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Die Schlacht der Trolle

Titel: Die Schlacht der Trolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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mit den Geistern des Landes lebte. Menschen wie er waren in den zwei Jahrhunderten der Masridenherrschaft vom Albus Sunas verfolgt und gejagt worden. So lange, bis nur noch wenige überhaupt die alten Überlieferungen kannten. Der Glaube an die Geister der Wlachaken war von den Masriden verboten und unter strenge Strafe gestellt worden. Einige Geistseher hatten im Schutz des unzugänglichen Mardews überlebt, wo die Rebellen ihre Hochburgen und letzten Rückzugsmöglichkeiten hatten. Eine weitaus geringere Anzahl hatte in den besetzten Gebieten ihr Dasein gefristet, stets in Furcht vor den Scheiterhaufen des Albus Sunas.
    Sten selbst hatte immer einen tiefen Respekt für die alten Wege seines Volkes und die Männer und Frauen empfunden, die für ihren Glauben oft genug dem Tod ins Auge sehen mussten. Einer von diesen war Vangeliu, schon ein alter Mann, als Sten und die Trolle ihn im vergangenen Jahr kurz vor der Schlacht kennen lernten. Anstatt sich zu fürchten, hatte er den Trollen Gastfreundschaft gewährt und sich um die Wunden der Menschen gekümmert. Es schien ein altes Band zwischen dem weißhaarigen Geistseher und allen Geschöpfen in Wlachkis zu geben.
    »Vielleicht dachte Druan, dass die Magie eines Geistsehers euch zu helfen vermag. Oder dass die Geister Antworten auf eure Fragen wissen«, spekulierte Sten laut.
    »Gut. Gehen wir zu dem alten Menschling«, erwiderte Pard entschlossen.
    »Nicht so schnell. Am Hof gibt es eine Geistseherin, die Ionna berät. Wir sollten erst mit ihr reden. Vielleicht können wir uns so die Reise zu Vangeliu sparen.«
    »Dann eben zu ihr«, drängte der große Troll.
    »Es ist mitten in der Nacht.«
    »Es ist immer mitten in der Nacht, wenn wir unterwegs sind.«
    Lachend stimmte Sten dem Troll zu. Ein Hoffnungsschimmer war am Horizont aufgetaucht, und das Labyrinth der Gedanken des jungen Kriegers schien sich langsam zu öffnen.
    »Dennoch warten wir bis morgen. Menschen schlafen in der Nacht«, erklärte Sten mit gespieltem Ernst. »Wir wollen doch nicht unhöflich sein.«
     
    Der Raum war nur von einer flackernden Kerze erhellt, dennoch war es beinahe unerträglich warm. An den weiß getünchten Wänden huschten die Schatten der Menschen im Schein der Kerze umher, obwohl kein Luftzug wehte.
    »Wie lange geht das schon?«, flüsterte Sten, obgleich es eigentlich keinen Grund dafür gab. Trotzdem erschien es ihm angemessen.
    »Einige Wochen«, antwortete die Heilerin Livian. »Sie bekam zuerst Fieber, dann ging alles sehr schnell. Innerhalb eines Tages verfiel sie in diesen Zustand.«
    Die Blicke der beiden wanderten zu der Gestalt, die auf der Bettstatt lag. Die Haut der Frau war wächsern. Ihre Augen waren geschlossen, doch ihre Lippen bewegten sich unablässig, hauchten leise, atemlose Worte.
    »Warum?«, fragte Sten und wies auf die Decke, die zu beiden Seiten am Rahmen der Bettstatt befestigt war.
    »Sie ist manchmal sehr unruhig. Wir binden sie fest, weil sie sich sonst selbst verletzen könnte.«
    »Was für eine Krankheit ist das? Ein so schweres Fieber …«
    Die Worte des Wlachaken verklangen. Die Geistseherin Kaline hätte leblos gewirkt, wenn sie denn nicht die ganze Zeit geflüstert hätte. Sie wird uns keine Hilfe sein. Im Gegenteil, sie benötigt alle Hilfe, die sie bekommen kann.
    »Ich weiß es nicht. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Entweder tötet das Fieber, oder aber man erholt sich. Aber so lange auf der Schwelle zu stehen, zwischen dieser Welt und der nächsten … Ich wünschte, ich könnte mehr für sie tun.«
    »Wacht sie manchmal auf?«
    »Hin und wieder spricht sie klarer«, antwortete Livian.
    »Könnt Ihr mir einen Boten senden, wenn es so weit ist?«
    »Natürlich.«
    Dankbar verabschiedete sich Sten mit einem letzten Blick auf die kleine Gestalt der Geistseherin, die verwundbar und schwach wirkte. Im Hof angekommen, gesellte sich der junge Bojar zu Pard und Kerr, die dort warteten.
    »Es geht ihr sehr schlecht. Man kann nicht mit ihr sprechen.«
    »Und jetzt? Sollen wir dann nicht losgehen?«
    »Nein. Lasst uns noch einige Tage warten«, schlug Sten vor, dem es lieber war, wenn die Trolle an einem sicheren Ort blieben. »Vielleicht geht es ihr bald besser. Zu Vangeliu können wir auch später noch reisen.«
    Brummend stimmte Pard dem Menschen zu, aber Sten konnte sehen, dass die Neuigkeit dem Troll nicht schmeckte. Die Warterei macht ihn unleidlich. Aber Kaline kämpft ihren eigenen Kampf, und wir müssen abwarten, ob sie ihn gewinnt oder

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