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Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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habe.
    Oh,
drinnen.
Ein verlockender Gedanke. Die meisten älteren Wichte fürchteten sich vor dem Draußen, obwohl sie nur selten darüber sprachen. Im Steinbruch mit den hoch aufragenden Klippen war es eigentlich gar nicht so übel. Wenn man vermied, nach oben oder zur vierten Seite zu sehen, die einen entsetzlich weiten Blick über die Landschaft gewährte… Dann konnte man fast glauben, wieder im Kaufhaus zu sein. Trotzdem zogen es viele ältere Nomen vor, in den Hütten oder im behaglichen Halbdunkel unter den Bodendielen zu bleiben. Im Freien fühlten sie sich schutzlos und hatten das schreckliche Empfinden, vom Himmel beobachtet zu werden.
    Die Kinder hingegen mochten das Draußen. Sie kannten nichts anderes. Einige von ihnen entsannen sich noch ans Kaufhaus, doch jene Erinnerungen hatten praktisch keine Bedeutung für sie. Sie gehörten ins Draußen, waren daran gewöhnt. Und die jungen Männer, die jagten und Beeren sammelten … Nun, junge Männer zeigten gern ihren Mut, nicht wahr?
    Insbesondere vor anderen jungen Männern. Und auch vor jungen Frauen.
    Als
Wissenschaftler und rational denkender
Nom
weiß ich natürlich, daß wir nicht dazu bestimmt waren, immer unter Bodendielen zu leben,
dachte Dorcas.
Allerdings bin ich auch ein Nom, der vermutlich sieben Jahre alt ist und allmählich die Knochen spürt. Ich hätte nichts dagegen, hier einige der vertrauten Schilder zu sehen, mit Aufschriften wie
Stark reduziert
oder
Morgen beginnt der Schlußverkauf.
Was kann’s schaden?
    Dadurch würde ich mich wesentlich besser fühlen. Was natürlich völlig unsinnig ist, wenn man alles aus der rationalen Perspektive des Wissenschaftlers betrachtet.
Und dann dachte Dorcas:
Man nehme zum Beispiel Arnold Bros (gegr. 1905).
    Ich bin ziemlich sicher, daß er nicht auf die Weise existiert, wie ich es als Kind immer wieder gehört habe. Doch wenn man Worte wie
Wenn Sie nicht finden, was Sie suchen, so wenden Sie sich an die Auskunft
an den Wänden liest, so weiß man, daß alles
in Ordnung ist.
    Und er dachte auch: Dies sind
die falschen Gedanken für einen vernünftig und wissenschaftlich denkenden Wicht.
    Neben der Tür des Verwalterbüros gab es eine Spalte zwischen zwei Dielen. Dorcas kletterte ins vertraute Zwielicht unter dem Boden und tastete umher, bis er den Schalter fand.
    Er war stolz auf diese Idee. An der Außenwand des Büros hing eine große rote Klingel – wahrscheinlich sollte sie Menschen auf das Läuten des Telefons hinweisen, wenn es im Steinbruch laut zuging. Dorcas hatte sie mit neuen Drähten verbunden und konnte sie jetzt ganz nach Belieben klingeln lassen.
    Er betätigte den Schalter.
    Wichte eilten aus allen Richtungen herbei. Dorcas wartete, während sich die Kammer unter den Bodendielen allmählich füllte. Schließlich zog er eine leere Streichholzschachtel heran und stellte sich darauf. »Der Mensch ist noch einmal zum Tor gefahren«, informierte er seine Zuhörer. »Er konnte es nicht öffnen, aber bestimmt versucht er es wieder.«
    »Und der Draht?« fragte jemand.
    »Leider gibt es Werkzeuge, die man ›Drahtscheren‹ nennt.«
    »Soviel zu deiner Theorie von der, ähm, menschlichen Intelligenz«, kommentierte Nisodemus verdrießlich. »Ein
intelligenter
Mensch hielte sich von einem Ort fern, an dem er, ähm, nicht erwünscht ist.«
    Dorcas mochte eifrige junge Wichte, aber Nisodemus strahlte einen seltsam
begierigen
Eifer aus, der ihm nicht gefiel. Er musterte ihn mit einem scharfen, aber nicht
zu
herausfordernden Blick.
    »Die hiesigen Menschen unterscheiden sich vielleicht von denen im Kaufhaus«, knurrte er. »Wie dem auch…«
    »Anordnung hat ihn geschickt!« rief Nisodemus. »Es ist eine, ähm, Strafe!«
    »Nein, es ist nur ein Mensch«, widersprach Dorcas. Nisodemus starrte ihn an, als er fortfuhr: »Nun, ich schlage vor, wir schicken einige Frauen und Kinder zur…« Draußen erklang das Geräusch eiliger Schritte, und kurz darauf kletterten die beiden Torwächter durch den Spalt.
    »Er ist zurück, zurück!« keuchte Sacco. »Der Mensch ist zurück!«
    »Schon gut, schon gut«, entgegnete Dorcas. »Seid unbesorgt.
    Er kann nicht…«
    »Nein, nein, nein!« Sacco sprang auf und ab. »Er hat eine Schere mitgebracht, damit alle Drähte
und
die Kette am Tor durchgeschnitten …« Den Rest hörten die Wichte nicht.
    Es war auch gar nicht nötig.
    Dumpfes Motorbrummen vermittelte eine deutliche Botschaft.
    Es wurde so laut, daß die ganze Hütte zitterte, doch dann verstummte es jäh

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