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Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel

Titel: Die Schlacht der Nomen: Trucker, Wühler, Flügel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und gut aufpaßt. Es geschieht nur selten, daß man vor irgend etwas weglaufen muß.«
    Die allgemeine Stimmung verbesserte sich nicht, als die Wichte feststellten, daß der Land Rover genau dort geparkt hatte, wo der nächste Anpflanzungsversuch stattfinden sollte.
    Während des Sommers waren Dutzende von Nomen damit beschäftigt gewesen, den harten Boden mit Hacken zu bearbeiten und ihn in etwas zu verwandeln, das einer Ackerkrume ähnelte. Sie hatten sogar gesät – ohne daß etwas aus den Samen wuchs. Jetzt zeigten sich zwei tiefe, von Reifen stammende Furchen im Boden, und am Tor hing eine neue Kette mit einem neuen Vorhängeschloß.
    Die beiden Furchen füllten sich mit Graupeln. Herabgetropftes Öl bildete schimmernde Lachen.
    Und Nisodemus … Ständig erinnerte er alle daran, daß es im Kaufhaus viel besser gewesen war. Er brauchte nicht viel Überzeugungskraft, um seine Anhängerschaft zu vergrößern.
    Er hat recht,
dachte Dorcas.
Im Kaufhaus ist es tatsächlich besser gewesen. Sogar viel besser.
    Ich meine, hier haben wir es einigermaßen warm, und es gibt genug zu essen, obgleich die Zubereitungsmöglichkeiten von Kaninchenfleisch und Kartoffeln gewissen Beschränkungen unterliegen. Das Problem ist: Masklin glaubte, außerhalb des Kaufhauses würden wir graben und bauen und jagen, voller Stolz, Hoffnung und Zuversicht. Nun, einige der jüngeren Leute haben sich dem neuen Leben gut angepaßt. Aber wir Alten sind in unseren Angewohnheiten festgefahren. Was mich betrifft
    …Ich bastele an Dingen herum und kann mich nützlich machen, doch die anderen… Ihnen bleibt nur das Schimpfen, und darin sind sie inzwischen ziemlich gut. Ich frage mich, was Nisodemus beabsichtigt. Der Bursche gefällt mir immer weniger.
    Ich hoffe, Masklin kehrt bald zurück.
    Oder Gurder. Jetzt würde ich mich sogar über
ihn
freuen.
    Seit drei Tagen sind sie fort.
    Dorcas fühlte sich sehr niedergeschlagen, und dagegen gab es nur ein Mittel: Jekub.

Kapitel 6
    I. Denn im Hügel schlief ein Drache aus jener Zeit, als die Welt erschaffen wurde.
    II. Doch er war alt und defekt, dem Tode näher als dem Leben.
    III. Und er trug das Zeichen des Drachen.
    IV. Und das Zeichen war Jekub.
    Aus dem
Buch der Nomen
, Jekub,
Kapitel 1,Verse I-IV
    Jekub.
    Jekub gehörte Dorcas. Er war sein kleines Geheimnis. Besser gesagt: sein
großes
. Niemand wußte von Jekub, nicht einmal seine Assistenten.
    Eines Tages im Sommer hatte Dorcas in den großen, windschiefen Schuppen auf der anderen Seite des Steinbruchs herumgestöbert. Er suchte dabei nicht nach bestimmten Dingen, hoffte nur, geeignete Drähte oder etwas in der Art zu finden.
    Er kramte im Halbdunkel, richtete sich auf, hob den Kopf –
und sah Jekub
.
    Mit geöffnetem Rachen.
    Es folgten einige Sekunden des Entsetzens – bis Dorcas begriff, daß ihn eine sichere Entfernung von dem Ungetüm trennte.
    Anschließend verbrachte er viel Zeit bei Jekub, um mehr über ihn herauszufinden. Über
ihn
. Es handelte sich zweifellos um einen Er. Um einen Er, der auf den ersten Blick schrecklich wirkte und doch Mitleid verdiente: Jekub war alt und verwundet, wie ein Drache, der sich hierher zurückgezogen hatte, um zu sterben. Oder wie eins der riesigen Tiere aus Grimmas Büchern: Dinosaurier.
    Jekub schimpfte nicht, und er fragte Dorcas nie, wann er
endlich
das Radio erfinden würde. In seiner Gesellschaft genoß der Ingenieur viele geruhsame, friedliche Stunden. Er fand immer mehr Gefallen daran, mit Jekub zu sprechen, beziehungsweise
zu
ihm. Es gab keinen besseren Gesprächspartner, denn er schwieg die ganze Zeit über, lauschte mit unerschütterlicher Geduld.
    Dorcas schüttelte kummervoll den Kopf. Er durfte jetzt keine Zeit damit verschwenden, Jekub zu besuchen. Unheil bahnte sich an.
    Er beschloß statt dessen, mit Grimma zu reden. Sie war nur eine Frau, aber es mangelte ihr nicht an Vernunft. Die ›Schule‹ befand sich unter dem Boden der Hütte, an deren Tür ›Kantine‹ stand – ein Reich, in dem allein Grimma herrschte. Sie hatte den Unterricht für Kinder erfunden und vertrat folgenden Standpunkt: Es war recht schwer, schreiben und lesen zu lernen, und deshalb sollte man es so früh wie möglich hinter sich bringen.
    Zur Schule gehörte auch die Bibliothek.
    Während der letzten hektischen Stunden hatten die Wichte etwa dreißig Bücher aus dem Kaufhaus gerettet, und einige von ihnen boten nützliche Informationen. Der Band mit dem Titel
Gartenarbeit in allen vier Jahreszeiten
wies

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