Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Gegenteil. Der junge Wicht zeichnete sich durch eine
überschäumende
Art von Klugheit aus, der Masklin mißtraute. Er schien immer voller Aufregung zu sein, und wenn er sprach, strömten die Worte endlos aus seinem Mund. Wenn ihm die Luft knapp wurde, legte er ein kurzes ›ähm‹ ein – um zu atmen, ohne daß jemand die Chance bekam, ihn zu unterbrechen. Er weckte Unbehagen in Masklin, und der ehemalige Rattenjäger sprach den Abt darauf an.
    »Manchmal übertreibt es Nisodemus mit seiner Begeisterung«, sagte Gurder. »Aber er hat das Herz am rechten Fleck.«
    »Was ist mit seinem Kopf?«
    »Hör mal…«, erwiderte Gurder. »Wir kennen uns gut, nicht wahr? Und wir verstehen uns, oder?«
    »Ja. Warum?«
    »Ich überlasse es dir, alle Entscheidungen zu treffen, die das Körperliche der Nomen betreffen«, sagte der Abt. Seine Stimme klang
fast
drohend. »Und du überläßt mir alle Entscheidungen in Hinsicht auf die Nomen-Seelen, einverstanden?« Dann brachen sie auf. Der Abschied, die letzten Grüße, Ratschläge und – immerhin waren es Nomen – hundert kleinen Streitereien sind nicht weiter wichtig.
    Wichtig ist nur: Sie machten sich auf den Weg. Das Leben im Steinbruch kehrte zu nomischer Normalität zurück. Es fuhren keine Lastwagen mehr zum Tor. Trotzdem schickte Dorcas zwei seiner besonders flinken Ingenieursassistenten zum Maschendrahtzaun, um das rostige Vorhängeschloß mit Schlamm vollzustopfen. Darüber hinaus beauftragte er einige andere Wichte, Drähte ums Tor zu wickeln.
    »Aber damit können wir entschlossene Menschen nur für kurze Zeit aufhalten«, sagte er.
    Die Ratsmitglieder – drei fehlten – nickten würdevoll, obwohl sie kaum etwas von mechanischen Dingen verstanden.
    Sie interessierten sich nicht einmal dafür. Am Nachmittag des gleichen Tages rollte erneut ein kleiner Laster zum Tor. Die beiden Wächter am Weg eilten sofort zum Steinbruch, um Bericht zu erstatten. Der Fahrer hatte eine Zeitlang am Vorhängeschloß hantiert und an den Drähten gezogen, bevor er wieder einstieg und zur Straße fuhr.
    »Und er hat etwas gesagt«, meinte Sacco.
    »Ja, das stimmt – Sacco hat’s gehört«, bestätigte Nooty Kinderkleidung. Sie war eine dickliche junge Nomin, trug Hosen, kam gut mit Technik zurecht und hatte sich freiwillig zum Wachdienst gemeldet – um nicht daheim zu bleiben und kochen zu lernen. Die Dinge im Steinbruch veränderten sich tatsächlich. »Ich habe gehört, wie der Mensch etwas sagte«, betonte Sacco, um jeden Zweifel auszuräumen.
    »Genau«, pflichtete ihm Nooty bei. »Wir haben es beide gehört, nicht wahr, Sacco?«
    »Und
was
hat der Mensch gesagt?« fragte Dorcas mit erzwungener Geduld. So
etwas habe ich nicht verdient,
dachte er.
    Dazu bin ich zu alt. Ich wäre jetzt viel lieber in meiner Werkstatt, um das Radio zu erfinden.
    »Er sagte…« Sacco holte tief Luft, und die Augen traten ihm aus den Höhlen, als er sich bemühte, das für Menschen typische Nebelhorn-Blöken nachzuahmen.
    »›Veeerdaaamteeekiiindeeer!‹«
    Dorcas sah die anderen Ratsmitglieder an.
    »Nun?« fragte er. »Hat jemand eine Idee? Es klingt beinah so, als könnte es etwas bedeuten, nicht wahr? Tja, wenn wir imstande wären, die Menschen zu verstehen …«
    »Dieser
Mensch muß noch dümmer gewesen sein als die übrigen«, sagte Nooty. »Er versuchte, das Tor zu öffnen!«
    »Bestimmt kehrt er zurück«, erwiderte Dorcas düster und schüttelte den Kopf.
    »Na schön«, brummte er schließlich. »Gut gemacht. Danke.
    Haltet jetzt wieder Wache.«
    Sacco und Nooty gingen Hand in Hand fort. Dorcas sah ihnen kurz nach, bevor er durch den Steinbruch schritt, zum alten Büro des Verwalters.
    Im Kaufhaus habe ich sechsmal Weihnachten erlebt,
dachte er.
Sechs wieheißensie – Jahre. Und fast noch eins mehr, obwohl man hier draußen nicht ganz sicher sein kann. Niemand bringt Schilder, um darauf hinzuweisen, was geschieht, und die Heizung wird einfach abgestellt. Sieben Jahre. In einem solchen Alter sollte man damit beginnen, es etwas ruhiger angehen zu lassen. Aber ich bin hier draußen, in einer Welt, die keine richtigen Wände hat, in der das Wasser kalt wird und morgens manchmal so hart ist wie Glas. In einer Welt, deren Klimaanlage defekt zu sein scheint. Nun…
Dorcas straffte die Schultern.
Als Wissenschaftler finde ich diese Phänomene natürlich sehr interessant. Doch es wäre viel angenehmer, sie sehr interessant zu finden, während ich es irgendwo
drinnen
warm und gemütlich

Weitere Kostenlose Bücher