein
Mittel, um Bilder durch die Luft zu schicken.«
»Geschieht das häufig?«
»Die ganze Zeit über.«
Masklin nahm sich vor, demnächst nach Bildern in der Luft Ausschau zu halten.
»Ich verstehe«, log er. »Und die Satelliten … Wo befinden sie sich?«
»
Am Himmel.«
»Mir ist noch nie einer aufgefallen«, sagte Masklin im Tonfall des Zweiflers. Eine Idee formte sich in ihm, aber sie weigerte sich noch, klare Konturen zu gewinnen. Erinnerungsfetzen flogen an seinem inneren Auge vorbei: Dinge, über die er gelesen und von denen er gehört hatte. Der ehemalige Rattenjäger versuchte, sich nicht zu sehr auf sie zu konzentrieren: Die Ideenfragmente brauchten Zeit, um sich zusammenzufügen; zuviel Aufmerksamkeit verscheuchte sie.
»
Sie fliegen in der Umlaufbahn, viele Kilometer über dem Boden«,
erklang wieder die summende Stimme des schwarzen Kastens. »
Es gibt eine ganze Menge im Orbit dieses Planeten.«
»Woher weißt du das?«
»
Ich nehme ihre Präsenz wahr.«
»Oh.«
Masklin beobachtete die flackernden Lichter. »Wenn Satelliten künstlich sind … Bedeutet es, daß sie in Wirklichkeit gar nicht existieren?«
»Es
handelt sich um Maschinen. Für gewöhnlich werden sie auf dieser Welt gebaut und dann ins All gebracht.«
Die Idee löste sich allmählich aus dem Unterbewußtsein, stieg wie eine Blase auf …
»Du hast gesagt, daß auch unser Schiff im All ist.«
»Ja.«
Jetzt explodierte die Idee wie eine Pusteblume. »Wenn wir wüßten, wo ein solcher Satellit ins All gebracht wird …«
Masklin sprach immer schneller, bevor die Worte Gelegenheit zur Flucht bekamen. »Dann könnten wir uns vielleicht daran festhalten oder ihn wie den Lastwagen fahren, und wir nehmen dich mit, und wir springen ab, wenn wir ganz oben sind, und dann suchen wir nach dem Schiff, das läßt sich doch bewerkstelligen, oder?«
»
Haben Sie eine Vorstellung von der Größe des Alls?«
»Nein«, antwortete Masklin höflich. »Es ist ziemlich groß, nicht wahr?«
»Ja. Aber es wäre mir vielleicht möglich, das Schiff zu orten und mich mit ihm in Verbindung zu setzen, wenn ich oberhalb der Atmosphäre bin. Wissen Sie, was es mit dem Begriff ›Sauerstoffvorrat‹ auf sich hat?«
»Nein.«
»Sagt Ihnen die Bezeichnung ›Raumanzug‹ etwas?«
»Nein.«
»Es ist sehr kalt im All.«
»Nun, wir könnten in Bewegung bleiben, um uns warm zu halten«, sagte Masklin verzweifelt.
»
Ich fürchte, der Inhalt des Alls wird Ihnen nicht gefallen.«
»Was enthält es denn?«
»
Nichts. Es enthält nichts. Und gleichzeitig alles. Doch es gibt dort weniger Alles und viel mehr Nichts, als Sie glauben
.«
»Es ist trotzdem einen Versuch wert, oder?«
»
Sie schlagen etwas vor, wovon ich dringend abrate
«, er widerte das Ding.
»Ja, aber weißt du …« Masklin holte tief Luft. »Wenn ich es nicht versuche, bleibt es immer so wie jetzt. Wir fliehen, und wenn wir uns schließlich irgendwo niederlassen und glauben, eine neue Heimat gefunden zu haben … Dann zwingt uns irgend etwas, erneut aufzubrechen. Früher oder später müssen wir einen Ort finden, wo wir für immer bleiben können. Dorcas hat recht. Die Menschen sind überall. Außerdem hast du selbst gesagt, daß wir irgendwo … dort oben zu Hause sind.«
»
Es ist noch zu früh. Sie sind schlecht vorbereitet.«
Masklin ballte die Fäuste. »Ich werde nie
gut
vorbereitet sein! Ich bin in einem Loch geboren,
Ding!
In einem schmutzigen Loch im Boden! Wie soll ich jemals gut auf etwas vorbereitet sein? So ist das
Leben, Ding –
es bedeutet, immerzu schlecht vorbereitet zu sein. Es bedeutet, daß man nur eine Chance bekommt,
Ding!
Nur eine Chance – und dann stirbt man. Man kann nicht noch einmal beginnen, wenn man den Dreh raus hat. Verstehst du,
Ding?
Deshalb versuchen wir es
jetzt!
Ich
befehle
dir, uns zu helfen! Du bist eine Maschine und mußt gehorchen!« Die Lichter am schwarzen Kasten bildeten eine Spirale.
»Sie lernen schnell«,
sagte das
Ding.
Kapitel 4
III. Und mit
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