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Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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richtigen Stellen postieren, können wir innerhalb von fünf Minuten alle Wichte in Sicherheit bringen. Heute morgen beginnen wir damit Nahrungsvorräte in der Scheune anzulegen. Für den Notfall. Kann sicher nicht schaden.«
    Manchmal wanderten Nomen bis zum Flugplatz. Unterwegs kamen sie an einer Müllhalde vorbei, wo man Kleidung und Draht finden konnte, und die mit Wasser gefüllten Kiesgruben dahinter boten geduldigen Wichten die Möglichkeit, Fische zu fangen. Die eher gemütliche Reise nahm etwa einen Tag in Anspruch, und die meiste Zeit über brauchte man nur den Dachspfaden zu folgen. Man mußte eine breite Straße überqueren, beziehungsweise unter ihr zur anderen Seite kriechen: Aus irgendeinem Grund hatte jemand Rohre unter den Asphalt gelegt, genau dort, wo der Pfad endete. Vermutlich die Dachse.
    Sie benutzten die Rohre ziemlich oft.
    Masklin fand Grimma unter einer der alten Hütten, in einer Höhle, die sie ›Schule‹ nannte – dort brachte sie Kindern Lesen und Schreiben bei. Sie ließ einen mahnenden Blick über ihre Schüler schweifen und forderte sie auf, keinen Unsinn anzustellen – wäre Nicco Kurzwarenler vielleicht bereit, dem Rest der Klasse zu erklären, was er so lustig fand? Nein? Dann sollte er sich besser auf Stift und Papier konzentrieren – bevor sie in den Tunnel trat.
    »Ich bin nur gekommen, um mich zu verabschieden«, sagte Masklin. Er drehte die Mütze in den Händen hin und her. »Einige Wichte gehen zur Müllhalde. Bis dorthin sind wir also nicht allein unterwegs. Äh.«
    »Elektrizität«, erwiderte Grimma unbestimmt.
    »Bitte?«
    »In der Scheune gibt es keine Elektrizität«, erklärte Grimma.
    »Erinnerst du dich daran, was das bedeutet? Wenn des Nachts nicht der Mond schien, mußten wir im Bau bleiben. Ich dachte, das alles hätten wir endlich hinter uns.«
    »Nun, vielleicht waren wir damals besser dran«, entgegnete Masklin. »Heute haben wir viel mehr… Dinge, aber…«
    »Wir hatten immer Hunger!« stieß Grimma hervor.
    »Wir fürchteten uns die ganze Zeit über und froren und
wußten
nichts. Frag Oma Morkie nach der guten alten Zeit und hör dir ihre Antwort an.«
    »Wir hatten uns«, murmelte Masklin.
    Grimma starrte auf ihre Finger.
    »Wir waren nur im gleichen Alter und lebten in der gleichen Höhle«, sagte sie leise und sah auf. »Aber jetzt ist alles anders!
    Denk nur an … an die Frösche.« Masklin starrte mit offenem Mund. Und Grimma wirkte unsicher.
    »Ich habe davon in einem Buch gelesen«, verkündete sie.
    »Es gibt da einen Ort, weißt du. Heißt Südamerika. Und da gibt’s Berge, und es ist warm, und es regnet dauernd, und in den Regenwäldern gibt es unglaublich große Bäume, und ganz oben in den Wipfeln gibt’s große Blumen, sie heißen Bromelien, und Regenwasser sammelt sich in den großen Blüten, formt kleine Teiche darin, und es gibt Frösche, die ihre Eier in diese Teiche legen, und Kaulquappen schlüpfen daraus, wachsen zu neuen Fröschen heran, und diese kleinen Frösche verbringen ihr ganzes Leben in den Baumwipfeln, und sie wissen gar nicht, daß die Welt einen Boden hat, daß sie voller Dinge ist, die wir kennen, und jetzt weiß ich von jenen Fröschen, und ich werde sie nie sehen, und
du
…« – Grimma schnappte nach Luft – »…verlangst von mir, daß ich mit dir in einem
Loch
lebe und deine Socken wasche!«
    Masklin wiederholte den langen Satz in Gedanken und hoffte, daß er dabei einen Sinn ergab.
    »Ich trage gar keine Socken«, wandte er ein. Das waren offenbar die falschen Worte. Grimma bohrte ihm den Zeigefinger in den Bauch. »Masklin«, sagte sie, »du bist ein anständiger Nom und auch recht intelligent, auf deine eigene Art und Weise. Aber der Himmel hält keine Antworten bereit. Du solltest mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen und den Kopf nicht in der Luft tragen!« Grimma rauschte fort und schloß die Tür hinter sich. Masklin spürte, wie ihm die Ohren glühten.
    »Ich kann aber beides!« rief er. »Und zwar gleichzeitig!« Er dachte darüber nach. »Jeder ist dazu imstande«, fügte er hinzu.
    Dann drehte er sich um und stapfte durch den Tunnel.
Recht intelligent, auf deine eigene Art und Weise!
Gurder hatte recht: Bildung für alle war keine sehr gute Idee.
Ich verstehe die Frauen nie,
dachte Masklin.
Selbst wenn ich zehn Jahre alt werde.
    Gurder vertraute die Führung der Büromaterialer Nisodemus an, und davon war Masklin nicht gerade begeistert. Er hielt Nisodemus keineswegs für dumm. Ganz im

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