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Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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unübersehbare Spuren häufiger Benutzung auf, und das
Kompendium für den Amateurtechniker
kannte Dorcas fast auswendig. Doch einige der übrigen Bücher waren eher schwer zu verstehen und wurden nur selten geöffnet.
    Grimma stand vor einem solchen Buch, als Dorcas hereinkam. Sie biß sich auf den Daumen, wie so häufig, wenn irgend etwas ihre Konzentration erforderte. Dorcas bewunderte die Art, in der sie las. Grimma war nicht nur die beste Leserin unter den Wichten; sie schien auch den Sinn von geschriebenen Worten zu verstehen.
    »Nisodemus schafft Unruhe«, sagte der Ingenieur und nahm auf einer Bank Platz.
    »Ich weiß«, erwiderte Grimma geistesabwesend. »Ich habe davon gehört.« Mit beiden Händen griff sie nach dem Rand einer Seite und blätterte mühsam um. »Ich weiß gar nicht, was er mit dem ganzen Unsinn bezweckt«, brummte Dorcas.
    »Er strebt nach Macht«, entgegnete Grimma. »Bei uns ist ein Machtvakuum entstanden.«
    »Glaubst du?« fragte Dorcas unsicher. »Nun, Vakuum bedeutet ›Leere‹. Leere, die nichts als Leere enthält. So heißt es jedenfalls. Bisher ist mir hier nirgends leere Leere aufgefallen.
    Abgesehen von manchen leeren Köpfen.«
    »Nein, das meine ich nicht«, sagte Grimma. »Ein Machtvakuum entsteht, wenn es keinen Anführer gibt. Ich habe davon gelesen.«
    »Hast du vergessen, daß
ich
jetzt der Anführer bin?« klagte Dorcas.
    »Du bist kein Anführer«, stellte Grimma fest. »Weil niemand auf dich hört.«
    »Oh, herzlichen Dank.«
    »Es ist nicht deine Schuld. Leute wie Masklin, Angalo und Gurder bringen die anderen Wichte irgendwie dazu, daß sie ihnen zuhören, aber dir schenkt man praktisch keine Aufmerksamkeit.«
    »Oh.«
    »Dafür gelingt es dir, Drähte und Schrauben deinem Willen zu unterwerfen. Dazu ist sonst kaum jemand imstande.« Dorcas dachte darüber nach. Auf diese Weise hätte er es nicht ausgedrückt. War es ein Kompliment? Das schien tatsächlich der Fall zu sein.
    Grimma fügte hinzu: »Wenn Nomen mit vielen Problemen konfrontiert sind und nicht wissen, was sie unternehmen sollen – dann gibt es immer jemanden, der ihre Besorgnis ausnutzt, um Macht zu erringen.«
    »Nun, spielt eigentlich keine Rolle«, sagte Dorcas, und ein großer Teil seiner Zuversicht basierte auf reinem Wunschdenken. »Masklin und seine beiden Begleiter regeln alles, wenn sie zurückkehren.«
    »Ja, sie …« Grimma unterbrach sich, und nach einigen Sekunden fiel dem Ingenieur auf, daß ihre Schultern bebten.
    »Stimmt was nicht?« erkundigte er sich.
    »Inzwischen sind mehr als drei Tage vergangen!« schluchzte die junge Nomin.
»Niemand
war jemals so lange fort! Irgend etwas muß ihnen wohl zugestoßen sein!«
    »Äh«, sagte Dorcas. »Nun, sie wollten nach Enkel, 39, suchen, und wir wissen nicht, ob …«
    »Und ich bin so garstig zu ihm gewesen, bevor er aufbrach!
    Ich habe ihm von den Fröschen erzählt, und er dachte nur an Socken!« Es verblüffte Dorcas, daß plötzlich von Fröschen die Rede war. Wenn er mit – beziehungsweise zu – Jekub sprach, ging es nie um Frösche.
    »Äh?« sagte er.
    Grimma schluchzte erneut und erzählte ihm von den Fröschen.
    »Ich bin sicher, er verstand überhaupt nicht, was ich damit meinte. Ebensowenig wie du.«
    »Oh, ich weiß nicht.« Dorcas überlegte kurz. »Was
mich
betrifft… Vielleicht hast du folgendes gemeint. Einst war die Welt ganz einfach und übersichtlich, doch ganz plötzlich enthält sie so viele erstaunliche Dinge, daß man immer wieder überrascht wird. Zum Beispiel Biologie. Oder Klimatologie. Ich meine, bevor ihr Draußenler ins Kaufhaus gekommen seid, habe ich nur an Dingen herumgebastelt. Ich hatte gar keine Ahnung von der Welt.« Er blickte auf seine Füße hinab. »Ich weiß noch immer recht wenig. Aber wenigstens bezieht sich meine Unwissenheit auf wichtige Dinge: auf die Sonne, die Ursache des Regens und so weiter.
Das
hast du gemeint.«
    Grimma schniefte und lächelte, aber nur zaghaft, und zwar aus gutem Grund. Wenn es etwas Schlimmeres gab als jemanden, der nicht verstand, so war es jemand, der alles verstand, bevor man Gelegenheit bekam, als Unverstandene(r) hingebungsvoll zu schmollen.
    »Die Sache ist
die…«,
sagte sie. »Masklin hält mich noch immer für jene Grimma, die er kannte, als wir in der alten Höhle lebten. Bevor wir ins Kaufhaus kamen. Damals, als wir gemeinsam unterwegs waren, gemeinsam kochten – falls es etwas zu kochen gab –, anderen Wichten Verbände anlegten, wenn sie sich ver….

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